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Kill for Fun: Gnadenlose Geschichten (German Edition)

Kill for Fun: Gnadenlose Geschichten (German Edition)

Titel: Kill for Fun: Gnadenlose Geschichten (German Edition)
Autoren: Richard Laymon
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Sie kickte ihre Schuhe von den Füßen. Sie machte sich gar nicht erst die Mühe, Gürtel, Knopf oder Reißverschluss ihrer Hose zu öffnen, sondern riss sie einfach an ihren Beinen hinunter, stieg heraus und streifte die Socken ab.
    Nur noch mit BH und Slip bekleidet, ging sie in die Hocke und fand ein blutfreies Stück Stoff an ihrem Hosenbein, direkt unterhalb des rechten Knies. Sie wischte sich die Hände daran ab. Es färbte sich ebenfalls rot.
    Sie stand auf und wich von dem blutigen Kleiderhaufen zurück, drehte sich um und huschte leise, aber zügig über die Stufen in den dritten Stock zurück. Vor dem Durchgang blieb sie stehen und kontrollierte ihre Hände. Sie zitterten furchtbar, waren verschwitzt und noch immer ein wenig blutverschmiert. Durch ihren Schweiß musste sich das restliche Blut, das noch an den Händen geklebt hatte, nach dem Abwischen am Hosenbein wieder verflüssigt haben. Sie schob die Arme hinter den Rücken und wischte beide Hände an der Rückseite ihres Slips ab. Der glatte Nylonstoff fühlte sich jetzt feucht und klebrig an.
    Sie untersuchte erneut ihre Hände. Viel besser.
    Vorsichtig zog sie die Tür auf, lehnte sich zur Seite und lugte durch den Spalt.
    Ein weiterer langer, leerer Korridor.
    Sie ließ die Tür weit aufschwingen, ging hindurch und klammerte sich an der Eisenstange fest, während die Tür langsam ins Schloss fiel. Den Blick weiter auf das Treppenhaus gerichtet, ging sie ein paar Schritte rückwärts. Nachdem sie keinerlei verräterische Blutspuren bemerkte, wandte sie sich um und lief den Flur hinunter.
    Abgesehen von ihrem Atem und ihrem pochenden Herzen konnte sie nicht das geringste Geräusch hören.
    Wird mich jemand hören, wenn ich schreie?
    Vielleicht er .
    Sie eilte zur ersten Tür. Auf dem Plastikschild stand DR. DENNIS K. EDGEWOOD, ZAHNARZT.
    Ein Zahnarzt hatte wahrscheinlich nur wenige Angestellte: eine Empfangsdame, eine Zahnarzthelferin …
    Sharon streckte die Hand aus, griff nach dem Türknauf und versuchte, ihn zu drehen.
    Er bewegte sich nicht.
    Abgeschlossen?
    Sie probierte es noch einmal, ließ den Knauf dann jedoch los und klopfte vorsichtig an. Das massive Holz dämpfte das Geräusch ihrer Knöchel. Sie klopfte fester.
    Komm schon! Wo bist du?
    Niemand antwortete. Niemand öffnete die Tür.
    Natürlich nicht, überlegte sich Sharon. Fünf Uhr an einem Freitagnachmittag. Die Hälfte der Büros im Gebäude war inzwischen wahrscheinlich geschlossen.
    Sie hastete auf die nächste Tür zu.
    Vielleicht habe ich hier ja mehr Glück!
    Aber sie hatte noch nicht einmal die Hälfte der Distanz überwunden, als das Bing eines ankommenden Fahrstuhls, leise und musikalisch, die Stille wie ein Kreischen durchschnitt.
    3
    Nur wenige Meter trennten sie von der nächsten Tür auf der anderen Seite des Gangs. Sharon stürzte darauf zu.
    HERREN.
    Was, wenn sie verschlossen ist?
    Dann bin ich geliefert.
    Aber es war die einzige Tür, die sie erreichen konnte, bevor jemand – womöglich der Killer – aus dem Fahrstuhl kam.
    Sie warf sich mit der Schulter dagegen. Das Holz gab krachend nach. Sharon stürzte in den Raum. Sie wirbelte herum und warf sich mit ihrem ganzen Gewicht gegen die Tür und zwang der Schließautomatik ihren Willen auf.
    Kann er das hören?, fragte sie sich.
    Wahrscheinlich nicht. Die Fahrstühle befanden sich in einiger Entfernung und verursachten selbst einiges an Lärm.
    Endlich fiel die Toilettentür leise ins Schloss und schmiegte sich in ihren Rahmen.
    Sharon wich einen Schritt zurück. Ihr Oberarm hatte einen feuchten Fleck auf dem Holz hinterlassen, kaum zu erkennen. Hoffentlich trocknete er schnell wieder.
    Sie drehte sich um.
    Genau wie in den Toiletten im vierten Stock hingen auch hier zwei Spender für Papierhandtücher an der Wand neben der Tür. Außerdem gab es zwei Waschbecken, über denen Spiegel angebracht waren, vier Urinale und drei Toilettenkabinen.
    Zwei normale Kabinen und eine extragroße für Behinderte.
    Keine der Türen war ganz geschlossen, aber sie standen jeweils nur einen Spaltbreit offen. Sharon gab jeder von ihnen einen sanften Schubs, als sie daran vorbeiging. Sie schwangen so weit auf, dass sie hineinschauen konnte.
    Leere Kabinen.
    In der letzten hatte jemand vergessen, abzuziehen.
    Sharon eilte zur ersten Kabine zurück und ging hinein. Sie stellte sich seitlich hin, wobei ihr Rücken fast die Trennwand aus Metall berührte, und zog die Tür zu.
    Zog sie zu, schloss aber nicht ab.
    Wie die anderen blieb sie
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