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Kind der Prophezeiung

Kind der Prophezeiung

Titel: Kind der Prophezeiung
Autoren: David Eddings
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Bier bei den Erzählungen von Tante Pols gebratenen Gänsen herzergreifend weinten. Der Ruhm von Faldors Farm verbreitete sich im ganzen Distrikt.
    Der wichtigste Mann auf der Farm neben Faldor war Durnik, der Schmied. Als Garion älter wurde und sich aus Tante Pols wachsamen Augen entfernen durfte, fand er unweigerlich seinen Weg in die Schmiede. Das glühende Eisen, das aus Durniks Esse kam, übte eine fast hypnotische Anziehungskraft auf ihn aus. Durnik war ein ernst wirkender Mann mit glattem, braunem Haar und einem offenen Gesicht, das von der Hitze seiner Esse gerötet war. Er war weder groß noch klein, weder dick noch dünn. Er war gelassen und ruhig und wie fast alle Angehörige seines Berufes unglaublich stark. Er trug ein rauhes Lederwams und eine Schürze aus dem gleichen Material. Beide hatten Brandflecken, dort, wo Funken aus der Esse hingeflogen waren. Er trug enganliegende Hosen und weiche Lederstiefel, wie es in diesem Teil Sendariens Brauch war. Zuerst bestanden Durniks einzige Worte zu Garion aus Warnungen, daß er die Finger von der Esse und dem glühenden Metall, das dort herauskam, lassen sollte. Mit der Zeit wurden er und der Junge jedoch Freunde, und er sprach öfter zu ihm.
    »Bringe immer zu Ende, was du in die Hand genommen hast«, riet er ihm zum Beispiel. »Es ist schlecht für das Eisen, wenn du es beiseite legst und es dann länger als unbedingt nötig ins Feuer hältst.«
    »Warum ist das so?« fragte Garion dann.
    Durnik zuckte darauf nur die Achseln. »Es ist eben so.«
    »Mache immer alles, so gut du nur kannst«, sagte er bei anderer Gelegenheit, als er mit einer Feile letzte Hand an das Metallteil einer Wagendeichsel legte, die er gerade reparierte.
    »Aber das Stück ist doch unter dem Wagen«, sagte Garion. »Niemand wird es je sehen.«
    »Aber ich weiß, daß es da ist«, antwortete Durnik, immer noch das Metall glättend. »Wenn es nicht so gut gemacht ist, wie ich es machen kann, werde ich mich jedesmal schämen, wenn dieser Wagen vorbeifährt – und ich sehe den Wagen jeden Tag.«
    Und so ging es weiter. Ohne es zu beabsichtigen, unterwies Durnik den Jungen in den soliden sendarischen Tugenden der Arbeit, Sparsamkeit, Ernsthaftigkeit, des guten Benehmens und praktischer Arbeit, die das Rückgrat der Gesellschaft ausmachten.
    Zuerst war Tante Pol besorgt über Garions Vorliebe für die Schmiede mit ihren offensichtlichen Gefahren, aber nachdem sie eine Zeitlang von ihrer Küchentür aus zugesehen hatte, stellte sie fest, daß Durnik fast so bedacht auf Garions Sicherheit war wie sie selbst, und sie machte sich weniger Sorgen. »Wenn der Junge lästig wird, Herr Durnik, schickt ihn weg«, bat sie den Schmied bei der Gelegenheit, als sie ihm einen großen Kupferkessel zum Flicken brachte, »oder sagt es mir, und ich werde ihn dichter bei der Küche halten.«
    »Er stört nicht, Herrin«, sagte Durnik lächelnd. »Er ist ein vernünftiger Junge, und er weiß genug, um nicht im Weg zu sein.«
    »Du bist zu gutmütig, Freund Durnik«, sagte Tante Pol. »Der Junge steckt voller Fragen. Wenn du eine beantwortest, strömen ein Dutzend weitere hinterher.«
    »Das ist nun mal so mit Jungen«, antwortete Durnik, und goß vorsichtig flüssiges Metall in den kleinen Tonring, den er um das Loch in den Kesselboden gelegt hatte. »Ich habe selbst als Junge auch sehr viel gefragt. Mein Vater und der alte Bari – der Schmied, bei dem ich gelernt habe – waren geduldig genug, um zu beantworten, was sie konnten. Ich würde es ihnen schlecht lohnen, wenn ich nicht die gleiche Geduld mit Garion hätte.«
    Garion, der in der Nähe saß, hielt während dieser Unterhaltung den Atem an. Er wußte, daß ein falsches Wort von einer Seite ihn sofort aus der Schmiede verbannt hätte. Als Tante Pol über den festgestampften Lehm des Hofes zurück in ihre Küche ging, merkte er, wie Durnik sie beobachtete, und eine Idee begann sich in seinem Kopf zu formen. Es war eine einfache Idee, aber ihre Schönheit bestand darin, daß sie für jeden etwas bot.
    »Tante Pol«, sagte er an jenem Abend und drehte den Kopf zu Seite, als sie seine Ohren mit einem rauhen Tuch abrieb.
    »Ja?« fragte sie und wandte ihre Aufmerksamkeit seinem Hals zu.
    »Warum heiratest du Durnik nicht?« Sie hörte auf, ihn zu waschen.
    »Wie bitte?« fragte sie.
    »Ich meine, es wäre eine unheimlich gute Idee.«
    »Ach wirklich?« In ihrer Stimme lag eine Spur von Schärfe, und Garion wußte, daß er sich auf gefährlichem Grund
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