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Kinder des Donners

Kinder des Donners

Titel: Kinder des Donners
Autoren: John Brunner
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recht unzuverlässige, unsichere Frau des Agenten wendet sich von der Realität ab und Glücklichen Träu- men zu — der Mann kann nicht einmal mehr ent- täuscht, eifersüchtig sein:
    »Ich wäre vielleicht eifersüchtig auf etwas, das meine
Frau getan hat. Aber ich habe keinen Glücklichen Träu- mer geheiratet... Ich kenne dich nicht. Du bist eine Fremde für mich ... Du hattest deine Chance, das Er- wachsensein zu lernen, Leda. Du warst zu faul und zu
     
    selbstsüchtig, sie zu nutzen. Jetzt hast du dich einmal zu oft wie ein Kind benommen und mußt dich von nun an selbst um dich kümmern.«
    Die nur logische und selbstverständliche Konsequenz des Mannes muß die nur noch ihrer Monomanie leben- den Frau natürlich empören, sie verdammt ihn für ihre Fehler, für das, was er an ihrem Verhalten, ihrer freiwil- ligen Verabschiedung aus der Welt der Denkenden und Fakten nicht akzeptieren kann: Nur wegen ihres Kör- pers habe er, in ihren nur noch nach Selbstentschuldi-
gungen suchenden Augen »ein dummes, herzloses, selbstsüchtiges Tier«, sie geheiratet, nie habe er an je- mand anderen gedacht als an sich, immer schon wäre
das seine Art gewesen ...
    und alles, weil er arbeiten muß. Weil er täglich hinaus muß in die Welt — in die reale, in die, die Löhne und Gehälter zahlt — während sie sich freiwillig! zu Hause
langweilt ... Zu spät, erst, als sie schon abgehoben hat,
keinen Fuß mehr auf den Boden bringt, verlangt sie von ihm, ihr zu helfen, krallt sie nach ihm, ... »Greville hat-
te einen Augenblick lang das Gefühl, aus der Wirklich- keit gerissen zu werden, als ob die Erde sich plötzlich aus ihrer Achse der Logik und des klaren Verstandes ge- löst hätte ...«, sie sieht auch nicht, als alles schon zu
spät ist, daß es ihre Schuld war, daß er ja nichts dafür
    Narzißmus als Krankheit des Jahrhunderts:
Der Egomane als wandelnder Akt der Grausamkeit
    kann, daß er als Agent des Rauschgiftdezernats der UN ständig unterwegs sein muß ... wenn das sie halb ver- rückt macht, gehört sie in psychiatrische Behandlung — aber das schafft er nicht:
    »... ich war sechs Jahre mit dir verheiratet und weiß,
daß du nicht bösartig bist. Dumm und selbstsüchtig, ja, und nie erwachsen geworden ... du bist krank. Und da
    der ganze verdammte Planet um uns herum krank ist, gibt es nicht genug Platz, sich um alle kümmern zu kön- nen. Also kannst du nicht nach einem anderen suchen, der dich heilt, Leda. Wenn du willst, mußt du es allein tun.«
    »Totenbleich, plötzlich alt geworden, irgendwie zer- fallend« muß sie das Ende erkennen ... und vergeht in »schrillem Jammern vor Selbstmitleid«. Seit Monaten hatte der Mann wehrlos zusehen müssen, Worte sinn- los, Argumente vergeblich, hatte sich »auf diese endgül- tige Detonation ihrer Ehe gestählt, so daß er nicht den
vollen Schmerz ertragen mußte, sondern nur eine Art
dumpfes Bohren spürte, das von der dämpfenden Wir- kung der Resignation überlagert wurde ... Wird sie denn nie erwachsen? ... Zu Anfang war das nicht schlimm gewesen — es hatte sogar dazu beigetragen, das Leben amüsanter zu machen. Doch das Amüsante
war Stück für Stück zerbrochen. Und schließlich ...«
    Bei allem, was sie ihm angetan, hatte »sie wahr- scheinlich über ihre Schläue fröhlich gekichert«, dabei mußte sie ja eigentlich die Konsequenzen kennen, die fürs Abheben in Glückliche Träume drohten ... aber »trotz dieses Wissens hatte sie versucht, ihr Leben zu ruinieren, und auch das seine ...« Es war ihm sogar klar geworden, daß sie erwartet hatte, ihn in Panik versetzen zu können ... sie wollte sich den Spaß machen, ihn lei- den zu sehen ...
    doch sie besaß nicht mehr die Macht, ihn leiden zu lassen: — Aus, sagte Greville leise: wirklich weh tun kann einem nur ein Mensch, den man liebt, nicht ein-
mal einer, den man einmal geliebt hat.
    »Typischer Affektmangel...«, las er in einem Akt, »fast völlige Lösung von der Realität... sorgfältige Be- obachtung körperlicher Hygiene ... doch Verweigerung jeder Kommunikation, die über grundsätzliche Fragen
und Antworten hinausgeht... anscheinend völlige
Konzentration auf individuelle Phantasien.«
    »Glückliche Träume« spendet eine tödliche Droge, sie geben geradezu manische Sicherheit — diesen Kranken
ist nicht mehr zu helfen: sie wollen verletzen, eifersüch- tig machen und wütend, wollen zwingen, sie zu lieben. Sie verlassen ihr Heim, ihre Familie, geben jede Verant- wortung auf, sind für
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