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Kinder des Mars

Kinder des Mars

Titel: Kinder des Mars
Autoren: Skylar Hamill
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darauf, deswegen mit Vivian zu streiten. Es war im Moment in der Tat sicherer, wenn Ella und Luke von nichts wussten. Insgeheim schwor er sich jedoch, sie nach Silas Tod zu benachrichtigen.
    Die Loslösung, die Vivian forderte, fiel Jack schwer. Er hatte sich alle möglichen Dinge für die Zeit nach seiner Rückkehr vorgenommen. Neben einem langen Gespräch mit Ella und Luke wollte er unter anderem seine Uhr reparieren lassen. Nicht nur war das Glas durch einen Schlag beim Training gesprungen, sie war auch stehen geblieben.
    Wann genau, vermochte Jack nicht zu sagen. Nachdem sie beim Training Schaden genommen und Vivian geschimpft hatte, hatte Jack die Uhr in seinem neuen Schlafzimmer versteckt und nur gelegentlich darauf gesehen. Er glaubte, dass sie schon etwa vor einer Woche den Geist aufgegeben hatte, in dem Augenblick, in dem er sich für sein neues Leben entschied.
    Jack musste zu seiner Verwandlung New York verlassen. Vivian hatte alles mit Taos arrangiert.
    »Es ist eine simple Zeremonie«, hatte sie Jack erklärt. »Du wirst mein Blut trinken und musst danach einen Weg durch den heiligen Berg finden. Die wenigsten haben es bisher geschafft, aus dem Labyrinth unterirdischer Höhlen wieder herauszukommen. Taos wird dir nicht mit Respekt begegnen, ehe du es getan hast. Erwarte keine große Ansprache oder gar Hilfe von ihm.«
    Heute war der 21.12.2012, ein wichtiges Datum für die Maya. Nach ihrem Kalender sollte an diesem Tag die Welt untergehen. Aufgrund einer besonderen stellaren Konstellation hatte Taos daher diesen Freitag als Prüfungstag für Jack bestimmt. Jack glaubte nicht daran, ihn veranlasste dieser Unsinn nur, an Paul zu denken, der vor Thanksgiving darüber gescherzt hatte. Die Wut stieg wieder in Jack hoch.
    Er sollte nicht in einem Flugzeug sitzen, sondern sich abends mit seinen Freunden im Blue Oyster betrinken und morgen mit einem Kater über den Blödsinn vom prophezeiten Weltuntergang lachen. Aber das war vorher gewesen. Vor Thanksgiving.
    Ebenfalls an einem Freitag, vor vier Wochen, war Jack im Krankenhaus aufgewacht und hatte die Nachricht vom Tod seines Vaters erhalten. In diesen vier Wochen war Jacks ganze Welt zusammengebrochen. Er konnte nicht mehr zurück. Er würde nie wieder mit Paul im Blue Oyster sitzen.
    Auf dem Flug in die Anden hatte Jack Muskelkater vom Training. Er hatte als Waffen Axt, Schwert und ein Messer gewählt, die gut verpackt auf dem Sitz neben ihm lagen. Außer ihm war Vivian der einzige weitere Passagier an Bord. Es hatte keine Sicherheitskontrolle für den Privatjet gegeben.
    Sie wurden auf der Reise gut versorgt, doch Jack verspürte keinen Hunger. Das Adrenalin pumpte sein Blut verstärkt durch die Adern. Er konnte es kaum erwarten, die Sache endlich hinter sich zu bringen.
    Als der Flieger an Höhe verlor, spähte Jack aus dem Fenster. Mitten in den dichten grünen Dschungel war eine kurze Landebahn geschlagen worden. Das holprige Aufsetzen durfte man dem Piloten nicht ankreiden, der erdige Untergrund war uneben.
    Vivian und Jack stiegen aus und gingen auf den Waldrand zu, an dem ihr Begrüßungskomitee wartete. Jack merkte an der Luft, dass sie in etwa dreitausend Meter Höhe waren. Zum Glück traf ihn das durch sein Hobby-Bergsteigen nicht zu schwer. Er kam damit klar. Allerdings hoffte er, dass es nicht noch viel weiter nach oben ging, denn je dünner die Luft würde, desto größer die körperliche Anstrengung bei einem Kampf.
    Vivian stellte nur Taos vor, die anderen nannte sie nicht beim Namen. Jack rätselte, warum, ob sie sie nicht kannte oder ob sie nicht wichtig genug waren. Keiner sprach ein Wort. Taos musterte Jack von oben bis unten. Jacks ausgestreckte Hand ignorierte er.
    Jack fand, dass Taos wie ein alter Indianer aussah. Seine Begleiter hatten das äußere Erscheinungsbild der Indios. Jack versuchte sich vorzustellen, dass dieser braungebrannte alte Kauz in buntgewebten Tüchern Vivians Onkel war, genaugenommen Großonkel. Er gab es bald auf. Jack sah seiner weiteren Verwandtschaft auch nicht ähnlich. Die Leute sagten immer nur, er wäre seinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten.
    Vivians Eltern kannte Jack nicht. Vielleicht hatte sie von ihnen den hellen Teint, die Vorliebe für moderne Kleidung und eine zeitgenössische Lebensweise. Vivian lebte in New York und fiel dort nicht auf, hier dagegen war sie eindeutig Tourist in ihrem Hosenanzug und feinen Schuhen. Sie hatte sich nicht die Mühe gemacht, ihre Garderobe zu wechseln.
    Taos
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