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Kinder des Mars

Kinder des Mars

Titel: Kinder des Mars
Autoren: Skylar Hamill
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er dagegen als wesentlich entspannter. Überall war so viel Platz, trotz der vierzehn Millionen Menschen, die dort lebten. Der Nachteil war, dass man ohne Auto nirgendwo hin kam. In New York war alles näher beieinander, regelrecht beengt, überfüllt, zusammengequetscht.
    Boston war klein, doch groß genug, gerade richtig. Jack hatte ein Auto, war aber nicht darauf angewiesen. Sein Leben spielte sich im Wesentlichen in Cambridge ab, dem berühmten Universitätsviertel. Vom MIT zu Harvard waren es nur 2,2 Meilen, das Blue Oyster, Jacks Appartement und mehrere Supermärkte lagen dazwischen. Es war eine Welt für sich und sie funktionierte sehr gut.
    Jack kroch unter der Decke hervor. Als seine Füße den kalten Boden berührten, zuckte er zusammen. Er sah sich nach seinen Socken um, die dort lagen, wo er sie gestern Nacht achtlos ausgezogen und liegen gelassen hatte. Jack streifte sie über und streckte sich.
    Auf dem Weg ins Bad sah er aus dem Fenster. Obwohl es früh an einem Wintermorgen war, war es recht hell, denn das spärliche Licht wurde von einer weißen Fläche reflektiert und verstärkt. In der Nacht hatte sich über alles Schnee gelegt. Die Welt war von einem strahlenden Zuckerguss bedeckt.
    Damit war Verkehrschaos zu befürchten, dachte Jack beim Pinkeln. Zum Glück hatte er schon vor Wochen Winterreifen aufziehen lassen. Jack wusch die Hände und fuhr sich mit den nassen Händen durch die zerzausten Haare.
    Müde ging er zurück zum Bett, zog die Vorhänge zu und dann die Decke bis zum Kinn hoch. Er nahm sich vor, etwas früher als geplant loszufahren, und sorgfältig den Wetter- und Staubericht zu hören, bevor ihm die Augen zufielen und er weiterschlief.

2 LAX to JFK

    Ella stand vor den Eingangstüren zur Flughafenhalle. Die mahagoniroten Haare wurden ihr von einer leichten Brise ins Gesicht geweht. Sie strich sie beiseite und versuchte, sie hinter die Ohren zu klemmen. Ein letztes Mal blinzelte Ella in die Morgensonne, deren Strahlen ihre Nase kitzelten. Plötzlich musste sie niesen.
    »Hatschi!«
    »Gesundheit!« sagte jemand im Vorübergehen.
    »Sternenstaub«, meinte Ella lächelnd.
    »Wie bitte?«
    »Oh nichts.« Ella schüttelte leicht den Kopf, um das Jucken loszuwerden. Wenn Sonnenstrahlen die Nase kitzeln, fliegt Sternenstaub in die Nase und reizt zum Niesen. Das hatte ihre Tante Ginger gesagt. Ginger mit den feuerroten Haaren und hellgrünen Augen, die für alles ihre eigene Erklärung hatte, an die vielen Götter der Heiden genauso glaubte wie an den einen des Christentums, und sich selbst scherzhaft als Hexe bezeichnete.
    Nun war sie seit ziemlich genau vier Jahren tot. Ella und Jack hatten trotz des Trauerfalls die Highschool beendet und mit den Studien am College begonnen. Ella zog es in den sonnigen Süden nach Los Angeles, wo sie auch nach Abschluss ihres Bachelor of Arts blieb und an die UCLA wechselte, um ihren Master zu machen. Sie hatte sich für Anthropologie und Kulturwissenschaften entschieden, nicht zuletzt weil sie herausfinden wollte, was von der teils fantastischen Folklore ihrer Tante wahr war.
    Ella bedauerte, dass Ginger nicht mehr lebte, um mit ihr zu diskutieren. Sie vermisste auch Jack, Gingers Sohn, der am anderen Ende des Landes studierte. Ihr Cousin war für Ella mehr Bruder als ihr tatsächlicher Bruder und stand ihr näher als all ihre Geschwister zusammen. Sie vertraute ihm blind und weil sie wusste, dass er sie nie anlügen würde, glaubte sie ihm, dass Ginger ermordet worden war. Jack war sich so sicher, dass es keine Rolle spielte, was die Polizei sagte. Außerdem war seine Argumentation einleuchtend. Ginger kannte ihr Haus, sie lief oft im Dunkeln umher, sie wäre niemals gefallen. Als Zeuge für die Tat taugte Ella nicht, sie hatte geschlafen und im Gegensatz zu Jack noch nicht einmal etwas gehört, aber sie hielt trotzdem zu ihm, wann immer das Thema aufkam.
    Jack und Ella waren auf den Tag gleich alt und zusammen aufgewachsen, hatten alles geteilt und waren in dieselbe Klasse gegangen. Ihren älteren Schwestern fühlte Ella sich kaum verbunden, ihrer jüngeren Schwester und ihrem kleinen Bruder nur wenig mehr. Mit ihren Eltern verstand sie sich nicht sonderlich gut, daher war es nur natürlich, dass sie Thanksgiving mit Jack und seinem Vater verbrachte.
    In Los Angeles war herrliches Wetter. Fünfzehn Grad und kein Wölkchen am Himmel. Winter konnte man das nicht nennen. Ella trug Sneakers, Jeans und einen Pullover, in dem ihr fast zu warm war. Ihren
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