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Kind der Prophezeiung

Kind der Prophezeiung

Titel: Kind der Prophezeiung
Autoren: David Eddings
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gesagt, das Haus wäre aus Steinen gewesen.«
    »Das war es auch«, sagte Wolf, »aber man kann auch Stein zum Brennen bringen, wenn man will. Das Feuer muß nur heißer sein, das ist alles. Geran und Ildera wußten, daß es für sie keinen Weg gab, aus dem brennenden Haus zu kommen, aber es gelang Geran, einen Stein aus der Wand zu schlagen, und Ildera schob dich durch das Loch nach draußen. Derjenige, der das Feuer gelegt hatte, wartete nur darauf. Er hob dich auf und verließ das Dorf. Wir wußten nie genau, was er vorhatte, entweder wollte er dich töten, oder er wollte dich aus irgendeinem Grund behalten. Jedenfalls, das war der Zeitpunkt, zu dem ich dort ankam. Ich löschte das Feuer, aber Geran und Ildera waren bereits tot. Dann folgte ich dem, der dich gestohlen hatte.«
    »Hast du ihn getötet?« fragte Garion hitzig.
    »Ich tue das nur, wenn ich unbedingt muß«, sagte Wolf. »Es sprengt den natürlichen Verlauf der Ereignisse zu sehr. Ich hatte zu der Zeit ein paar andere Ideen – sehr viel unangenehmer als den Tod.« Seine Augen waren eisig. »Aber wie sich herausstellte, hatte ich nie die Gelegenheit dazu. Er warf dich mir zu – du warst ja nur ein Baby – und ich versuchte natürlich, dich aufzufangen. Das gab ihm genug Zeit zu fliehen. Ich habe dich bei Polgara gelassen, dann bin ich auf die Suche nach deinem Feind gegangen. Ich habe ihn allerdings immer noch nicht gefunden.«
    »Ich bin froh, daß du es noch nicht getan hast«, sagte Garion.
    Wolf sah ihn erstaunt an.
    »Wenn ich älter bin, werde ich ihn finden«, sagte Garion. »Ich glaube, ich sollte es sein, der ihm alles heimzahlt, nicht wahr?«
    Wolf sah ihn ernst an. »Es könnte gefährlich werden«, sagte er.
    »Das ist mir gleich. Wie heißt er?«
    »Ich glaube, es ist besser, ich warte noch ein Weilchen, bevor ich dir das erzähle«, sagte Wolf. »Ich möchte nicht, daß du in etwas hineinstolperst, für das du noch nicht vorbereitet bist.«
    »Aber du wirst es mir sagen?«
    »Wenn die Zeit gekommen ist.«
    »Es ist sehr wichtig, Großvater.«
    »Ja«, sagte Wolf. »Das kann ich verstehen.«
    »Versprichst du es?«
    »Wenn du darauf bestehst. Und wenn ich es nicht tue, wird deine Tante es tun. Sie fühlt genauso wie du.«
    »Du nicht?«
    »Ich bin viel älter«, sagte Wolf. »Ich sehe die Dinge etwas anders.«
    »Ich bin noch nicht so alt«, sagte Garion. »Ich werde nicht die Dinge tun können, die du kannst, also muß ich es dabei belassen, ihn einfach zu töten.« Kochend vor Wut stand er auf und begann, auf und ab zu gehen.
    »Ich werde dir das wohl nicht ausreden können«, meinte Wolf, »aber ich glaube wirklich, daß du etwas anders darüber denken wirst, wenn es erst vorbei ist.«
    »Nicht sehr wahrscheinlich«, sagte Garion, der immer noch hin- und herging.
    »Wir werden sehen«, sagte Wolf.
    »Danke, daß du es mir gesagt hast, Großvater«, sagte Garion.
    »Du hättest es früher oder später doch herausgefunden«, sagte der alte Mann, »und es ist besser, ich erzähle es dir, als daß du eine entstellte Version von jemand anderem hörst.«
    »Du meinst Tante Pol?«
    »Polgara würde dich nicht absichtlich belügen«, sagte Wolf, »aber sie sieht die Dinge viel persönlicher als ich. Manchmal färbt das ihre Empfindungen. Ich versuche, die Dinge auf lange Sicht zu sehen.« Er lachte etwas verzerrt. »Vermutlich ist das auch die einzige Sichtweise, die ich einnehmen kann – unter den gegebenen Umständen.«
    Garion betrachtete den alten Mann, dessen weißes Haar und weißer Bart in der Morgensonne zu leuchten schien. »Wie ist es, ewig zu leben, Großvater?« fragte er.
    »Ich weiß es nicht«, sagte Wolf. »Ich habe noch nicht ewig gelebt.«
    »Du weißt, was ich meine.«
    »Die Lebensqualität ist nicht viel anders«, sagte Wolf. »Wir alle leben so lange, wie wir müssen. Es ist einfach so, daß ich etwas tun muß, was sehr lange dauert.« Er stand abrupt auf. »Diese Unterhaltung bekommt langsam eine düstere Wendung«, sagte er.
    »Das, was wir tun, ist sehr wichtig, nicht wahr, Großvater?« fragte Garion.
    »Es ist zur Zeit das Wichtigste auf der Welt«, antwortete Wolf.
    »Ich fürchte, ich werde keine große Hilfe sein«, meinte Garion.
    Wolf betrachtete ihn einen Augenblick ernsthaft und legte dann einen Arm um seine Schulter. »Ich glaube, du wirst überrascht sein, bevor das alles hier vorbei ist, Garion.«
    Und dann drehten sie sich um und schauten über den Bug des Schiffes auf die verschneite Küste von Cherek,
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