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Kinder der Apokalypse

Kinder der Apokalypse

Titel: Kinder der Apokalypse
Autoren: Terry Brooks
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Dutzende und Aberdutzende verkrümmter Gestalten. Er taumelt hinüber zu Tyler und Megan, die still und blutend daliegen, die Augen weit aufgerissen und starr. Er spürt, wie sich seine Brust zusammenzieht und seine Kraft ihn verlässt. Sie sind tot. Seine ganze Familie ist tot. Es ist so schnell gegangen.
    Er bemerkt eine jähe Bewegung, als einige düstere Wesen sich aus der Dunkelheit nähern. Einst-Menschen, wild und mit grimmigem Blick; die Gesichter sind Gesichter von Tieren. Ohne nachzudenken, ohne auch nur zu wissen, woher er überhaupt weiß, was er zu tun hat, löst er die Sicherung an der Tyson Flechette, reißt den Lauf nach oben und schießt in ihre Mitte. Sie verschwinden zu Dutzenden, werden nach hinten in die Nacht gerissen. Er schwingt den Lauf nach rechts und schießt erneut. Wieder fliegen Dutzende auseinander. Er ist begeistert, wird ebenso irre wie sie, ebenso von Blutgier erfasst. Er hasst sie für das, was sie getan haben. Er will sie alle vernichten.
    Dann sieht er eine andere Gestalt, einen Mann, der an der Seite steht, hoch gewachsen und gebeugt, geisterhaft grau in einem Umhang, der fast bis zum Boden reicht. Sein Blick ist unter der Krempe seines Schlapphuts auf Logan gerichtet, und in seinen Augen steht eine kalte Anerkennung, die den Jungen erschreckt. Er versteht nicht, was der Alte anerkennt, aber eines weiß er mit Gewissheit: Obwohl er bisher noch nie einen gesehen hat, versteht er sofort, dass er einem Dämon gegenübersteht.
    Der Dämon lächelt ihn an und nickt.
    Eine Hand reißt ihn abrupt herum und schlägt ihm die Flechette aus den Händen. Augen so hart und schwarz wie Obsidian starren ihn aus einem faltigen, verschwitzten Gesicht an. »Das reicht erst einmal, Junge, jetzt wird es Zeit, dass wir verschwinden. Wir wollen leben, damit wir morgen auch noch kämpfen können! «
    Er packt Logan am Arm und rennt mit ihm ins Dunkel. Andere, deren Gesichter ebenso bemalt sind, schließen sich ihm an, scheuchen die Verbliebenen vor sich her, die sie aus den Trümmern des Lagers zusammengetrieben haben. Eine Nachhut bildet sich, um ihren Rückzug zu decken, Waffen feuern auf Gruppen von Einst-Menschen, die versuchen, sie einzuholen.
    »Lauf, Junge. « Der Mann, der ihn festgehalten hat, stößt ihn jetzt von sich.
    Logan kämpft gegen den Krampf in seinem Bauch an, gegen die Tränen, und läuft. Er schaut nicht zurück.
    ***
    Das Sonnenlicht des Vormittags blendete Logan Tom, als er die Augen öffnete, und er blinzelte angestrengt, um die Schläfrigkeit loszuwerden, während er durch die Windschutzscheibe des Lightning-150-Geländefahrzeugs blickte. Die Landschaft von Indiana breitete sich leblos zu beiden Seiten des kleinen Ulmenhains aus, in dem er die Nacht verbracht hatte. Die Straße, der er westlich Richtung Chicago gefolgt war, erstreckte sich hinter ihm und vor ihm, aufgerissen, von Unkraut überwuchert und mit Schutt bedeckt. Er sah sich um. Bleiche Felder, ausgedörrt von Wochen ohne Regen, bildeten im Süden ein gebrochenes braunes Flickwerk. Im Norden stand etwa eine halbe Meile entfernt ein Bauernhof mit Scheune verlassen in einem kleinen Eichenhain, der schon nach Winter und Tod aussah.
    Nirgendwo am Horizont regte sich etwas. Nicht einmal Fresser, und Fresser waren überall, wo es Menschen gab.
    Er griff nach dem Stab, umklammerte ihn einen Moment lang fest, dann fuhr er über die polierte schwarze Länge, spürte die tröstliche Präsenz der Runen, die in die Oberfläche des Holzes eingeschnitzt waren.
    Ein weiterer Tag in der Welt.
    Er überprüfte die Anzeigen des Geländefahrzeugs, warf einen flüchtigen Blick auf die Lichtreihen, die in der Helligkeit des Tages alle grün blinkten. Die roten Lichter waren dunkel und versicherten ihm, dass sich niemand während der Nacht dem Fahrzeug genähert hatte. Er hätte ihren Warnton ohnehin nicht verschlafen, aber es schadete nichts, sich zu überzeugen. Das gepanzerte Geländefahrzeug war seine Lieblingswaffe gegen die Monster, die ihn jagten, und er verließ sich darauf, wie man sich auf seinen besten Freund verließ. Nicht, dass er je einen besten Freund gehabt hätte. Michael war sein letzter wahrer Freund gewesen, aber vor allem war er Logans Lehrer gewesen. Michael, ein technisches Genie, hatte das Geländefahrzeug erworben und umgebaut. Nach seinem Tod war der Lightning an Logan gefallen, das kleine Erbe eines überlebensgroßen Mannes.
    Er dachte einen Moment an seinen Traum von der letzten Nacht, in dem es um seine
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