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Kinder des Donners

Kinder des Donners

Titel: Kinder des Donners
Autoren: John Brunner
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harte, unge- schminkte Warnung vor den Finsteren Gestalten, die zu
allen Zeiten versucht haben und versuchen, das Denken
zu verhindern, die immer noch unter uns sind ... zu oft über uns, so stark und so mächtig, als hätten sie nicht eine blutige Vergangenheit, wie sie sie nachweisbar ha-
ben.
    Nicht in jeder vorstellbaren Zukunft können sie abso-
lut regieren — aber stets erfüllen sie ihre Aufgabe inner- halb des jeweiligen Systems zur Zufriedenheit der Mächtigen und — bei weitem nicht zuletzt — zu ihrer
    eigenen: In >Der Schockwellenreiter< (dt. 1979, orig. >The Shockwave Rider<, 1975) macht John Brunner einen Schritt in die auf >Morgenwelt< und >Schafe blicken auf< folgende Zukunft, aber wieder ist diese >Zukunft< keine Utopie, wieder erschreckende Gegenwart; »seine Welt
ist erneut ins Grau der Bitternis eingefärbt«, ist in ein
dichtes Netzwerk aus miteinander verwobenen Daten- kanälen verstrickt, in dem es keine vertraulichen Infor-
mationen mehr gibt. Nichts mehr ist vor den zentralen,
totalitär regierenden Machtstellen in Washington ver- borgen: die Beichtstühle an sich sind zwar tabu, damit
dem Priester aber Gewissenskonflikte von wegen Beichtgeheimnis erspart bleiben, sind sie direkt mit den Polizeidienststellen verbunden — auch in dieser Zu- kunftswelt bedient man sich also dieses uralten Instru- ments zur Ausübung von Macht — »die Stielohren der Regierungscomputer durchziehen die Gesellschaft wie ein Pilzgeflecht«.
    Es ist eine Welt, in der »nur die ganz Reichen und die ganz Dummen glauben, man könne sich das Glück auf
den Leib schneidern«, mit Entsetzen bemerkt der Su-
perhacker Nick, der Held des Romans, »wie apathisch
die Menschen sind, wie sehr sie vom zentralen Prozeß
der Entscheidungsfindung abgeschnitten sind, wie völ- lig hilflos und resigniert«.
    »Es gibt zwei Arten von Narren, die eine sagt: Dies ist alt und deshalb gut. Und die andere sagt: Dies ist neu und deshalb besser.« — Zwischen diesen beiden Polen kämpft Nick, der imstande ist, jeden Code zu knacken und sich selbst dabei perfekt zu tarnen, der in jede be- liebige Identität schlüpft und sich zutraut, das engma- schige Regierungsnetz mit dessen eigenen Waffen zu schlagen.
    Die Menschen sind keine Menschen mehr, sie sind re- duziert auf numerische Größen, sie werden als Num- mern verbraucht und vernichtet — gelöscht.
    »Wenn es ein Phänomen wie das absolute Böse über-
    haupt gibt«, definierte Brunner einmal, »dann besteht
es darin, einen Menschen wie ein Ding zu behandeln. — Und doch tun sie es, diese Perfektionisten, diese ent- setzlich tüchtigen Leute, die mit ihren präzise funktio- nierenden Fischgehirnen Menschen auf Stückgut, auf Menschenmaterial, auf Zahlenkombinationen reduzie- ren.«
    Die überwiegende Mehrheit der Menschen in Brun-
ners Schreckensvision läßt es sich gefallen, denn »die Theorie lautet, hatte immer so gelautet: der anständige Bürger besitzt bei so einer Sache keinen Grund zur Furcht. Die wichtige, später wichtigste Frage hieß: Was ist mit dem unanständigen Bürger?« — Denn das ist sehr bald nicht mehr der Verbrecher, der Mörder, der Vergewaltiger und Räuber — das ist sehr bald jeder, der anders denkt, anderes glaubt, das ist sehr bald jeder, der etwas gegen die willkürliche Allmacht der Funktio- näre hat. Der findet, die Abhaltung eines Opernballes ist pervers, so lange in der Dritten Welt vier Kinder pro Minute verhungern; aber sie veranstalten ja auch Wett- fressen, und Ausstellungen mit Kunstwerken aus Nah- rungsmitteln ...
    Nick also nimmt den Kampf gegen dieses System auf, setzt den Regierungscomputern solche Riesenbandwür- mer von zerstörenden Programmierungen ein, daß den Mächtigen nur noch militärische Intervention bleibt — aber da ist es schon zu spät, da sind sie schon an ihrer eingebildeten Vollkommenheit gescheitert, da sind die Viren Nicks auch schon in den Zielgeräten der Bomber. Ein unwahrscheinliches Happy-End, und daß es so knapp wurde, sich die Rettung fast nicht mehr ausging,
ist auf einen weit verbreiteten Irrtum zurückzuführen:
Auch Nick hatte beinahe zu lange den leicht und oft tödlichen, fatalen Fehler begangen, nämlich anzuneh- men, »die Dinge könnten gar nicht so schlimm sein, wie man sie immer darstellte«.
    Sie sind schlimmer, wesentlich schlimmer, die Ge-
    heimhaltungsmaschinerien sind wesentlich effizienter,
als wir Bedrohten es uns auch nur träumen könnten — die von Zeit zu Zeit und weltweit
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