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Killing time

Killing time

Titel: Killing time
Autoren: Beverly Barton
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andermal über meine Essgewohnheiten und mein Gewichtsproblem reden?«
    »Natürlich.« Brenda machte eine kurze Pause. »Ich möchte, dass Robyn und du am Sonntag zum Essen kommt.«
    »Okay, ich werde kommen, wenn ich kann. Und ich sage Robyn Bescheid, sobald sie …«
    »Ist sie nicht da?«
    Bernie dachte sich blitzschnell eine Notlüge aus, damit ihr eine längere Diskussion erspart blieb: »Sie ist unter der Dusche. Ich sage es ihr, wenn sie wieder rauskommt, und ich glaube schon, dass sie am Sonntag mitkommt.«
    »Schön. Ich habe den neuen Pfarrer eingeladen. Er ist unverheiratet. Außerdem kommen Helen und ihr Sohn Raymond. Raymonds Scheidung ist jetzt übrigens rechtskräftig, deshalb haben Helen und ich beschlossen, dass er sich dringend mal wieder verabreden sollte.«
    »Gute Nacht, Mom. Wir sehen uns Sonntag.«
    »Ja, Kleines. Gute Nacht.«
    Bernie hängte auf. Wenn sie Robyn erzählte, dass ihre Mutter sie am Sonntag zum Essen erwartete und auch noch zwei potenzielle Ehemänner für sie eingeladen hatte, würde ihre Schwester gewiss ausflippen. Aber letztlich würden sie selbstverständlich beide hingehen und die hartnäckigen Kuppelversuche der verzweifelten
Möchtegern
-Großmutter über sich ergehen lassen.
     
    Jim Norton schloss die Tür seiner gemieteten Doppelhaushälfte in der Washington Street auf. Während der Fahrt durch die Stadt war ihm aufgefallen, dass viele der Straßen in Adams Landing nach Präsidenten benannt waren – Washington, Jefferson, Madison, Monroe. Bevor er hineinging, tastete er nach einem Lichtschalter, den er auch prompt fand. Er hatte das Haus angemietet, ohne es vorher gesehen zu haben, weil es komplett möbliert und einzugsfertig angeboten worden war. Nachdem er ins Haus gegangen und seinen Koffer auf dem Dielenfußboden abgestellt hatte, schloss er die Tür hinter sich und verriegelte sie.
    Das Wohnzimmer sah so aus wie die in den meisten möblierten Häusern. Alles war sauber und ordentlich, wenngleich die Möbel, die Vorhänge und die Teppiche leichte Abnutzungserscheinungen zeigten. Diese Häuser waren eben nicht als Heime gedacht, sondern eher als Schlafplätze für Männer wie ihn. Und er hatte schon seit langem kein Heim mehr, genauer gesagt, seit er von Mary Lee geschieden war. Natürlich hätte er sich auch ein Haus kaufen oder ein hübscheres mieten und selbst möblieren können, doch wozu? Als er für die Polizei in Memphis arbeitete, hatte er kaum Zeit zu Hause verbracht. Eigentlich hatte er in seiner Wohnung dort nur geschlafen, geduscht und gelegentlich gegessen. Es wäre etwas anderes gewesen, wenn Mary Lee und er sich das Sorgerecht für Kevin geteilt hätten. Dann hätte Jim wahrscheinlich ein Haus für sich gekauft. Aber Mary Lee hatte das alleinige Sorgerecht und Jim ein mickriges Besuchsrecht zugesprochen bekommen, wobei Mary Lee auch noch über die Häufigkeit der Besuche entschied.
    Heute Abend war er von Memphis aus hierher durchgefahren, auf dem Highway 72 quer durch das nördliche Mississippi und Alabama. Adams County war ein kleiner Bezirk in der nordöstlichen Ecke von Alabama. Die Staatsgrenzen von Tennessee und Georgia waren nur einen Katzensprung entfernt. Der Tennessee River trennte die Bezirkshauptstadt Adams Landing von der nächstgelegenen Stadt Pine Bluff.
    Nach der langen Fahrt war Jims Nacken furchtbar verspannt, und sein schlimmes Knie schmerzte höllisch. Eine einzige Unterbrechung zum Tanken hatte er sich auf der Fahrt aus seiner Vergangenheit in seine Zukunft gegönnt. In seine trübe Zukunft. Nicht dass seine Zukunft bei der Polizei von Memphis besonders rosig ausgesehen hätte. Nein, seine Aussichten dort waren überaus trüb gewesen, seit er in Ungnade fiel und zu Unrecht einem Verdacht ausgesetzt worden war, der seine Karriere seither wie eine dunkle Wolke überschattete.
    Er ließ seinen Koffer an der Tür stehen und ging durchs Haus. Vom Wohnzimmer kam er in eine kleine, zweckmäßige Küche. Nachdem er dort das Licht ein- und wieder ausgeschaltet hatte, sah er sich erst das eine, dann das andere Schlafzimmer an. Dann kam das Bad. Wanne und Dusche waren kombiniert, der Raum klein, aber sauber. Jim hatte extra ein Haus mit zwei Schlafzimmern genommen, weil er wollte, dass Kevin sein eigenes Zimmer hatte, wenn er ihn hier besuchen kam.
    Er ließ das Licht im Bad an und ging hinüber zum Bett, auf dessen Kante er sich setzte. Bevor er sich hinlegte, sollte er wenigstens seine Zähne putzen, dachte er, obwohl ihm der Gedanke
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