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Killashandra

Killashandra

Titel: Killashandra
Autoren: Anne McCaffrey
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enttäuscht das Gesicht, als seine Finger nicht das Prickeln spürten, das für die unbezahlbaren, seltenen schwarzen Kristalle so typisch war.
    »So großes Glück hatte ich nicht.« Killashandras Stimme klang müde und gereizt. »Aber ich hoffe trotzdem, daß es eine anständige Ernte ist.« Sie setzte sich halb auf den Tisch, denn sie brauchte diese Stütze, um auf den Beinen zu bleiben, während Enthor die Kristallblöcke aus den Plastikhüllen nahm.
    »Tatsächlich!« Enthor summte begeistert, während er den ersten weißen Kristall aus der Hülle nahm und ehrfürchtig auf den Arbeitstisch legte. »Tatsächlich!« Er begutachtete den Kristall mit seinen verstärkten Augen.
    »Makellos. Weiße Kristalle sind oft getrübt. Wenn ich mich nicht irre ...«
    »Den Tag möchte ich erleben«, murmelte Killashandra halblaut und mit brüchiger Stimme.
    »... aber ich irre mich nicht.« Enthor zog die Augenbrauen zusammen, blinzelte, um die Augen wieder auf die Normalsicht umzustellen, und sah sie scharf an. Killashandra fragte sich einen Moment lang, was Enthors Augen sahen, wenn er einen menschlichen Körper mit seinem Verstärkerblick betrachtete. »Ich glaube fast, meine liebe Killa, daß du die Marktentwicklung geahnt hast.«
    »Wirklich?« Killashandra richtete sich auf. »Sind wei-
    ße Kristalle gefragt?«
    Enthor zog einen weiteren schlanken funkelnden Kri-stallstab aus der Hülle. »Ja, und ganz besonders, wenn du eine Serie hast. Diese hier sind ein guter Anfang. Was hast du noch geschnitten?« Sie gingen zum Lager hinaus und holten zwei neue Kartons.
    »Vierundvierzig.«
    »Von zunehmender Größe?«
    »Ja.« Enthors Erregung erweckte in Killashandra einige Hoffnungen.
    »Jeweils einen halben Zentimeter größer?«
    »Ja.«
    Enthor strahlte sie beinahe so begeistert an, als hätte sie ihm schwarze Kristalle gebracht.
    »Dein Instinkt ist bemerkenswert, Killa, denn du konntest vom Auftrag der Optherianer nichts wissen.«
    »Eine Orgelgruppe?«
    Enthor winkte Killashandra, ihm zu helfen, die weißen Stäbe auf der Arbeitsplatte auszulegen.
    »Genau. Ein ganzes Manual wurde zerstört.« Enthor sah sie noch einmal scharf an. »Wo sind die anderen?
    Rasch, hol sie! Wenn auch nur ein einziger trüber darunter ist...«
    Killashandra gehorchte; sie war so unsicher auf den Beinen, daß sie gegen die Schwingtür prallte. Als die Kristalle auf dem Tisch funkelten, schauderte sie heftig und mußte sich an der Platte festhalten, um nicht um-zufallen. Enthor brauchte ein halbes Jahrhundert, um ihren Schnitt zu schätzen.
    »Kein einziger trüber Kristall, Killashandra.« Enthor tätschelte ihren Arm. Er nahm seinen kleinen Hammer, neigte den Kopf und lauschte dem reinen süßen Klang, den jeder vorsichtige Schlag den Kristallen entlockte.
    »Wieviel, Enthor? Wieviel?« Killashandra klammerte sich mühsam an den Tisch und ans Bewußtsein.
    »Ich fürchte, nicht soviel wie für schwarzen Kristall.«
    Enthor tippte Zahlen in sein Terminal ein. Er schob die Unterlippe vor, während er auf die Anzeige wartete.
    »Immerhin, 10.054 Kredite, das ist nicht zu verachten.«
    Er hob die Augenbrauen, denn er rechnete mit einer erfreuten Reaktion.
    »Nur zehntausend ...« Ihre Knie gaben nach, ihre Waden verkrampften sich. Sie packte die Tischkante noch fester.
    »Aber das reicht doch, um den Planeten zu verlassen.«
    »Aber nicht weit genug und nicht lange genug.«
    Schwärze senkte sich über ihre Augen. Killashandra löste eine Hand von der Tischkante, um sich die Augen zu reiben.
    »Wäre Optheria weit genug?« fragte eine trockene, amüsierte Stimme hinter ihr.
    »Lanzecki ...«, begann sie. Sie drehte sich zum Gildemeister um, doch die Drehung verwandelte sich in ein unkontrolliertes Taumeln, und sie stürzte in die Dunkelheit, der sie nicht mehr ausweichen konnte.
    »Sie kommt wieder zu sich, Lanzecki.«
    Killashandra hörte die Worte. Den Sinn verstand sie nicht. Der Satz hallte in ihrem Kopf, als stünde sie in einem Tunnel. Doch allmählich kehrte ihr Bewußtsein zu-rück.
    Die Stimme gehörte Antona, der Leitenden Ärztin der Heptitergilde.
    Langsam kehrte ihr Körpergefühl zurück, doch es beschränkte sich im Augenblick noch darauf, daß sie etwas unter dem Kinn und einen Riemen hinter den Schultern bemerkte. Der Rest ihres Körpers war taub. Killashandra zuckte unwillkürlich zusammen und spürte den zähen Widerstand der Regenerationsflüssigkeit. Sie lag im Bad — das erklärte die Stütze am Kinn und die
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