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Kill for Fun: Gnadenlose Geschichten (German Edition)

Kill for Fun: Gnadenlose Geschichten (German Edition)

Titel: Kill for Fun: Gnadenlose Geschichten (German Edition)
Autoren: Richard Laymon
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einen Spaltbreit offen.
    Die Tür schwang langsam wieder auf, als Sharon auf den Toilettensitz kletterte. Sie hockte sich mit dem Gesicht in Richtung vordere Kabinenwand hin, die Füße auseinander, die Knie leicht durchgedrückt, stützte die Hände auf ihren Oberschenkeln ab. Warum fand man eigentlich so gut wie nie öffentliche Toiletten, die neugierige Blicke vollständig verhinderten?
    Man wollte doch Privatsphäre, wenn man sie benutzte, oder etwa nicht? Woran lag es also, dass die Kabinenwände nie ganz bis nach oben oder unten reichten?
    Sie wollen nicht, dass man zu viel Privatsphäre hat, überlegte sie. Sonst wurden sie von den Leuten ständig für Quickies missbraucht.
    Es schien ihr aber verdammt noch mal ziemlich unpraktisch zu sein, wenn man versuchte, sich vor einem Killer zu verstecken.
    Anstatt darüber zu schmunzeln, verzog Sharon das Gesicht.
    Sie konnte ihre eigenartige Position nur noch mit Mühe halten. Sie war schon vor ihrer kleinen Klettereinlage völlig erschöpft gewesen. Nun schmerzten und zitterten die Muskeln in den Beinen und am Hintern. Ihr Rücken tat weh. Der Schweiß schien aus jeder Pore zu triefen, in Hunderten von Tropfen, die über die Haut rannen. Selbst ihre Fußsohlen fühlten sich verschwitzt an, und der Toilettensitz wurde zunehmend rutschiger.
    Sie fragte sich, wie lange sie es wohl aushielt.
    Solange es dauert.
    Hier wird er mich nie finden.
    Nie?
    Was, wenn ich doch eine Spur hinterlassen habe? Ich habe nicht das ganze Blut abwischen können. Und wahrscheinlich sind auch ein paar Schweißtropfen irgendwo zu finden.
    Nein, hier würde ihr nichts passieren.
    Vielleicht.
    Sharon bezweifelte allerdings, dass der Kerl sein ganzes Leben damit verschwenden wollte, das Gebäude nach ihr abzusuchen. Wahrscheinlich hatte er sich längst verzogen. Niemand bei klarem Verstand trieb sich länger als nötig an einem Tatort herum, nachdem er drei Leute mit einem Gewehr erschossen hatte.
    Und überhaupt, er hatte sich Verbrennungen zugezogen.
    Nur schwache Verbrennungen zwar, aber sie dürften auf jeden Fall wehtun.
    Ich frage mich, ob das Haus abbrennt.
    Eher unwahrscheinlich.
    Sie hatte keinen Feueralarm gehört. Und soweit sie wusste, hatte sich auch die Sprinkleranlage nicht eingeschaltet. Das Feuer war ja auch nicht besonders groß gewesen. Höchstens ein Dutzend Papierkugeln und das Hemd dieses Mistkerls auf dem Parkettboden.
    Sie ging davon aus, dass er die Flammen noch ausgetreten hatte. Das erklärte auch, warum er sich nicht zwei Sekunden, nachdem sie aus dem Büro gestürmt war, an ihre Fersen geheftet hatte.
    Aber die Rauchmelder und Sprinkler hätten ausgelöst werden müssen . Das passierte schon bei leichtem Qualm.
    Was wusste sie schon? Vermutlich funktionierten die verfluchten Teile nicht mal.
    Was, wenn nichts passiert ist? Wenn kein Alarm ausgelöst wurde? Keine Sprinkler. Was, wenn niemand die Schüsse gemeldet hat?
    Vielleicht hatte sie niemand mitbekommen .
    Wer wusste schon, ob man den Lärm auch noch einige Büros weiter hörte? Wer wusste schon, wie viele Mitarbeiter zum Zeitpunkt des Angriffs bereits nach Hause gegangen waren?
    Aber J. P. Hammond musste die Schüsse gehört haben. Genau wie seine Mandantin, Mrs. Hayes. Sie hatten sich direkt im Nebenzimmer aufgehalten.
    Möglicherweise ebenfalls von dem Kerl erschossen. Dann konnten sie auch nicht die Polizei rufen.
    Wenn kein Alarm ausgelöst wurde …
    Wenn niemand die Polizei gerufen hat …
    Wenn der Killer den Nerv hat, am Tatort zu bleiben …
    Dann kann er sich bei der Suche nach mir alle Zeit der Welt lassen.
    Sharon fuhr sich mit beiden Händen übers Gesicht, aber sie schien den Schweiß dadurch nur großflächiger zu verteilen.
    Was für eine Scheiße!
    Na ja, besser, als tot zu sein.
    Die Schmerzen und das Zittern wurden immer schlimmer. Nach einer Weile dachte sie: Warum tu ich mir das an? Hier ist keiner. Ich muss mich hier nicht ducken, bis ich total fertig bin.
    Sie richtete sich auf und drehte sich nach links. Mit beiden Füßen auf einer Hälfte des Toilettensitzes streckte sie die Arme aus und klammerte sich an der oberen Kante der Kabinenabtrennung fest. Sie streckte sich und seufzte.
    Aufrecht zu stehen kam ihr bei Weitem nicht so anstrengend vor wie die unnatürliche Kauerhaltung vorher.
    Obwohl ihr noch immer der Schweiß über den Körper rann, schienen ihre Schmerzen langsam nachzulassen und das Zittern abzuklingen.
    Ich hätte von Anfang an so stehen sollen, stellte sie fest.
    Aber
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