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KillerHure

KillerHure

Titel: KillerHure
Autoren: H Nolan
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Wie lockt man jemanden aus seiner Deckung, aus seiner Höhle, wenn er dort alles hat, was er will und braucht?
    Einerseits macht so eine Situation die Dinge kompliziert. Kein einfacher Schuss aus bequemer Entfernung, bei dem man den roten Nebel nur kurz durch das Zielfernrohr sieht. Kein schneller, simpler Hinterhalt in einer dunklen Seitenstraße, ein geleertes Magazin und Schalldämpfer. Kein harmloses Pülverchen in einem Weinglas.
    Andererseits ist so eine Herausforderung viel interessanter. Jeder Depp kann andere Menschen töten, das beweisen die jährlichen Amokläufer in den Schulen. Die sind sogar noch jünger als ich mit meinen vierundzwanzig Jahren. Aber das Ganze entweder unter verschärften Bedingungen durchführen – beispielsweise mit einem bewachten Ziel, oder so, dass es nach etwas völlig anderem aussieht – das ist den Spezialisten vorbehalten. Also mir und meinen Kollegen. Nur dafür werden dann auch vernünftige Gagen bezahlt. Die Preise für simple Morde sind dagegen seit Jahren so in den Keller gegangen, dass es sich angesichts des Risikos eigentlich nicht mehr lohnt. Das machen dann verzweifelte Amateure aus Osteuropa.
    Mit einer fließenden Bewegung gleite ich vom Bett und absolviere einige Lockerungsübungen. Meine Brüste hüpfen etwas mehr als sonst. Sie sind noch ein wenig gewachsen in den letzten ein, zwei Jahren. Außerdem erwarte ich für morgen meine Periode, dann füllen sie die B-Körbchen meines für heute bereitliegenden BHs halbwegs aus, sonst tut es meist ein A. Ich empfinde das als Vorteil, denn ich komme durchaus in Situationen, in denen hüpfende Brüste hinderlich sein können. Und kleine Brüste scheinen kein Thema zu sein, wenn es um Männer geht. Jedenfalls war es noch nie ein Problem für mich, das Interesse von Vertretern des anderen Geschlechts auf mich zu ziehen. Abgesehen davon, würden große Möpse gar nicht zu meiner schlanken, sportlichen Figur passen.
    Beim systematischen Durchgehen einiger Katas denke ich weiter über mein Vorgehen nach. Ich werde sehr nahe an meinen Klienten herangehen müssen. Das macht einen Auftrag immer gefährlich, denn man hinterlässt Spuren, ob man will oder nicht.
    Nach Möglichkeit vermeide ich das. So wie bei meinem letzten Auftrag in Zürich. Da fuhr ich meinen Klienten – einen ziemlich alten Knacker – mit einem riesigen Geländewagen über den Haufen. Den hatte ich kurz zuvor einigen Jugendlichen abgenommen, die ihn aufgebrochen hatten und damit eine Spritztour unternehmen wollten. Natürlich fand die Polizei nur deren Fingerabdrücke im Auto. Fall geklärt, Fall abgeschlossen.
    Es gibt aber auch noch andere Gründe für mich, Georg van Brueggen nahezukommen. Als Mann gefällt er mir ganz gut. Ich stehe halt auf diese maskulinen Typen. Wie meinen Stiefvater zum Beispiel.
    Aber daran will ich jetzt nicht denken. Lieber an Georg.
    Wie er sich wohl anfühlen wird.
    An mir, auf mir.
    In mir.
    Wohlige Wärme läuft in meinem Bauch zusammen und stört die makellose Konzentration meiner Übungen.
    Kapitel 2
    Freitag, 08.08.09, 12:30 Uhr
    »Mr van Brueggen, dürfte ich Ihnen einige Fragen stellen?«
    Georg dreht sich überrascht um, als er gerade den Hoteltresen im »Karel V« erreicht hat. An dem leichten Weiten seiner Pupillen erkenne ich, dass ihm gefällt, was er sieht. Für meine Rolle habe ich mich auch sehr in Schale geworfen und trage ein anthrazitgraues Business-Kostüm in Konfektionsgröße vierunddreißig und eine eisblaue Bluse, die gut zu meiner Haut passt. Ich bin ein Winter-Typ, das erleichtert die Auswahl von formalen Klamotten ungemein. Meine Schuhe sind etwas zu sportlich, damit signalisiere ich, dass ich kein geschliffenes Business-Weib bin, sondern mich extra für ihn so herausgeputzt habe. Die mangelnde Übung ist auch an meiner etwas ungeschickt aufgetragenen Schminke zu erkennen. Schließlich mein Alter. Vor einem jungen Mädchen hat niemand große Angst.
    »Ja bitte?«, fragt er distanziert, aber nicht unfreundlich. In seinem klaren Englisch schwingt deutlich der niederländische Akzent mit. Er beobachtet mich, schätzt mich ein, prüfend, sondierend. Hinter seinen Augen scheint ein Feuer zu brennen, das er sorgfältig verschlossen hält. Ein leichter Kitzel rieselt durch meinen Hals. Er sieht wirklich gut aus!
    »Bitte entschuldigen Sie, dass ich Ihnen hier so auflauere, Mr van Brueggen, aber Ihr Sekretariat wollte mich nicht durchstellen, deshalb bin ich Ihnen heute Morgen hierher gefolgt.«
    Hier zieht er
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