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Kinder des Donners

Kinder des Donners

Titel: Kinder des Donners
Autoren: John Brunner
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selbst zu den Schlachthöfen marschierenden, fellbedeckten Menschenherden — ... Menschen, die sich ihrem Instinkt folgend — als Schlachtvieh verstehen.
    Und auch in dieser Welt gibt es Menschen, denen al-
les gleichgültig ist, was um sie herum vorgeht, Brunner
nennt sie Historiker, meint einen gewissen Typus dieser
    Mensch bleibt Mensch — mit dem Recht auf Gier und Dummheit
    Gattung, meint die, die wie Voyeure in der Vergangen- heit schnüffeln und sich, ohne etwas zu lernen, nicht um Gegenwart und Zukunft bekümmern.
    Sie haben natürlich das Monopol auf die Lehrtätig- keit — ganze Völker haben sie schon verblödet, »daß die jedes Gefühl für die Notwendigkeit der Gegenwart verloren. Diese auf falschen, längst zu kargen, verbre- cherischen Dogmen verkommenen Theorien Hocken- den wissen nicht (mehr), daß manchmal Veränderungen erforderlich sind«. Selbst wenn es um das Überleben des ganzen Planeten geht, also auch um ihr Da-Sein, ist
ihre einzige Reaktion: »Gelehrte sollen sich die Hände
schmutzig machen? — Pfui, wie obszön!«
    Es ist in dieser Zeit das Volk, das den Ewiggestrigen die Antwort gibt, es komme nicht darauf an, die Welt zu interpretieren, wie es diese verblendeten Vielschwätzer so gerne tun, sondern es gelte, sie zu verändern; es sei nun einmal so, daß es nur ein Los für eine erstarrte Ge- sellschaft gebe — die Zersplitterung.
    Und abgesplittert werden jene, die in ihrer Kurzsich- tigkeit und in ihrem Egoismus erleichtert aufatmen, wenn sie erfahren, daß >erst< in 288 Jahren ein >falling star< ihre >Erde< verbrennen wird: Na also, was soll's? Da leben wir ja ohnehin nicht mehr ... — ein Stand- punkt, der angesichts heutiger vor Ozonloch und Re-
    genwaldrodung gar nicht deutlich genug angeprangert werden kann, eine Indolenz, die 1968, als Brunner das Buch schrieb, vor allem die zügellosen Atomlobbies auszeichnete, der Vergiftung der Meere damals schon, der Anhäufung von ABC-Waffen, der Verlagerung der Chemieindustrie in die Dritte Welt... man kennt Bei- spiele zur Genüge.
    Oder kennt sie vielmehr nicht. Sonst würde die Menschheit — und es ist schon fast zu spät — ihre Er- mordung nicht so geduldig über sich ergehen lassen.
    Für Brunner spielt es bei der Beurteilung seiner Zeit- genossen — und er kennt sie! — keine Rolle, unter wel-
chen klimatischen oder — vor allem — ökonomischen Verhältnissen sie leben, existieren müssen, offenbar verurteilen sie sich jedenorts und jederzeit zu den im- mer gleichen Fehlern.
    In >Bürger der Galaxis< war die Welt zu reich, in >Die Pioniere von Sigma Draconis< (dt. 1971, orig. >Bedlam Planet<, 1968) bietet die Erde, »deren Ebenen und Wäl- der von der Gier und der Dummheit des Menschen in
Agrarsteppen und Karstwüsten verwandelt und deren
liebliche Täler und Ufer mit häßlichen Stadtlandschaf- ten überzogen worden waren«, keine Chance mehr auf
eine lebenswerte Existenz. Autoren haben's leicht ... al- so auf ins All, auf zu Neuen Welten ... ein Unterfangen, das bei John Brunner nicht so wahnsinnig viel Raum für Optimismus läßt, zu oft erscholl der Ruf hier, auf unser aller >Heimatplaneten<, und zu oft wurde er der Auftakt für Mord und Totschlag, Holocaust für ganze Völker, Rassen.
    So direkt macht es Brunner nicht, in seiner Neuen Welt gibt es den größten Feind des Menschen nicht — den anderen Menschen, dafür unbekannte Bakterien, die die Aufarbeitung von Ascorbinsäure verhindern und damit Skorbut grassieren lassen — worauf alles in schrankenlose Lethargie verfällt; dann gibt es seltsame Quallen, deren Berührung das »Universum in wilde
    Drehung« versetzt und zu temporärer >blinder Verrückt - heit< führt ... im Grunde nichts Unbekanntes also, und insgesamt kein leichtes Leben, denn »wie lange kann ein Mensch seinen Geist mit der Notwendigkeit bela-
sten, jede seiner Handlungen einer bewußten Entschei- dung zu unterwerfen?« — ist ja auch wirklich zuviel verlangt! Denken auch noch! — »... dabei bietet der Pla- net mehr Zeit für Fehler als die Erde, ist der Traumpla- net auch für jeden Unternehmer — endlich ein Dreißig Stunden-Tag!«
    Nach wunderschöner, wohldosierter Ironie: lange dauert's auch bei diesen wenigen Pionieren nicht, bis der Mensch wiederum des Menschen ärgster Feind wird ... begonnen wird mit der durch >Sachzwänge< entschuldigten Teilung der Gesellschaft in Oben und Unten, bald folgen die bekannten Tricks der neuen >Ent- scheidungsträger<, wie »die Geheimhaltung
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