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Wildrosengeheimnisse

Wildrosengeheimnisse

Titel: Wildrosengeheimnisse
Autoren: Christine Rath
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1. Kapitel: Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus
    Es ist praktisch unmöglich, an einem Samstagvormittag einen Parkplatz in Überlingen zu finden. Es scheint, als hätte sich heute Morgen mal wieder jeder aufgemacht, auf dem Markt in unserer kleinen Stadt am Bodensee einzukaufen. Fluchend versuche ich, meinen alten Mini in die winzig kleine Lücke zu schieben, die gar kein Parkplatz ist.
    Egal, darauf kann ich beim besten Willen keine Rücksicht nehmen. Schließlich muss ich in einer Stunde mein ›Café Butterblume‹ aufmachen und habe vorher noch allerhand einzukaufen.
    Wie sich mein Leben doch in den letzten Monaten verändert hat.
    Manchmal kann ich es kaum glauben. Noch vor einem Jahr war ich eine ziemlich unzufriedene kleine Angestellte in einer örtlichen Immobilienagentur und nun besitze ich ein kleines Café, das ›Café Butterblume‹, direkt am See. Es hat mich zwar ganz schön viel Kraft gekostet, diesen Traum zu verwirklichen, aber es hat sich gelohnt.
    Trotz des ganzen Stresses und der vielen Arbeit, die die Selbstständigkeit nun einmal mit sich bringt, ist es auch ein tolles Gefühl, auf eigenen Beinen zu stehen, für niemanden außer sich selbst verantwortlich zu sein und die Einnahmen in die eigene Tasche wirtschaften zu dürfen.
    Ach, aber an Einnahmen ist im Moment leider überhaupt nicht zu denken. Die Wintermonate sind am See schon recht einsam und die Gäste, ehrlich gesagt, ziemlich überschaubar.
    Wie konnte ich auch nur ausgerechnet im Winter das Café eröffnen? Mir hätte klar sein müssen, dass die Touristen erst ab Ostern an den Bodensee kommen, schließlich lebe ich lange genug hier. Wenigstens ist es mir gelungen, dass die Einheimischen die gemütliche Atmosphäre in der ›Butterblume‹ zu schätzen wissen, und es werden immer mehr Stammgäste. Trotzdem ist es nicht leicht, im Winter über die Runden zu kommen, und ich bin froh, dass ich zumindest keine Pacht und keine Löhne zahlen muss.
    Glücklicherweise habe ich mich nämlich – so ganz nebenbei – in den Eigentümer des Hauses verliebt, in dem sich mein Café befindet. Und – was noch mehr zu meinem Glück beiträgt – er sich auch in mich, so dass wir seit Weihnachten ein Paar sind.
    Der einzige Wermutstropfen bei dieser Sache ist, dass mein Liebster ein viel beschäftigter Anwalt in Stuttgart ist und, jedenfalls im Moment noch, nur an den Wochenenden bei mir und in seinem schönen Haus am Bodensee sein kann. Zu allem Überfluss gehört ihm zusammen mit seiner Exfrau auch noch eine Kanzlei in Kanada, in der er sich regelmäßig sehen lassen muss. Ich verstehe das und bin auch unglaublich stolz auf ihn, aber muss er wirklich so oft da hin? Kriegt das seine Exfrau nicht alleine auf die Reihe? So schlau und tüchtig wie sie ist, sollte das doch kein Problem für sie sein. Zumal er mir versprochen hat, ihr die Kanzlei bald ganz zu übergeben, um sich nur noch um die Kanzlei in Stuttgart kümmern zu müssen. Und das ist ein Katzensprung von hier.
    Im Laufschritt trabe ich über den Wochenmarkt und sehe kaum die vielen schönen Dinge, die angeboten werden, da ich in Gedanken bereits wieder ganz woanders bin.
    Da ich mich nicht entscheiden kann, nehme ich sowohl Äpfel als auch Birnen von der Bauersfrau entgegen, mit denen ich heute noch leckeren Apfelstrudel und Birnenkuchen backen möchte.
    Auch an diesem Wochenende kann Christian nicht bei mir sein, weil er arbeiten muss, und das stimmt mich nun nicht gerade froh. Doch ich habe keine Zeit, Trübsal zu blasen, schließlich wartet zu Hause jede Menge Arbeit auf mich.
    Schnell besorge ich auf dem Markt noch einen Strauß gelbe Rosen für die Tische im Café, außerdem leckere Oliven und Schafskäse, Tomaten und Salat sowie etwas Rotbarschfilet im Fischgeschäft. Das Abendessen für Nini und mich ist gerettet.
    Meine 18-jährige Tochter Nini steckt gerade mitten in den Vorbereitungen für ihr Abitur, aber wenn sie das hinter sich hat, wird sie mir sicher ein wenig bei der Arbeit im Café helfen können, bevor sie im Herbst in Konstanz ein Studium beginnt.
    Ich steuere den Mini durch den Nebel nach Hause nach Nußdorf. Zum Glück sind es nur ein paar Minuten, denn ich bin spät dran und heute ist unglaublich viel los auf den Straßen. Zu blöd, nun muss ich auch noch am Zebrastreifen anhalten, um ein offenkundig heftig streitendes Paar herüberzulassen. Der Mann schimpft lautstark auf die Frau ein, gestikuliert wild und hebt mehrmals die Hand, als ob er sie schlagen
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