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Kind der Hölle

Kind der Hölle

Titel: Kind der Hölle
Autoren: John Saul
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unverschämte Person gleich nach der Unterredung mit seinem Chef hinauszuwerfen. Das ohnehin nicht gerade angesehene Hotel würde vollends in Verruf geraten, wenn es Huren Zutritt gewährte. Zum Glück war das widerliche Gelächter nicht mehr zu hören, sobald er die Tür geschlossen hatte. Er ließ sich schwerfällig in den schäbigen Ledersessel vor Gilmans Schreibtisch fallen, als ihm auffiel, daß der Manager nicht Platz genommen hatte, sondern mit verschränkten Armen am Schreibtisch lehnte und ihn kritisch musterte.
    »Du bist schon wieder betrunken, Ted.«
    Das war keine Frage, sondern eine nüchterne Feststellung, doch Ted widersprach vehement. »Zugegeben, ich hatte ein paar Drinks, aber wie soll ich diesen Hundesohn überführen, wenn ich nicht…«
    »Deine Ausreden kannst du uns beiden ersparen«, fiel Gilman ihm ins Wort. »Du hast den ganzen Nachmittag an der Bar verbracht und dir zehn Drinks hinter die Binde gegossen!«
    Mit hochrotem Kopf sprang Ted auf. »Wer behauptet das? Es waren nur zwei, und auch die waren fast alkoholfrei!«
    Gilman schüttelte den Kopf. »Laß doch diesen Blödsinn, Ted! Tony verwässert die Drinks nicht, und er macht auch keine anderen Gaunereien.«
    Teds blutunterlaufenen Augen schleuderten Blitze. »Doch, ich kann das beweisen!«
    »Nein, das kannst du nicht, denn Tony läßt sich nichts zuschulden kommen. Leider kann ich von dir nicht das gleiche behaupten, wenn ich mir deine Ausgaben anschaue.«
    Damit hatte Ted nicht gerechnet. »Ausgaben?« stammelte er. »Was für Ausgaben?«
    Gilman griff nach den Belegen auf seinem Schreibtisch. »Letzten Monat hast du Barspesen in Höhe von dreihundert Dollar eingereicht, Ted. Dreihundert Dollar! Ich könnte dich jetzt natürlich fragen, wie du das angestellt hast, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich es wirklich wissen möchte.« Er hob abwehrend die Hand, als Ted den Mund öffnete, um sich zu rechtfertigen. »Nein, ich will es gar nicht wissen. Spar dir deine Erklärungen!« Der Manager nahm einen Briefumschlag zur Hand. »Hier, eine Abfindung in Höhe deines Monatsgehalts, und großzügigerweise übernehme ich sogar für ein Vierteljahr den Beitrag zur Krankenversicherung.« Mit gehobenen Brauen fügte er abschließend hinzu: »Wenn ich du wäre, würde ich diese Zeit nutzen, um das Alkoholproblem unter ärztlicher Kontrolle in den Griff zu bekommen.«
    Teds Schläfenadern schwollen an. »Ich habe keine Alkoholprobleme!« behauptete er. »Zugegeben, hin und wieder trinke ich ein Glas, aber wer tut das nicht?« Er deutete auf die verhängnisvolle Spesenabrechnung. »Das meiste davon haben wirklich unsere Geschäftspartner konsumiert, Frank.« Seine Stimme bekam einen flehenden Klang. »Herrgott, du weißt doch selbst, wie das ist – schließlich warst du auch mal Assistant Manager!«
    »Ja, aber ich pflegte nüchtern zu sein, als ich diesen Job ausübte.« Gilman ging auf die Tür zu. »Ich brauche deine Schlüssel.«
    Ted starrte seinen Chef an und begriff endlich, daß er ihn nicht umstimmen konnte. »Weißt du was?« Wutentbrannt holte er den schweren Schlüsselbund aus der Hosentasche und schleuderte ihn auf den Schreibtisch. »Du kannst mich gar nicht feuern, Frank, weil ich nämlich selbst kündige! Du führst ein total beschissenes Hotel, und ich weiß beim besten Willen nicht, warum ich mich so lange bemüht habe, hier ein bißchen Ordnung zu schaffen. Zum Teufel mit dieser Mistbude und zum Teufel mit dir! Ihr könnt mich alle mal…« Er riß Gilman den Umschlag mit seiner Abfindung aus der Hand, wirbelte auf dem Absatz herum und stürmte zur Tür.
    »Ich werde dem Arbeitsamt natürlich mitteilen, daß ich dich entlassen habe, Ted«, sagte Gilman ruhig, »aber ich werde verschweigen, daß es sich um eine fristlose Kündigung wegen Trunksucht gehandelt hat, damit du sofort Arbeitslosenhilfe beantragen kannst. Mehr kann ich beim besten Willen nicht für dich tun.«
    Ted Conway ignorierte diese Stimme der Vernunft. Er schmetterte die Tür hinter sich zu und wollte instinktiv in der Bar Zuflucht suchen, doch mitten in der Empfangshalle fiel ihm ein, daß Gilman genau gewußt hatte, wieviel Drinks er sich heute genehmigt hatte. Der gottverdammte Barkeeper mußte ihn bespitzelt und denunziert haben, und er wollte diesen Dreckskerl nie wiedersehen! Schließlich gab es jede Menge Bars in der Stadt.
    Und es gab jede Menge Hotels, die einen guten Assistant Manager benötigten. Wer brauchte schon das Majestic, diese erbärmliche
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