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Kill for Fun: Gnadenlose Geschichten (German Edition)

Kill for Fun: Gnadenlose Geschichten (German Edition)

Titel: Kill for Fun: Gnadenlose Geschichten (German Edition)
Autoren: Richard Laymon
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ich bin natürlich erledigt, wenn jemand reinkommt.
    Aus ihrer neuen Position bot sich über die Trennwand der Kabine hinweg eine gute Aussicht … eine gute Aussicht auf die Tür des Raums.
    Duck dich einfach blitzschnell, wenn sie aufgeht.
    Aber wer sagte ihr, dass dann der Killer hereinkam?
    Wen würde sie stattdessen gerne sehen?
    Einen Polizisten.
    Ja, eine schöne Vorstellung. Aber nicht irgendeinen Polizisten, sondern einen von diesen SWAT-Jungs, der aussah, als sei er bereit zum Gefecht.
    Nette Idee.
    Was, wenn sie sich keinen Polizisten wünschen durfte? Wer war dann ihre zweite Wahl?
    Matt Scudder?
    Geht nicht, der ist Polizist.
    Geht wohl, der ist jetzt Detektiv und lediglich Ex-Cop.
    Durfte man sich denn eine fiktive Figur wünschen?
    Also, wenn Romane zählten, dann wollte sie lieber Bond. James Bond, aber keinen von diesen Filmtypen. Nicht mal Connery. So gut der ihr auch gefiel, er war halt nicht Bond . Es gab nur einen wahren Bond: den aus den Büchern.
    Ja!
    Das wäre schon was!
    Die Toilettentür schwang auf.
    4
    Sharon zuckte zusammen und duckte sich, zog ihre Hände rasch von der Kante der Kabinenwand weg und stützte sich mit den Knöcheln direkt unterhalb der Kante ab, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
    Das leise Schlurfen von Schritten näherte sich.
    Ich bin in der ersten Kabine. Wenn er scheißen muss …
    In einiger Entfernung verstummten die Schritte. Ein Mann räusperte sich. Ein Reißverschluss ratschte. Ein starker, steter Strahl prasselte auf die Emaille des Urinals. Er begann, leise eine Melodie zu summen.
    Die Melodie klang vertraut.
    I am a lineman for the counteeee …
    Jeder, der beim Pinkeln Glen Campbell summt, muss einer von den guten Jungs sein, oder?
    Sharon richtete sich auf, balancierte auf den Zehenspitzen, drehte ihren Kopf und betrachtete den Mann am Urinal.
    Definitiv nicht der Killer.
    Zumindest von hinten sah er wie ein ganz gewöhnlicher Kerl aus: gut 1,80 Meter groß, nur leicht übergewichtig, etwa 40 oder 45 Jahre alt und kurz geschnittene hellbraune Haare, oben ein wenig schütter. Er trug Business-Kleidung – Kurzarmhemd, graue Anzughose und schwarze Lederschuhe. Sein Hemd hing hinten ein Stück aus der Hose. Musste ein langer Tag gewesen sein.
    Allem Anschein nach ein langer Tag, bei dem die letzte Pinkelpause schon eine Weile zurücklag.
    Sharon wartete nicht, bis er fertig war. Sie ging in die Knie, und die Kabine schien um sie herum zu wachsen. Sie sah an sich hinunter.
    Der gute Mann kriegt auf jeden Fall was zu sehen.
    Obwohl beide Körbchen des BHs von dem Blut, das durch die Bluse gesickert sein musste, ganz fleckig wirkten, machte das nasse Material, das an ihren Brüsten klebte, einen fast transparenten Eindruck. Sie konnte eine Sommersprosse am linken Busen erkennen.
    Meine Güte.
    Sie trug gerne aufreizende Dessous, aber sie hatte auch nicht mit so einer Situation gerechnet.
    Hoffen wir, dass der Typ ein Gentleman ist.
    Sie hörte, wie er seinen Reißverschluss hochzog.
    Sharon verlagerte ihr Gleichgewicht und stellte ihren rechten Fuß auf die andere Seite des Toilettensitzes. Als sie einen Arm ausstreckte und die Kabinentür vollständig zuzog, hörte sie, wie das Wasser der Spülung im Urinal rauschte. Es verstummte schnell wieder.
    Schritte.
    »Entschuldigen Sie, Sir.«
    Die Schritte stoppten.
    Sharon hielt die Tür mit der Hand geschlossen und sprang auf den Boden.
    »Ich bin hier drüben, in der Kabine«, erklärte sie.
    »A-ha.«
    »Könnten Sie mir helfen?«
    »Kein Toilettenpapier?«
    Die Frage überraschte sie so, dass sie tatsächlich nachsah. »Nein, es ist noch genügend da.«
    »Und was gibt’s dann für ein Problem?« Er klang freundlich, aber ein wenig misstrauisch.
    »Ich komme raus.«
    »Okay.«
    Sie zog die Tür zu sich heran. Obwohl Sharon versuchte, ihr auszuweichen, bekam der Mann zu sehen, wie sie ihre linke Brust streifte.
    Errötend murmelte sie: »Verdammtes Ding.«
    Der Mann richtete seinen Blick auf ihr Gesicht. »Wer immer diese Kabinen baut, hat offensichtlich eine sadistische Ader.«
    Sie lächelte.
    Das Gesicht des Manns, den sie beim genaueren Hinsehen eher auf 50 schätzte, wirkte rau und leicht vertrocknet. Mit einem Stirnrunzeln begann er, sein Hemd aufzuknöpfen.
    Ein leiser Angstschauer huschte über Sharons Körper. »Was machen Sie da?«
    »Ich ziehe mein Hemd aus.«
    »Hey, nein …«
    »Keine Angst!« Unter dem Hemd trug er ein T-Shirt, auf dem Homer Simpson ein ›D’ohhh!‹ entfuhr. Als er es
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