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KillerHure

KillerHure

Titel: KillerHure
Autoren: H Nolan
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die Brauen hoch und mustert mich misstrauisch. Ich bemühe mich, nervös und etwas zerknirscht zu wirken. Von Berufs wegen spricht er niemals mit Reportern oder anderen naseweisen Menschen und ist entsprechend vorsichtig.
    »Mein Name ist Jana Talker, ich studiere Politikwissenschaft in Berlin und Amsterdam. Für eine Seminararbeit recherchiere ich gerade über die APLA, die ›All People Liberation Army‹ in Unganda. Ich weiß nicht, ob Sie mir hier helfen können, aber in einem Artikel in der ›Financial Times‹ wurde einmal Ihr Unternehmen genannt. Zwar nicht im direkten Zusammenhang mit der APLA, aber vielleicht können Sie mir ja trotzdem ein paar Hinweise geben. Oder mir sagen, an wen ich mich wenden kann.« Diesen Text stoße ich recht atemlos hervor, ganz die blutjunge Studentin, nervös beim Gespräch mit einem erfahrenen Geschäftsmann.
    Dann warte ich gespannt. Wenn die APLA zu seinem Kundenkreis gehört, dann dreht er sich gleich mit einem knappen »Kein Kommentar« um und geht. Aber dieses Risiko ist gering. Die APLA hat meinen Nachforschungen gemäß nicht genug Geld, um sich teure Softwaresysteme leisten zu können.
    »Das ist aber ein ungewöhnliches Thema«, meint Georg dann langsam und mustert mich immer noch. »Vielleicht sogar gefährlich. Die APLA ist ein bunter Haufen von ziemlich … hm … abenteuerlichen Leuten. Denen würde es sicher nicht gefallen, wenn zu viel über sie berichtet wird.«
    »Ich weiß!«, antworte ich schnell. »Das soll auch keine Veröffentlichung geben. Aber mein Professor steht auf diesen Scheiß, und ich will eine Eins bei der Arbeit.«
    Georg lacht. Ein gutes Zeichen. Ich lächle ihn zaghaft an und schlage mädchenhaft die Wimpern hoch.
    »Also schön!« Er sieht kurz auf seine Armbanduhr (eine dieser sündteuren Schweizer Edelmarken) und nickt mir verbindlich zu. »Zwischen dem letzten Gespräch und dem nächsten habe ich zwei Stunden Zeit. Eigentlich wollte ich noch kurz in die Firma, aber im Moment steht nichts Dringendes an. Was halten Sie davon, wenn ich Sie zum Essen einlade?«
    Ich reiße überwältigt die Augen auf.
    »Im Ernst? Wow, das ist ... Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll!« Dabei breite ich erfreut die Arme weit aus. Mein knapper Blazer klafft auseinander und gibt den Blick auf das tiefe Dekolleté meiner Bluse frei. Sein Blick rutscht hinein. In manchen Dingen sind Männer so berechenbar wie ein Lichtschalter.
    Ich erlaube, dass er mich freundschaftlich am Ellenbogen nimmt und mich von der Lounge in das Restaurant des Fünfsternehotels führt. Das »Karel V« ist das erste Haus am Platz, was es zu seinem natürlichen Biotop macht. Fünf Minuten später hat Georg formvollendet in Französisch für uns beide bestellt und mir einen leichten Weißwein aufgedrängt.
    »Also gut, die APLA«, nimmt er den Faden wieder auf. »Der Kopf ist ein gewisser Major James Umbriega. Eigentlich nur ein Leutnant, aber er behauptet, bei der Beförderung übergangen worden zu sein.« Georg grinst mir vertraulich zu. Ich grinse verständnisinnig zurück. Natürlich steht er weit über solch profanen Dingen, wie dem Streben nach einem oder zwei Sternen mehr auf einer Schulterklappe. Ich kritzelte eifrig auf meinen billigen Notizblock.
    »Denken Sie, dass die APLA ein wichtiger Faktor im politischen Gefüge in Zentralafrika ist?«, spule ich die erste meiner studentischen Fragen ab und sehe erwartungsvoll zu ihm auf.
    »Nein, eigentlich nicht. Umbriega hat zwar ein paar hundert Leute um sich gescharrt, aber er hat keine ordentliche Geschäftsbasis«, doziert Georg, ganz geopolitischer Experte.
    Ich lausche, kritzle, nicke.
    »Er hat weder Rauschgift, das in seinem Gebiet angepflanzt wird noch kann er Waffen an irgendjemanden schmuggeln noch hat er politische Geldgeber im Hintergrund. Nein« – er nimmt einen Schluck Wein – »Umbriega hat lediglich das Vakuum in den Provinzen ausgenutzt, den der letzte Bürgerkrieg hinterlassen hat. Sobald wieder jemand fest im Sattel der Regierung sitzt, wird Umbriegas Truppe eine der ersten sein, die sich unterwirft. Solange kann er noch plündern und morden und von einer glorreichen Zukunft als Staatsmann träumen, aber dann wird er ziemlich schnell weg vom Fenster sein.«
    »Aha, das ist sehr interessant! So etwas steht nicht in den Zeitungen, da wird mein Prof richtig begeistert sein!«, frohlocke ich und beuge mich noch tiefer über meinen Block. Meine Bluse kann so etwas nach vorn hängen und den Blick auf meine Brüste
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