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Kinder der Apokalypse

Kinder der Apokalypse

Titel: Kinder der Apokalypse
Autoren: Terry Brooks
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Einige von ihnen waren seine Freunde gewesen. Er hatte es immer wieder erlebt. Er hatte es nie verstanden, aber gewusst, was zu tun war. Er hatte sie gnadenlos gejagt und mit unerschütterlicher Entschlossenheit getötet, und er würde sie und die Dämonen, die sie schufen, jagen und töten, bis alle vernichtet waren oder es ihn selbst das Leben kostete.
    Der Mittag kam und ging. Er verließ Indiana und erreichte Illinois, als die Sonne sich langsam auf den westlichen Horizont zubewegte, bis der Himmel eine leuchtende Mischung aus Gold und Scharlachrot wurde. Das war das Schöne an der Luftverschmutzung: Sie lieferte unglaublich farbenprächtige Sonnen-Untergänge. Wenn man schon in einer vergifteten Welt leben musste, konnte man wenigstens die Ausblicke genießen.
    Er hielt den Lightning mitten auf der Straße an und stieg aus, um zuzusehen, wie die Farben sich ausdehnten und dunkler wurden. Er hatte den schwarzen Stab mitgenommen. Er streckte sich, versuchte, die Schmerzen und die Steifheit loszuwerden, die er sich von der Nacht im Fahrzeug geholt hatte. Er war groß und schlank geworden wie sein Vater und strahlte Zähigkeit und Kraft aus. Narben überzogen seine Hände und Arme, weißes Aufblitzen vor dunklerer Haut. Er hatte noch schlimmeren Schaden genommen, aber das war ihm nicht anzusehen. Das meiste davon betraf seine Gefühle. Er war abgehärtet von Jahren des Dienstes an der Welt, von dem Schmerz und dem Leid, das er gesehen hatte, und von dem Gefühl des Alleinseins, das er ständig empfand. Sein Gesicht schien wie das seines Vaters nur aus Ecken und Kanten zu bestehen, das Gesicht eines Kriegers. Aber die sanften blauen Augen seiner Mutter halfen, die Grobheit zu mildern. Mitgefühl stand in diesen Augen, aber Mitgefühl war ein Luxus, den er sich nicht oft leisten konnte. Die Dämonen und andere Wesen dieser Art gestatteten das nicht.
    Er starrte in die Ferne, vorbei an einer gebrochenen Linie krummer Zaunpfähle, dorthin, wo die Dunkelheit begann, sich über die Landschaft zu senken. Der Horizont im Osten war bereits in trübes Licht getaucht. Während er das Band neu knüpfte, das sein langes schwarzes Haar zurückhielt, beobachtete er, wie die Schatten, die von den Pfosten ausgingen, wie Schlangen länger wurden.
    Dann veränderte sich der Nachmittagswind plötzlich und trug den Gestank von Tod heran.
    Er folgte seinem Geruchssinn zum Straßenrand, bis zu einer Stelle, an der sich Aasvögel in einer dunklen Wolke aus dem Graben erhoben, der sie bis dahin verborgen hatte, und er die Überreste der Leichen sehen konnte, an denen sie gefressen hatten. Er spähte auf sie hinab, versuchte zu erkennen, was geschehen war. Mehrere Familien waren zu Fuß unterwegs gewesen, nahm er an. Jedenfalls waren sie schon einige Tage tot. Hatten sich hier draußen erwischen lassen, waren gepackt und dann hierhergezerrt worden. Schwer zu sagen, was sie erledigt hatte.
    Etwas Großes und Schnelles. Etwas, dem ich jetzt nicht begegnen will.
    Er kehrte zum Lightning zurück, stieg wieder ein und fuhr weiter, immer auf das trüber werdende Licht zu. Der Himmel im Westen war klar und immer noch hell, also schaltete er die Lampen noch nicht ein. Nach einer Weile ging der Mond auf, eine schmale Sichel im Nordosten, tief und silbrig. Einmal zeigte das Licht etwas, das sich durch die verwüstete Landschaft bewegte, geduckt und tief, auf allen vieren. Es hätte alles sein können. Er warf einen Blick auf die Anzeigen des Fahrzeugs, aber sie zeigten nichts, nur grüne Lichter, die ihn anstrahlten.
    Er brauchte weniger als eine Stunde, um die Siedlung zu erreichen. Er hatte Illinois fast vollkommen durchquert und einen Ort erreicht, an dem er nie zuvor gewesen war. Aber die Herrin hatte klargemacht, dass sie ihn hier wünschte. Sie war in seinen Träumen zu ihm gekommen, hatte ihm Richtung und Anleitung gegeben und die ununterbrochenen Alpträume seiner Vergangenheit etwas gelindert. Früher, hatte ein anderer Ritter ihm erzählt, hatten sie von einer Zukunft geträumt, die eintreten würde, wenn ihre Bemühungen, sie zu verhindern, scheiterten. Nun gab es keinen Grund mehr, von dieser Zukunft zu träumen; sie lebten sie alle. Dafür träumte er von den düsteren Momenten seiner Vergangenheit, von Versagen und verpassten Gelegenheiten, von Verlusten, die zu schmerzlich waren, um sie noch einmal zu erleben, es sei denn in Träumen, und von Entscheidungen, die ihm Narben eingebracht hatten, die nie wieder verschwinden würden.
    Er
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