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Kill for Fun: Gnadenlose Geschichten (German Edition)

Kill for Fun: Gnadenlose Geschichten (German Edition)

Titel: Kill for Fun: Gnadenlose Geschichten (German Edition)
Autoren: Richard Laymon
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abgestreift hatte, reichte er es ihr. »Sie können’s besser gebrauchen als ich.«
    »Oh.« Sie griff danach, zögerte dann jedoch. »Nein, aber trotzdem danke. Ich sau es nur ein.«
    Er musterte sie von oben bis unten. Sharon errötete noch stärker. »Jetzt ziehen Sie es schon an.«
    »Ich bin ein bisschen blutig.« Hatte er das etwa nicht bemerkt? »Ich möchte es nicht ruinieren.«
    »Ach, das macht nichts.«
    »Na gut …« Sie nahm das Hemd doch noch entgegen. »Vielen Dank. Das ist sehr nett von Ihnen.«
    »Kein Problem.«
    »Ich bin Sharon«, stellte sie sich vor und steckte ihre Arme durch die kurzen Ärmel. »Ich arbeite oben. Im vierten Stock. Bei J. P. Hammond and Sons.«
    »Ich bin Hal Clark.«
    Sie hielt das Hemd mit der linken Hand zu und streckte ihm die rechte entgegen. »Freut mich, Sie kennenzulernen, Mr. Clark.«
    Sie schüttelten sich die Hand. Seine fühlte sich groß und kräftig und warm an.
    »Hal«, korrigierte er. »Einfach Hal.«
    Sharon hielt seine Hand fest und erwiderte: »Hal, vor einer Weile ist jemand zu uns ins Büro gekommen und hat alle erschossen.«
    Sein Griff wurde etwas fester. Obwohl sein Gesichtsausdruck sich nicht im Geringsten veränderte, bildete Sharon sich ein, dass abrupt die Farbe aus seinem Gesicht verschwand.
    »Er hatte ein Gewehr«, fügte sie hinzu. Sie gab Hals Hand frei und begann, das Hemd zuzuknöpfen. »Er hat mich angerufen. Er sagte nur: ›Ich krieg dich, Sharon.‹ Ich weiß noch nicht mal, wer er ist, aber er hat mich angerufen und das gesagt. Er kannte meinen Namen. Und ich hatte kaum aufgelegt, da ist er zur Tür reingeplatzt und hat angefangen, alle abzuknallen. Susie, Kim, Leslie. Soweit ich sehen konnte, hat er allen einen Kopfschuss verpasst. Ich glaube, auf manche hat er auch mehr als einmal gefeuert. Um sie endgültig zu erledigen. Ich entkam nur, weil er nachladen musste.«
    »Und wann ist das passiert?«, fragte Hal.
    »Um kurz vor fünf.«
    »Muss komplett an mir vorbeigegangen sein, fürchte ich.«
    »Es ist passiert.«
    »Das bezweifle ich ja gar nicht. Was ich meine, ist, dass ich runter auf die Straße musste, um die Parkuhr zu füttern.«
    »Und Sie sind gerade erst mit dem Fahrstuhl wieder raufgekommen?«
    Er nickte. »Vor etwa zehn Minuten.«
    »Ich hatte Angst, dass der Typ den Lift benutzt. Darum hab ich mich hier versteckt.«
    Hal schaute auf seine Armbanduhr. »Jetzt ist es Viertel nach.« Er sah Sharon stirnrunzelnd an. »Und Sie sind ganz sicher, dass Ihre Kolleginnen tot sind?«
    »Es kann gar nicht anders sein – ein Kopfschuss mit so einer großen Waffe. Ich weiß allerdings nicht, was mit Mr. Hammond ist. Er hat mit einer Mandantin in seinem Büro gesessen. Keine Ahnung, ob er die beiden auch erwischt hat. Ich bin nicht dageblieben, um es rauszufinden. Als ich es in den Korridor geschafft hatte, bin ich einfach nur um mein Leben gerannt. Ich bin davon ausgegangen, dass der Typ sich direkt an meine Fersen heftet.« Sie zuckte mit den Schultern.
    »Als Erstes«, schlug Hal vor, »sollten wir Sie jetzt in meinem Büro in Sicherheit bringen. Ich seh mal nach, ob die Luft rein ist.« Er zog die Tür auf, trat in den Korridor hinaus und schaute sich nach beiden Seiten um. »Okay.«
    Mit den Fingerspitzen hielt Sharon die Tür auf, die langsam zufiel. Sie zog sie zu sich heran und verließ die Toilette. Abgesehen von Hal schien sich niemand im Flur aufzuhalten.
    »Hier entlang«, flüsterte er.
    Ein paar Schritte hinter Hal huschte Sharon auf das andere Ende des Korridors zu, vorbei an der Damentoilette, einigen unbeschilderten Türen, mehreren Büros und den Aufzügen.
    Hal schielte zu den Kabinen und schenkte Sharon einen fragenden Blick.
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, danke. Er könnte unten auf mich lauern.«
    Hinter den Fahrstühlen blieb Hal vor einer Tür auf der rechten Seite stehen. Er schloss auf, trat ein und hielt sie für Sharon auf.
    Ein Schild verkündete: BERATUNGSDIENST CLARK.
    Beratungsdienst? In welchem Bereich denn?
    Sie betrat das Büro.
    Hal schloss die Tür und eilte durch ein Vorzimmer. Sharon fühlte sich an das Wartezimmer ihres Zahnarztes erinnert, mit dem Unterschied, dass hier niemand wartete.
    »Kommen Sie rein«, rief Hal.
    Sie folgte ihm durch das Wartezimmer und einen weiteren Durchgang in ein angenehmes, gemütlich eingerichtetes Büro. Hal winkte in Richtung eines Sessels, der vor dem Schreibtisch stand.
    Sie setzte sich.
    Er schob sich an ihr vorbei. »Ich möchte, dass Sie hier warten. Ich
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