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Kinder der Apokalypse

Kinder der Apokalypse

Titel: Kinder der Apokalypse
Autoren: Terry Brooks
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hoffte, wenn seine Aufgabe hier beendet war und er wieder schlief, dass die Träume ihn zumindest eine Nacht lang in Ruhe ließen.
    Häuser erschienen in der Ferne, dunkle Umrisse vor der flachen Landschaft. Es gab keine Lichter, keine Feuer oder Kerzen, keinerlei Anzeichen von Leben. Aber es gab Leben, das wusste er. In Städten dieser Größe gab es überall Leben. Nur nicht die Art, der man begegnen wollte.
    Er lenkte den Wagen den schuttübersäten Highway entlang auf die Stadt zu, vorbei an zerbrochenen Schildern und Gebäuden, deren Dächer durchsackten und deren Wände eingestürzt waren. Aus dem Augenwinkel bemerkte er, dass sich etwas bewegte. Fresser. Wo es Fresser gab, gab es auch andere Geschöpfe. Er warf einen Blick auf die Energieanzeige des Lightning und fuhr weiter.
    Am Straßenrand stand ein kleines grünes Schild, dessen Beschriftung verblasst und abgewetzt wirkte:
     
    WILLKOMMEN IN
    Hopewell, Illinois
    Bevölkerung 25 501
     
    Fünfundzwanzigtausendfünfhundertundeins, wiederholte er lautlos. Früher einmal vielleicht. Vor hundert Jahren. Vor mehreren Leben, als die Welt noch in einem Stück war.
    Er fuhr auf sein Ziel zu und versuchte, nicht mehr daran zu denken, was er für immer verloren hatte.

2
    Hawk ging an der Spitze, als die Ghosts aus ihrer unterirdischen Höhle kamen, die unter dem ehemaligen Pioneer Square lag, und sich auf den Weg zur Stadtmitte von Seattle machten. Es war eine Stunde vor Mittag, die übliche Zeit für Handelsvereinbarungen und Austausch, aber er ließ sich gern ein wenig Zeit, um für die Möglichkeit einer Begegnung mit Freaks gewappnet zu sein. Normalerweise sah man bei Tag nicht viel von ihnen, aber man wusste ja nie. Es war nicht gut, Risiken einzugehen. Als Anführer war er für die Sicherheit der anderen verantwortlich.
    Es war still in der Stadt, die mit Schutt übersäten Straßen wirkten öde und leer, die Läden und Wohnungen ruhig und verlassen. Ihre Glasfenster waren herausgebrochen, die Türen hingen schlaff in den Angeln. Verrostete Wracks von Autos und Lastwagen standen dort herum, wo ihre Besitzer sie vor Jahrzehnten hatten stehen lassen, nur wenige noch ganz, die meisten schon lange ausgeschlachtet und in leere Hüllen verwandelt. Hawk fragte sich bei ihrem Anblick, wie die Stadt wohl ausgesehen hatte, als Fahrzeuge noch Räder hatten und sich in einem stetigen, gleichmäßigen Verkehrsfluss von einem Ende zum anderen bewegten. Er fragte sich, wie er es immer tat, wie die Stadt wohl ausgesehen haben mochte, als sie noch voller Menschen und Leben war. Heutzutage lebte in der Stadt niemand mehr, jedenfalls nicht außerhalb der Mauern der Lager. Es sei denn, man zählte die Freaks und Straßenkinder mit, und das tat niemand.
    Hawk ließ die anderen an der Kreuzung Halt machen, die die Nordgrenze des Pioneer Square bildete, und warf Candle einen fragenden Blick zu. Ihre klaren blauen Augen leuchteten, und sie nickte. Es war sicher weiterzugehen. Sie war erst zehn Jahre alt, aber sie sah Dinge, die sonst niemand sehen konnte. Schon mehr als einmal hatten ihre Visionen ihnen das Leben gerettet. Er wusste nicht, wie sie das machte, aber die Ghosts konnten froh sein, sie bei sich zu haben. Er hatte ihr einen treffenden Namen gegeben: Sie war ihr Licht in der Dunkelheit.
    Er warf einen kurzen Blick auf die anderen, einen wilden Haufen in Jeans, Sweatshirts und Turnschuhen. Er hatte ihnen allen Namen gegeben. Er hatte ihre alten Namen abgeschafft und sie mit neuen versehen, solchen, die sich auf ihr Wesen und Temperament bezogen. Sie würden ein neues Leben beginnen, hatte er ihnen gesagt. Keiner sollte seine Vergangenheit in die Zukunft tragen müssen. Sie waren die Ghosts und suchten die Ruinen der Zivilisation heim, die ihre Eltern vernichtet hatten. Eines Tages, wenn sie keine Straßenkinder und Ausgestoßenen mehr waren und anderswo leben könnten, würde er einen besseren Namen für sie finden.
    Candle lächelte, als sie einander ansahen. Es war dieses strahlende Lächeln, das alles rings umher aufhellte. Er spürte plötzlich, was sie dachte, und wandte sich schnell ab.
    »Gehen wir«, raunte er.
    Sie gingen die First Avenue entlang, vorbei an ausgeschlachteten Autos und Müllhaufen, nach Norden zur Mitte der Stadt. Er wusste, dass es die First Avenue war, weil es immer noch auf Augenhöhe mit den kunstvollen Straßenlampen Schilder an den Gebäuden gab. Die Schilder funktionierten nach wie vor, auch wenn die Lichter es nicht mehr taten. Hawk hatte
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