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Kind der Prophezeiung

Kind der Prophezeiung

Titel: Kind der Prophezeiung
Autoren: David Eddings
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Und wenn er das Schwert abnahm und es erhob, wurde es eine große Zunge aus kaltem Feuer. Das größte Wunder von allen war das Zeichen von Rivas Erben. In der Generation trug ein Kind aus Rivas Nachkommenschaft auf seiner Handfläche das Zeichen des Auges. Das Kind, das so gezeichnet war, wurde in den Thronsaal gebracht, und man legte seine Hand auf das Auge, daß es ihn erkenne. Mit jeder kindlichen Berührung wuchs die Leuchtkraft des Auges, und das Band zwischen dem lebenden Auge und Rivas Nachkommenschaft wurde mit jeder Berührung stärker.
    Nachdem Belgarath sich von seinen Gefährten getrennt hatte, eilte er zu Aldurs Tal. Dort stellte er fest, daß Poledra, seine Gattin, Zwillingstöchter geboren hatte und dann gestorben war. In Trauer nannte er die ältere Polgara. Ihr Haar war rabenschwarz. Nach Art der Zauberer streckte er die Hand aus, um sie an der Stirn zu berühren, und eine einzelne Locke an ihrer Stirn wurde bei seiner Berührung schneeweiß. Das verwirrte ihn, denn die weiße Locke war das Zeichen der Zauberer, und Polgara war das erst weibliche Kind, das so gezeichnet war.
    Seine zweite Tochter, hellhäutig und goldhaarig, war nicht gezeichnet. Er nannte sie Beldaran. Er und ihre dunkelhaarige Schwester liebten sie über alles und wetteiferten miteinander um ihre Gunst.
    Als nun Polgara und Beldaran ihr sechzehntes Jahr erreicht hatten, erschien der Geist Aldurs Belgarath im Traum und sagte: »Mein geliebter Schüler, ich wünsche, daß du dein Haus mit dem Haus der Hüter des Auges verbindest. Wähle also, welche deiner Töchter du dem König von Riva zur Frau geben willst, daß sie die Mutter seiner Nachkommenschaft wird; denn auf diesem Hause ruht die Hoffnung der Welt, gegen die die dunkle Macht von Torak nicht obsiegen kann.«
    In der Tiefe seiner Seele war Belgarath versucht, Polgara zu wählen. Aber er kannte die Last, die auf dem König von Riva lag, und er schickte statt ihrer Beldaran und weinte, als sie fort war. Polgara weinte ebenfalls lang und bitterlich; denn sie wußte, daß ihre Schwester nun verblühen und sterben mußte. Mit der Zeit aber trösteten sie sich gegenseitig und lernten sich schließlich kennen.
    Sie vereinten ihre Kräfte, um über Torak zu wachen. Und manche behaupten, sie würden noch immer ausharren und nach all den ungezählten Jahrhunderten Wache halten.

Teil Eins

Sendarien



1
    D as erste, an das sich der Junge Garion erinnern konnte, war die Küche auf Faldors Farm. Für den Rest seines Lebens behielt er ein besonders warmes Gefühl für Küchen und jene seltsamen Geräusche und Gerüche, die sich irgendwie zu einer geschäftigen Ernsthaftigkeit zu verbinden schienen, welche mit Liebe und Essen und Trost und Sicherheit zu tun hatte, vor allem aber mit Zuhause. Wie weit Garion im Leben auch aufstieg, nie vergaß er, daß alle seine Erinnerungen in jener Küche begannen.
    Die Küche auf Faldors Farm war ein großer, niedriger Raum, angefüllt mit Herden und Kesseln und großen Spießen, die sich langsam in höhlenartigen, gewölbten Feuerstellen drehten. Es gab lange, schwere Arbeitstische dort, auf denen Teig zu Brotlaiben geknetet, Hühner geschlachtet und Karotten und Sellerie mit raschen scharfen Bewegungen von langen, gebogenen Messern geschnitten wurden. Als Garion noch sehr klein war, spielte er unter diesen Tischen und lernte bald, seine Finger und Zehen vor den Füßen der Küchenhelfer in acht zu nehmen, die daran arbeiteten. Und manchmal, am späten Nachmittag, wenn er müde war, lag er in einer Ecke und starrte in die lodernden Flammen, die widergespiegelt wurden von den vielen polierten Töpfen, Messern und Löffeln mit langem Stiel, die an Haken von den weißgekalkten Wänden hingen. Halb benebelt glitt er dann in den Schlaf hinein, in vollkommenem Frieden und in Harmonie mit der ganzen Welt um ihn herum.
    Der Mittelpunkt der Küche und von allem, was darin geschah, war Tante Pol. Sie schien irgendwie in der Lage, überall gleichzeitig zu sein. Der letzte Griff, mit dem eine Gans in die Eisenpfanne gelegt oder mit dem geschickt ein Laib Brot geformt oder ein frisch aus dem Ofen kommender geräucherter Schinken garniert wurde, war immer ihrer. Obwohl es auch einige andere gab, die in der Küche arbeiteten, verließ diese kein Laib, kein Eintopf, keine Suppe, kein Braten oder Gemüse, ohne daß mindestens einmal von Tante Pol daran Hand angelegt worden war. Die erkannte am Geruch, Geschmack oder durch irgendeinen höheren Instinkt, was jedes
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