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Killing time

Killing time

Titel: Killing time
Autoren: Beverly Barton
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dem Raum waren keine Fenster, und das einzige Licht kam von der nackten Glühbirne an der Decke, die zu hoch hing, um ohne Leiter heranzukommen. In den ersten Tagen hatte sie, wann immer er sie allein ließ, alles versucht, um zu entkommen. Aber sie erkannte bald, dass sie nur auf demselben Weg hier rausgelangen könnte, auf dem sie hereingekommen war: durch die Tür oben an der Treppe, durch die er sie in den Keller hinuntergezerrt hatte. Vor einer Woche? Vor zwei Wochen? Ihr kam es vor, als wäre sie seit einer Ewigkeit hier unten eingesperrt.
    Er fesselte sie nicht mehr, wenn er ging. Sie konnte sich in dem dreieinhalb mal dreieinhalb Meter großen Raum frei bewegen. Wahrscheinlich handelte es sich um den einzigen Kellerraum eines teilunterkellerten alleinstehenden Hauses oder sonstigen Gebäudes. In der Ecke befanden sich eine Dusche, ein Waschbecken und eine Toilette in einer Art Holzkabine, als wäre dieser Bereich einmal als Ersatzschlafzimmer mit Bad geplant gewesen. Die Holzwände mussten ursprünglich gelb gestrichen gewesen sein, waren allerdings zu einem schmutzigen Cremeton verblasst.
    Der ganze Raum war feucht und schimmelig. Der Gestank haftete allen Gegenständen darin an, was jedoch nicht viele waren – ein Bett mit Stahlrohrgestell, ein Stuhl und ein Schreibtisch. Sie musste sich an den Schreibtisch setzen, wenn er ihr Essen brachte, was er fast täglich tat. Zuerst hatte sie sich geweigert zu essen, aber dann bestrafte er sie und sagte, er würde ihr nicht erlauben, sich zu Tode zu hungern.
    Als er sie das erste Mal vergewaltigte, hatte sie sich gewehrt. Doch sie begriff schnell, dass die Strafe umso härter ausfiel, je mehr sie sich widersetzte. Dabei folterte er sie nie so sehr, dass sie ohnmächtig wurde. Noch nicht. Er quälte sie gerade genug, damit sie schrie, denn das gefiel ihm. Manchmal vergewaltigte er sie mit einer Flasche oder einem Phallus aus Holz, bevor er sie bestieg. Und er liebte es, sie zu beißen. Überall auf ihrem Körper fanden sich Abdrücke seiner Zähne, nebst Dutzenden von kleinen Brandnarben, wo er ihr brennende Zigaretten in die Haut gedrückt hatte. Die meisten Verbrennungen waren auf ihrem Po und ihren Brüsten.
    Er hatte sie so viele Male vergewaltigt und sie so oft gefoltert, dass sie an gar nichts anderes mehr denken konnte. In ihrem Kopf war einfach kein Platz mehr für das Leben, das sie hatte, bevor der Irre sie entführte. Dabei hatte sie keineswegs schnell aufgegeben oder etwa aufgehört zu hoffen und zu beten, sie möge entkommen. Wieder und wieder war sie die Treppe hinaufgestiegen, die in die Welt draußen führte, hatte gegen die Tür gehämmert und um Hilfe geschrien. Aber es gab keine Hilfe für sie, keine Hilfe auf Rettung. Vor ihr lag nichts als noch mehr Verzweiflung und Misshandlung.
    Sie wollte sterben. Sie sehnte sich nach dem Tod. Nur wenn sie starb, wäre sie endlich frei von ihm. Aber in diesem Raum war nichts, was sie benutzen konnte, um sich das Leben zu nehmen. Also konnte sie nur darauf hoffen, dass er ihrer bald überdrüssig würde und sie umbrachte.
    Das Schloss in der Tür klickte. Stephanies Körper verkrampfte sich, und sie wollte schreien. Stattdessen stand sie wie versteinert da. Sie wusste, dass das Monster die Tür öffnen und die Treppe herunterkommen würde.
    Sie horchte, die Augen auf die Holztreppe gerichtet, und hörte seine Schritte. Langsam und gleichmäßig, ohne jede Eile. Er ließ sich Zeit.
    »Guten Abend, Stephanie«, sagte er mit einem selbstzufriedenen Lächeln.
    »Ist es Abend?«
    »Ja, es ist fast elf Uhr.«
    Er sah sie an. Seine Augen wanderten von ihrem zerzausten Haar bis zu ihren nackten Zehen. Er brauchte nichts zu sagen, denn sie wusste auch so, was er von ihr erwartete. Ihr war gestattet, einen schwarzen Morgenmantel zu tragen, sonst nichts, und auch das nur, wenn er nicht da war. Mit tauben, zitternden Fingern löste sie den Gürtel und schob sich den Mantel von den Schultern. Er fiel hinunter und landete als weiche, schwarze Wolke zu ihren Füßen.
    »Meine bezaubernde Stephanie.«
    Er kam zu ihr, nahm ihre Hand und führte sie zum Bett. Auch hier brauchte er nichts mehr zu sagen. Sie legte sich hin, spreizte die Beine und breitete die Arme aus.
    »Du gibst dir solche Mühe, mir zu gefallen«, sagte er. »Das liebe ich an dir.«
    »Ich liebe dich«, sagte sie, weil sie wusste, dass er es hören wollte. »Ich will dich mehr, als ich jemals einen Mann gewollt habe. Bitte, Liebling, schlaf mit
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