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KillerHure

KillerHure

Titel: KillerHure
Autoren: H Nolan
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mit tröstenden Lauten über die Haare streicht.
    Einige Minuten später, nachdem ich ein paar Mal lautstark in sein Taschentuch geschnäuzt habe und etwas ruhiger bin, da sagt er leise: »Jana, wir müssen das nicht tun. Wenn du nicht willst, dann ist das völlig in Ordnung! Soll ich dich nach Hause bringen?«
    Ich schließe kurz die Augen, um die grelle Wut zu verbergen, die mich plötzlich durchschießt. Er will sich um mich kümmern? Mein Opfer soll etwas für mich, den Täter, tun? Ich soll nicht mehr die letzte Instanz sein? Unmöglich!
    Zusammenreißen!
    »Ach Georg. Ich will doch!« Mein piepsiger Ton klingt sehr überzeugend, finde ich. »Aber ich bin wohl doch nicht so ein scharfer Killervamp, wie ich dachte oder wie ich mir vielleicht wünsche.«
    Ein gelungenes Wortspiel!
    Georg sieht mich etwas ratlos an.
    »Aber ... du bist doch ... scharf! Ich meine, so schnell ist mir selten heiß geworden, wie gerade mit dir!«
    »Ja. Mir ja auch! Aber plötzlich war mir alles zu schnell und ich bin einfach in Panik verfallen. Weiß auch nicht genau, warum. Schlechte Erinnerungen vielleicht ...« Etwas schlägt hart von unten gegen den Schachtdeckel, ich halte mit aller Macht dagegen. Der Schatten, der dabei über mein Gesicht zieht, überzeugt Georg davon, besser nicht nachzufragen.
    »Schhhh. Alles gut. Alles gut ...«, redet er mir zu, wie einem ängstlichen Fohlen, und streicht wieder über mein Haar. Ich lehne mich vertrauensvoll an seinen warmen Körper und nutze die kurze Pause, um mich zu sammeln. Um meine Rolle wiederzufinden. Schließlich habe ich einen Job zu erledigen. Und zuvor will ich ihn noch ein wenig genießen.
    Als ich mich wieder einigermaßen in der Gewalt habe, drücke ich Georg einen sanften Kuss auf die Lippen und rapple mich hoch.
    »Schon besser. Danke ...«, meine ich mit einem verzagten Lächeln. »Ich muss mal kurz auf’s Klo. Es wäre toll, wenn du mich danach im Bett etwas wärmen könntest. Nackt meine ich ...« Ein Augenzwinkern, zwischen bemühter Verlockung und echter Vorfreude, und schon schnappe ich meine schwere Handtasche und bin im Bad verschwunden.
    »Frauen!«, sagt der resignierte Blick, mit dem er mir nachsieht.
    Kapitel 5
    Sonntag, 17.08.08, 21:35 Uhr
    Noch während ich auf de kühlen Brille sitze und es unter mir plätschert, rufe ich die erste abgespeicherte Nummer auf dem Handy an. Es ist kurz nach halb zehn, sagen mir die kleinen Digitalziffern darauf. Gut. Zeit genug.
    »Denise? Schön, dass Sie gleich dran sind! Hier ist noch Mal Anne Spreuw. Mijnheer van Brueggen ist im ›Metropole‹ in Zimmer fünfhundertneunzehn untergebracht. Er erwartet Sie Punkt dreiundzwanzig Uhr – bitte seien Sie pünktlich, ja? Sie haben das weiße Outfit, um das er Sie gebeten hat, ja? Und die offenen Haare? Sehr schön! Ihr Honorar liegt wie besprochen bereit. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen gemeinsamen Abend. Wiederhören!«
    Dann schnell eine weitere Nummer.
    Piep. Piep. Piep.
    Los, geh ran, John! Du siehst doch, dass ich anklopfe! Mit Deinen »World of Warcraft«-Kumpels kannst du später noch klönen! Noch Mal wählen ...
    »Ah, hallo John! Hier ist noch mal Jana. Sag mal, der Drucker ist die ganze Zeit so langsam. Jetzt habe ich dieses Kästchen angeklickt ›Ohne Spooler direkt drucken‹. Hilft das, oder mache ich da möglicherweise etwas kaputt? Ja? Okay. Gut. Ganz lieben Dank! Bis morgen oder so!«
    Die Spülung rauscht, ich wasche mich flüchtig, entferne die schlimmsten Schäden an meinem zerlaufenen Make-up und husche wieder zurück zu Georg. Der liegt inzwischen tatsächlich nackt im Bett, die Arme hinter dem Kopf verschränkt, die Beine bequem ausgestreckt. Fragend zieht er die Augenbrauen hoch.
    »Musste nur noch kurz mit einer Freundin telefonieren. Sie unterstützt mich immer bei den Papers, feuert mich mit Durchhalteparolen an und so. Ich wollte nicht, dass sie mich heute Abend nicht erreicht und sich Sorgen macht, von wegen Kurzschlussreaktion.«
    »Hm, aha. Und – geht es dir wieder besser?«
    »Ja!«
    Ich schlüpfe neben ihm auf das blütenweiße Laken, kuschle mich vertrauensvoll an seinen warmen, festen Körper und ziehe die Decke über uns hoch. Er heißt mich mit einer warmen Umarmung willkommen und küsst mich zärtlich auf den Kopf.
    »Ich verspreche, dass ich nicht mehr so ausflippen werde«, flüstere ich an seinem Hals. Ein schwacher Hauch von teurem Rasierwasser kitzelt dabei meine Nase.
    »He, das ist wirklich kein Problem!«, beruhigt er mich
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