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Kind der Prophezeiung

Kind der Prophezeiung

Titel: Kind der Prophezeiung
Autoren: David Eddings
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Schwertern und Äxten durchstreiften sie den Norden, selbst bis in die Gebiete des ewigen Eises, einen Weg zu ihren Erbfeinden zu suchen.
    So war es bis zu der Zeit, als Cherek Bärenschulter, der größte König der Alorner, zu Aldurs Tal wanderte, um Belgarath den Zauberer aufzusuchen. »Der Weg nach Norden ist offen«, sagte er. »Die Zeichen und die Vorhersagen sind günstig. Nun ist die Zeit gekommen, den Weg in die Stadt der Nacht zu suchen und das Auge Aldurs von Einauge zurückzugewinnen.«
    Poledra, Belgaraths Weib, trug ein Kind unter dem Herzen, und er verließ sie nur widerstrebend. Aber Cherek behielt die Oberhand. Eines Nachts stahlen sie sich davon, um mit Chereks Söhnen zusammenzutreffen, mit Dras Stiernacken, Algar Flinkfuß und Riva Eisenfaust.
    Ein grausamer Winter hielt das Nordland in seinen Klauen, und die Moore glitzerten unter dem Sternenhimmel vor Frost und stahlgrauem Eis. Um ihren Weg zu finden, wirkte Belgarath einen Zauber und nahm die Gestalt eines großen grauen Wolfes an. Auf leisen Sohlen schlich er durch die schneebedeckten Wälder, in denen die Bäume in der beißenden Kälte ächzten und knackten. Grimmiger Frost versilberte Mähne und Schultern des Wolfes, und für alle Zeit danach blieben Haare und Bart Belgaraths silberweiß.
    Durch Schnee und Nebel gelangten sie nach Mallorea und kamen schließlich nach Cthol Mishrak. Nachdem er einen geheimen Weg in die Stadt gefunden hatte, führte Belgarath sie zum Fuße des eisernen Turms. Schweigend erklommen sie die rostigen Stufen, die seit zwanzig Jahrhunderten niemand mehr betreten hatte. Furchtsam schlichen sie durch die Kammer, in der Torak sich in schmerzgepeinigtem Schlummer wälzte, das entstellte Gesicht hinter einer Stahlmaske verborgen. Verstohlen krochen sie in der glimmenden Dunkelheit an dem schlafenden Gott vorbei und kamen schließlich in die Kammer, in der die eiserne Schatulle stand, die das lebende Auge barg.
    Cherek bedeutete Belgarath, das Auge zu nehmen, aber Belgarath lehnte ab. »Ich vermag es nicht zu berühren«, sagte er, »sonst wird es mich zerstören. Einst hieß es die Berührung von Mensch oder Gott willkommen, aber sein Wille verhärtete sich, als Torak es gegen seine Mutter erhob. Es wird sich nie wieder so benutzen lassen. Es liegt in unseren Seelen. Nur einer ohne böse Absicht, der rein genug ist, es zu nehmen, und es auch unter Lebensgefahr überbringt, ohne jeglichen Gedanken an Macht oder Besitz zu hegen, vermag es jetzt zu berühren.«
    »Welcher Mensch hat keinerlei böse Absichten in den Tiefen seiner Seele?« fragte Cherek. Aber Riva Eisenfaust öffnete die Schatulle und nahm das Auge heraus. Das Feuer des Auges leuchtete durch seine Finger, aber es verbrannte ihn nicht.
    »So sei es, Cherek«, sagte Belgarath. »Dein jüngster Sohn ist rein. Es soll sein Schicksal sein und das Schicksal aller, die nach ihm kommen, das Auge zu bewahren und zu beschützen.« Und Belgarath seufzte, denn er wußte um die Last, die er Riva aufgebürdet hatte.
    »Dann werden seine Brüder und ich ihn unterstützen«, sagte Cherek, »solange dieses Schicksal auf ihm lastet.«
    Riva hüllte das Auge in seinen Umhang und verbarg es unter seiner Tunika. Wieder schlichen sie durch die Gemächer des entstellten Gottes, die rostigen Stufen hinunter, den geheimen Pfad entlang zu den Toren der Stadt und in die darunterliegende Einöde.
    Bald darauf erwachte Torak und ging wie immer in die Kammer des Auges. Aber die Schatulle stand offen, und das Auge war verschwunden. Schrecklich war der Zorn Kal Toraks. Er nahm sein großes Schwert, stieg von dem eisernen Turm herab, wandte sich um und führte einen einzigen Streich, der den Turm einstürzen ließ. Mit Donnerstimme rief er den Angarakanern zu: »Weil ihr nachlässig und unaufmerksam geworden seid und zugelassen habt, daß ein Dieb stehlen konnte, wofür ich so teuer bezahlt habe, werde ich eure Stadt niederreißen und euch fortjagen. Die Angarakaner sollen über die Erde wandern, bis Cthrag Yaska, der brennende Stein, mir zurückgegeben wird.« Dann riß er die Stadt der Nacht nieder und jagte die Scharen der Angarakaner in die Wildnis. Cthol Mishrak war nicht mehr.
    Drei Meilen weiter nördlich hörte Belgarath das Jammern aus der Stadt und wußte, daß Torak erwacht war. »Jetzt wird er uns verfolgen«, sagte er, »und nur die Kraft des Auges kann uns retten. Wenn sich die Heerscharen uns nähern, Eisenfaust, nimm das Auge und halte es so, daß sie es sehen
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