Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kinder des Donners

Kinder des Donners

Titel: Kinder des Donners
Autoren: John Brunner
Vom Netzwerk:
bestimmter Ereignisse in spezialisierten Abteilungen, gefolgt von überraschenden Bekanntmachungen ...«, traditionelles Mittel und »bestens geeignet, die Moral der Siedler auf-
zumöbeln«.
    Fazit: Wo Menschen sind, geht's gefährlich mensch- lich zu — bald wird es auch auf >Bedlam Planet< not- wendig sein, aufzubrechen, es auf einer Noch Neueren Welt wieder einmal erneut zu versuchen. Zu befürchten ist: Wieder vergeblich, Mensch bleibt Mensch, mit dem Recht auf ... — wie war das? — »Gier oder Dumm- heit«.
    Von diesem Recht wurde in Vergangenheit und Ge-
genwart reichlich Gebrauch gemacht, ein Ende ist nicht abzusehen: Die Spanische Armada hat gesiegt, absolut regiert gegen Ende des Zwanzigsten Jahrhunderts der Katholizismus die Welt, an der Macht daher natürlich Horden von Königen & Prinzen von Gottes Gnaden, be-
raten und geleitet von Jesuitenpatern — schmerzlich be- kannte Ingredienzen, die John Brunner zu einem Gro-
ßen Roman um »den Stoff, aus dem das Universum ge-
    macht ist«, um >Zeiten ohne Zahl< (dt. 1985, orig. >Times Without Number<, 1974/1981) gemischt hat.
    Gereist wird per Pferd und Kutsche, per Ruder- und Segelboot, die Zeit ist stillgestanden wie die Welt still-
zustehen hat, wenn eine päpstliche Bulle verlesen wird. Natürlich gibt es 1988/89 noch die Sklaverei, auch wenn wirklich gutes Material fast unerschwinglich teuer ist. Es wird gependelt und in esoterischen Gefilden ge- schwelgt, vom Teufel besessen gemacht und nicht uner- wartet ist einer, der noch denkt, überrascht, daß »der Boden unter seinen Füßen überhaupt noch fest ist«. We- ge und Straßen werden durch Fackeln beleuchtet und Räume durch Kerzen, der Besuch der Silvester-Mette ist Pflicht... aber wenigstens ist es in dieser fernen Zu- kunft (heute, aber eine andere Welt, eine ganz! andere) manchen Untertanen seiner Allerkatholischsten Maje- stät >peinlich<, an die Verbrechen der Vergangenheit er- innert zu werden, an das Schicksal gerade erst vernich- teter großer Zivilisationen Zentral- und Südamerikas.
    In Europa gibt's nur in Skandinavien irgendeine schismatische Sekte — dort dürfen daher sogar Frauen
wählen! Diese erschütternde Tatsache wird aber, so gut
es geht, verheimlicht, sonst lächerlich gemacht, Kennt- nisse von Welten, in denen der Wahre Glaube noch nicht so recht gesiegt hat, dürfen nicht publik gemacht
werden, überhaupt ist es eine segensreiche Einrichtung,
daß ein SJ-Generalbevollmächtigter bestimmt, welches Wissen für das Volk geeignet ist und für welches es noch nicht die erforderliche Reife besitzt... Paradiesi- sches also für Österreichs Herrn Krenn, Erzbischof, und
seine Idee, daß journalistische Meldungen über katholi- sche Belange gefälligst der gottsöbersten Approbation teilhaftig werden müßten, bevor eine Zeitung sie druk-
ken dürfte — in vollem Ernst geäußert und veröffent- licht! im Jahre des Heils 1989 ... bei aller >Härte des Re- giments< ist Brunners Welt also gar nicht so utopisch: könnten sie nur, wie sie wollen ...
    Natürlich ist >Scharfrichter< in diesem Europa der Re- ligion der Nächstenliebe ein angesehener, höchst wich- tiger Beruf — häufig wird geköpft... und nicht nur das! Besonders Widerborstigen drohen noch härtere Strafen, Exkommunikation etwa! (zeichnete nicht erst 1986 oder
87 der tüchtige Pole mit dem hl. Stuhl den Maltekischen
Ministerpräsidenten durch diese Strafe aus? — Brunner, der Prophet) Dann droht noch das Päpstliche Interdikt! Und Staaten, die nicht spuren, droht der Kirchenbann!
    Es ist eine wahrhaft grauenvolle Vision, die sich da auftut, ... wäre ein noch köstlicherer Spaß, wenn Euro- pa diesen Irr- und Aberwitz nicht blutig tatsächlich mit- gemacht hätte, und gar nicht in allzu vergangenen Zei- ten. Man erinnere sich bloß, wie sich ein Kardinal Faul- haber bei Hitlers Regime überschwenglich dafür be- dankte, daß es Zucht & Ordnung so prächtig wiederher- gestellt, Freizügigkeit in Kunst & Literatur so prächtig unterdrückt habe.
    »Die Geschichte ist unparteiisch«, läßt der Autor po- stulieren, »sie kennt keine Nachsicht mit Dilettanten, die es vorziehen, das, was ihnen mißfällt, nicht wahrzu- nehmen — und sie ist voller Tatsachen, die unser Miß- fallen erregen müssen, denen wir uns aber dennoch
nicht entziehen können.« Zumindest nicht, wenn wir als Denkende Menschen ernst genommen werden wol- len, >Zeiten ohne Zahl< ist — wie >Das Menschenspiel<, wie >Träumende Erde< — eine notwendig
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher