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Killing time

Killing time

Titel: Killing time
Autoren: Beverly Barton
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Aber er konnte allein an der Art, wie eine Frau sprach, genau erkennen, ob sie interessiert war oder nicht.
    »Thomasina, Thomasina. Was für ein bezaubernder Name für eine bezaubernde Dame.«
    Der Gedanke an das gegenseitige Umwerben erregte ihn. Er genoss diese Tage, die dem Moment vorausgingen, in dem eine Frau vollkommen sein Eigen wurde. Sie waren die Ouvertüre zum Paarungstanz, die das Vergnügen noch intensivierte, jene unglaublich köstlichen Ereignisse, die sie auf das Unausweichliche vorbereiteten.
    Allerdings konnte er nicht anfangen, Thomasina ernsthaft zu umwerben, bevor er nicht seine gegenwärtige Beziehung beendet hatte. Zwar beobachtete er sie und brachte alles über sie in Erfahrung, was er konnte, aber aus der Entfernung. Er war nicht die Sorte Mann, die eine Frau mit einer anderen betrog. Das war nicht sein Stil. Dennoch würde es nicht leicht, mit seiner derzeitigen Liebe Schluss zu machen. Sie war so verliebt in ihn. Anfangs war er ganz wild nach ihr gewesen, als sie noch eine Herausforderung für ihn darstellte und ihn auf eine vergnügliche Jagd geführt hatte. Und das erste Mal, als sie sich liebten, war es gut gewesen, wenn auch nicht ganz so gut, wie er es sich erhofft hatte. Sicher wusste sie schon, dass ihre Beziehung dem Ende zuging und sie beide frei sein wollten. Bald.
    Vielleicht sagte er es ihr heute Abend.
    Natürlich würde sie weinen. Sie weinte überhaupt sehr viel. Und sie würde ihn bitten, ihn anflehen und ihm versprechen, alles zu tun, was er wollte.
    Armer Liebling. Es würde sie schier umbringen, wenn er ihr sagte, dass ihre Affäre vorbei war.
     
    Sheriff Bernie Granger zog sich die Jacke aus, hängte sie auf den Garderobenständer im Windfang, nahm sich dann das Waffenhalfter ab und hängte es über ihre Jacke. Jeder einzelne Muskel tat ihr weh. Sie hatte seit beinahe sechsunddreißig Stunden nicht mehr geschlafen, seit zwölf Stunden nichts mehr gegessen und brauchte dringend mehr als die Katzenwäsche am Waschbecken, auf die sie sich gestern und heute beschränkt hatte. Es war die dritte Suche, die sie innerhalb der letzten zwei Wochen geleitet hatte. Und alle drei Male war sie einer Spur gefolgt, die sich im Nichts verlor. Derweil versuchte sie angestrengt, optimistisch zu bleiben und einer Familie Hoffnung zu spenden, die kurz davor war, jedwede Zuversicht zu verlieren. Das war alles andere als leicht, aber Bernie weigerte sich, das Handtuch zu werfen und sich geschlagen zu geben. In den zweieinhalb Jahren, die sie Sheriff von Adams County in Alabama war, hatte sie stets Glück gehabt. Einen einzigen Mord hatte es seit ihrer Amtseinführung gegeben, und der Täter saß inzwischen lebenslang im Gefängnis von Donaldson. Vier Fälle von vermissten Personen hatte sie bisher bearbeitet. Der erste Fall war innerhalb von vierundzwanzig Stunden gelöst worden. Dabei handelte es sich um einen älteren Alzheimerpatienten, der von zu Hause weggelaufen war und sich im Wald verirrt hatte. Der zweite war für alle Beteiligten ziemlich hart gewesen, weil es um einen vermissten Dreijährigen ging. Nachdem sie den Jungen zwei Tage später blutig und zerkratzt in einer tiefen Schlucht fanden, hatte Bernie sich in einen stillen Winkel zurückgezogen und geweint – heimlich, ohne dass ihre Hilfssheriffs sie sehen konnten. Sie war einer von nur fünf weiblichen Sheriffs in der Region und musste sich nach außen unverwundbar geben, wenn sie überleben wollte. Zum Glück erwies sich der dritte Vermisstenfall als falscher Alarm, da die angeblich verschwundene Frau ihren Mann schlicht verlassen hatte und mit einem anderen durchgebrannt war.
    Und jetzt arbeitete Bernie am vierten Vermisstenfall. Stephanie Preston, eine junge Frau, die erst vor fünf Monaten geheiratet hatte, wurde seit zwei Wochen vermisst. Zuletzt war sie gesehen worden, als sie das Adams County Junior College verließ, wo sie zweimal wöchentlich Abendkurse besuchte. Rein technisch gesehen war das ein Adams-County-Fall, da sich die Frau zuletzt in diesem Bezirk aufgehalten hatte und der College-Campus außerhalb der Stadtgrenzen von Adams Landing lag. Trotzdem war auch das Jackson County Sheriff Department an dem Fall dran, da Stephanie in Scottsboro wohnte und der dort zuständige Sheriff Mays ihr Onkel war.
    »Du siehst schrecklich aus«, sagte Robyn, als Bernie in die Küche kam.
    Sie sah ihre jüngere Schwester an und grinste. »Ich fühle mich auch schrecklich.«
    Bernie und Robyn waren so verschieden wie Tag und
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