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Kinder des Donners

Kinder des Donners

Titel: Kinder des Donners
Autoren: John Brunner
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tatsäch- lich sind und zu welchem Behufe sie ersonnen wurden, zeigt, was der Trödel war und ist: eine großartige Erfin- dung machtbesessener Menschen, skrupelloser Verbre- cher. Diese aber sind wohltuend Brunners ständige Gegner, wie Gegner jedes Vernünftigen.
    Auch in >Das öde Land<, der Originaltitel >To Conquer Chaos< trifft dieses Werk um die Definition des Lernens besser. »Menschen ertragen viel« heißt es zum Beginn
viel, aber sehr viel müssen sie unnötigerweise ertra- gen, weil ihnen ein paar Idioten — hier >Weise< genannt
stets den logischen Weg zum Licht verstellen. Müssen sie ja auch, weil Religionen wie Glühwürm- chen sind, und daher, versuchte schon Schopenhauer öffentlich zu machen, der Dunkelheit bedürfen, um zu leuchten.
    »Wodurch etwas entstanden ist« zu untersuchen scheint ihnen sündhaft: »Es ist einfach da, wie alles in der Natur. Und darüber zu spekulieren, wodurch die
Dinge so sind, wie sie sind, ist ein müßiger Zeitver- treib.« Selbstverständlich ist diesen das Alleinseligma- chende Geistiger Armut predigenden >Weisen< ein >zu-
    gereisten, denkender Fremder der leibhaftige Teufel, selbstverständlich sind Ähnlichkeiten mit unserer Wirk- lichkeit kein Zufall in diesem Plädoyer für das Streben nach Erkenntnis, nach dem Trachten, auch Visionen und Träume zu verwirklichen — allerdings nur — und nur und Nur! — auf der Basis von Wissen, Forschen, von Fakten, nicht — und nicht und Nie! — über Aber- glaube, Vorurteil, mystische Drohungen und irrationale Ängste.
    Diese Welt und diese Zeit aber kann auch John Brun- ner nirgendwo und nirgendwann finden — am wenig- sten in einem seiner Meisterwerke, in >Träumende Er- de< (dt. 1983, orig. 1963 >The Dreaming Earth<), einem Roman aus einer Zukunft, in der »die ganze Menschheit
verrückt geworden sein mußte« — wieder ein heutiges, gültiges Bild also.
    Von allem, allem! gibt es zuwenig — nur Menschen gibt es zuviele. In der Zeit des Romans glauben doch
tatsächlich viele und immer mehr Menschen, daß man
ihnen das Nötigste wegnimmt, um es einem Häufchen
Schmarotzer Ganz Oben zu geben, es ist die Zeit der traditionellen Verbindung von Autorität und Uni- form ... was für Brunner wenigstens den Vorteil bietet, daß die Menschen ganz leicht erkennen, wen sie be- schimpfen müssen. Eine Zeit ist beschrieben, in der Menschen verhungern, vergeblich nach Bildung schrei- en oder auch nur sinnvoller Unterhaltung ... es gibt zu- viele Menschen, die Väter-Generation vertraut blind der Obrigkeit, den Kindern bringt man in der Schule bei, sich selber Spritzen zu setzen ... sehr, sehr bald denken
sie es sich als »absolut wunderbar, aus dieser beschisse- nen Welt katapultiert zu werden«.
    Die Manipulation ist in einer so überfüllten, medial durchsetzten Welt noch einfacher geworden, das Rezept
ist bewährt: »Man erfindet einen unreputierlichen Kult« (oder nimmt einen schon vorhandenen) »und diskredi- tiert die Wahrheit, indem man sie mit ihm assoziiert« ...
    und lacht sich auch noch halbtot über die Dummheit der
Menschen, die in blinden Glauben verfallen, die Glück-
liche Träumer werden in einer Welt ohne jeden Zusam- menhang mit der Realität, sich vom Boden der Tatsa- chen wegträumen: ein Wehren, ein Kampf gegen diesen
Irren-Kult mit Millionen und Abermillionen von Mit- gliedern ist von vornherein aussichtslos, dazu kommen noch all die Unzählbaren, die schon an der Schwelle der Gläubigkeit stehen, die auch schon zu den Verlorenen gerechnet werden müssen ...: »Was würde passieren ... wenn nichts mehr getan wird, weil alle sich in hübsche
Visionen zurückziehen ...?«, wenn noch mehr als ohne- hin, wenn zu viele Menschen hilflose Beute der Heils- lehrer, dieser >Bande gemeiner Betrügen ...
    ... und es hatte natürlich keinen Sinn mehr, mit de- nen auch nur zu diskutieren, zu versuchen zu diskutie- ren, sie waren >festgelegt<, in geistiger Blindheit einbe- toniert.
    Überaus beklemmend, so angstmachend nahe, sind die Allgemeinzustände in dieser Welt Brunners — dane- ben besticht dieser Autor hier unvergleichlich als Men- schenbeobachter und -kenner. Gerade auf einer erschütternden Charakterstudie etwa illustriert Brunner die verworrene Persönlichkeitsstruktur einer dieser Sucht Verfallenden im Anfangsstadium des Verlassens der wirklichen Welt: Die schwache, bisher und später erst
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