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Kinder des Donners

Kinder des Donners

Titel: Kinder des Donners
Autoren: John Brunner
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ihre »ganze Umgebung ein leben- diger Akt von Grausamkeit«, jenseits jeglichen Ret- tungsversuches in »ihrem krankhaften Glauben an astrale Projektion und die Herrschaft des Geistes über die Materie«.
    Der logische Schluß aus all dem, das Brunner unge-
mein treffend, durchdacht, beißend und höhnend den Jenseitsianern, EgoTrippern, Murphyanern, NewAgern, müslihaft-verzopft-pendelnd Verkommenen wenig- stens ins Stammbuch schreiben konnte — wenn schon nicht ins verblendete, ausgeschaltete, vertrocknete Hirn: »Ich sage Ihnen, ... ich glaube nicht, daß die Men- schen reif genug sind, um ihnen die Erde anvertrauen zu können . ..«
    Sie haben sie aber nun einmal — und deshalb ist alles so, wie es ist, und es ist fürchterlich (Hans Henny Jahnn) und noch fürchterlicher, wenn Brunner in >Das Menschenspiel< (1984) einfach heute schon allerorten verbreitete geistige Wahnsinnstaten räumlich und zeit- lich zusammenlegt, wenn heute schon Alltägliches ein-
fach einmal massiert auftritt. Der Originaltitel >Players at The Game of People< (1980) schält die wahrhaft Schuldigen deutlicher heraus, mit Carl Christian Bry sollte man nicht die Gläubigen verurteilen — scho-
nungslos aber die Verdummer, die Scharlatane und Großbetrüger aller Schattierungen.
    Die Welt des >Menschenspiels< ist ein Paradies für egomanische Narzißten, in ihr wimmelt es nur so von Astrologen, Numerologen, esoterisch wirkenden Exper-
ten für Berufswahl & Karriere, für Nomenklatur. Arbei- ten braucht da niemand mehr, über — ... nein: hinterir- disch wird über — .... nein: hinternatürlich jeder
    Wunsch erfüllt. Analysatoren helfen, hemmende Barrie- ren abzubauen, >Vernunft< etwa —, achten auf die Ein- haltung von Ritualen, die ernsthaftes Bemühen, >Leben< ersetzt haben.
    Heere von Schleppern rekrutieren potentielle Opfer,
und solche gibt es genug, es gibt genug Menschen, die sich einbilden, etwas zu können, wovon sie keine Ah- nung haben und wofür sie auch nie auch nur der Fun- ken eines Talentes je gestreift — Einbildung genügt, der Wunsch ersetzt das Ziel... eine sehr vertraute Welt, hier und heute verkaufen Betrüger Tonbandgeräte, die das Lernen einer Fremdsprache im Schlaf ermöglichen
sollen ... Devise: Alles erreichen — nichts dafür leisten. Wer das richtige Amulett hat, gewinnt bei Pferdewet- ten, Zaubersprüche, Glücksbringer gibt's zuhauf und diese Neuen Scharlatane, die das Leben auf einer Astral- ebene predigen und die Führung des Menschen aus ei- ner Geisterwelt, natürlich vermittels ihrer reibungslosen und zu bezahlenden Kommunikation mit der Unend- lichkeit.
    Es ist sehr leicht, jemanden zu betrügen, der betrogen werden will... der sich selbst belügen, betrügen will:
    »Fast alle von uns haben zum Beispiel das Erlebnis gehabt, in die Pubertät einzutreten oder Eltern zu wer- den oder mit einem Rivalen konfrontiert zu sein oder Hunger zu leiden ...« und so weiter zitiert Brunner den
Wasserfall der Platitüden, wer noch nicht nickt, ent-
kommt dem nächsten schlagenden Argument der Men- schenfischer nicht, denn »... natürlich haben wir alle das Geburtserlebnis gehabt... Sie haben sicher davon gehört, daß es im menschlichen Gehirn mehr mögliche Neutronenverbindungen gibt als Partikel, wenn man das ganze sichtbare Universum fest mit ihnen vollpak- ken würde?« Es ist nicht einmal nötig, »davon gehört zu haben«, »nötig« ist zum Verfall nur, sich von diesem und ähnlichem Gewäsch Vernunft und Hirn verblasen zu lassen ... unauffällig ... denn selbstverständlich ist
    eine der ersten zu lernenden Lektionen, daß nur höchst intelligente Menschen überhaupt den Zugang finden ... Es ist furchtbar, daß Brunner recht hat mit seiner Schil- derung, daß es stimmt, daß es wirklich so einfach ist,
Menschen in jegliche Idiotie hineinzubetören:
    »... manchmal verleiht die poetische Imagination, die uns durch den Aberglauben gewährt wird, der nackt- wissenschaftlichen Landschaft unserer Existenz ein we- nig Farbe ...«, und wer sehnt nicht nach >ein wenig Far- be<, schon ist die Schlinge gelegt, in die schon Leda in der >Träumenden Erde< freiwillig und aus Dummheit fiel — und wenn am Ende auch die Selbstzerstörung steht (lt. Bry: Wahnsinn oder Selbstmord), was tut's: Schuld tragen ohnehin die anderen ... die, die den Wahnsinn (den Kranken nur aus reiner Bosheit) nicht mitmachen.
    Sie glauben, daß Sie Talent für etwas haben? (auch wenn Sie nicht einmal wirklich wissen, wovon Sie spre- chen,
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