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Killing time

Killing time

Titel: Killing time
Autoren: Beverly Barton
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kam, dieses eine Mal gegen die übliche Routine zu verstoßen. Also streifte er Schuhe und Socken ab, zog sich bis auf die Boxershorts aus und stieg ins Bett.
    Mehrere Minuten lag er da und rechnete damit, sofort einzuschlafen. Erst nachdem er eine ganze Weile gewartet hatte, wurde ihm klar, dass er erst etwas gegen die Schmerzen im Knie nehmen musste, bevor ihm Schlaf beschieden wäre. Er hatte zwei Möglichkeiten, die sich beide in seinem Koffer befanden: entweder Whiskey oder das Schmerzmittel, das ihm der Arzt verschrieben hatte. Widerwillig stand er auf, holte seinen Koffer ins Schlafzimmer und wühlte in seinem Kulturbeutel nach dem Plastikfläschchen. Dann nahm er eine Tablette und legte sich wieder ins Bett. Er starrte hinauf an die Decke und beobachtete das Schattenspiel auf den weißen Dämmplatten. Das Licht im Bad hatte er angelassen und die Tür nur leicht angelehnt, weil er Dunkelheit hasste, vor allem wenn er in einem fremden Zimmer schlief.
    Wenn die Tablette nur schnell wirkte. Jim wünschte, sie wäre zugleich Schmerz- und Schlafmittel, denn wenn sie ihn nicht schläfrig machte, würde er mal wieder ins Grübeln verfallen. Dann lag er Stunden wach und dachte an Mary Lee und Kevin und daran, wieso er in dieser verschlafenen Kleinstadt war. Und solche Gedanken waren nichts als eine sinnlose Übung in Selbsterniedrigung.
    Er hatte Mary Lee an der Universität von Tennessee kennengelernt und sich unsterblich in sie verliebt. Gleich nach seinem Examen hatten sie geheiratet. Die ersten paar Jahre waren gute Jahre gewesen. Eine Zeitlang waren sie glücklich. Und Kevins Geburt war der beste Tag in Jimmys Leben gewesen. Er hatte nie gewusst, dass man jemanden so sehr lieben konnte, wie er seinen Sohn liebte. Damals glaubte Jimmy noch, die Welt stünde ihm offen. Zwar war der Traum von einer Profikarriere im Football mit der Knieverletzung begraben, aber dafür hatte er eine neue und vielversprechende Laufbahn bei der Polizei von Memphis eingeschlagen. Schnell hatte er es zu einem der jüngsten Detectives gebracht, und das Leben war auf einmal schön. Bis sein Übermut und seine dämliche Arroganz seinen Partner das Leben kosteten. Danach war alles in die Brüche gegangen, einschließlich seiner Ehe. Als er Mary Lee mit einem anderen Mann im Bett ertappte, wollte er beide auf der Stelle umbringen. Und das hätte er auch beinahe getan. Beinahe.
    An jenem Tag war er aus seinem Haus marschiert, und zwei Wochen später reichte er die Scheidung ein. Das Wort »verzeihen« kam in Jims Wortschatz nicht vor, denn seiner Meinung nach gab es einige Sünden, die unverzeihlich waren.
    Während der letzten sieben Jahre hatte Mary Lee ihm das Leben so schwergemacht, wie sie irgend konnte. Erst versuchte sie, Kevin gegen ihn aufzubringen, dann machte sie dauernd Zicken wegen des Besuchsrechts. Folglich war er nicht einmal überrascht gewesen, als sie vor sechs Monaten wieder heiratete und ihm daraufhin verkündete, sie würde mit ihrem neuen Mann nach Huntsville ziehen. Kevins Stiefvater war kürzlich in die »Raketenstadt« versetzt worden.
    »Du kannst ja alle paar Monate nach Huntsville kommen und Kevin besuchen«, hatte Mary Lee gesagt. »Und er kann jeden Sommer für eine Woche zu dir kommen.«
    »Auf keinen Fall!«
    Ihm war klar gewesen, dass es keinen Sinn hatte, erneut vor Gericht zu ziehen. Mary Lee mochte eine Schlampe sein, aber sie war keine schlechte Mutter. Und Jim hatte durch sein Verhalten bereits vor Jahren bewiesen, dass er kein besonders guter Vater war. Damit blieb ihm nur eine Möglichkeit, wenn er seinen Sohn regelmäßig sehen wollte: Er musste näher nach Huntsville ziehen. Sechs Monate hatte es gedauert, bis er einen Job – den richtigen Job – in der Nähe von Huntsville gefunden hatte. Schließlich musste er genug verdienen, um seinen Unterhaltspflichten nachzukommen und auch noch selbst zu leben. Die Position des Chief Deputy in einer Kleinstadt war eine Degradierung gegenüber der eines Lieutenants bei der Polizei von Memphis und bedeutete eine Gehaltsminderung von über zwanzigtausend Dollar im Jahr. Aber nach seinen Berechnungen reichte es, da die Lebenshaltungskosten hier geringer waren als in der Großstadt.
    Und für Jim zählte vor allem, dass er nun nicht einmal eine Stunde von seinem Sohn entfernt wohnte.
     
    Stephanie fragte sich, wann er zurückkäme. Ohne Kalender oder Uhr wusste sie weder welcher Tag noch wie spät es war. Es könnte zwölf Uhr mittags oder Mitternacht sein. In
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