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Kill for Fun: Gnadenlose Geschichten (German Edition)

Kill for Fun: Gnadenlose Geschichten (German Edition)

Titel: Kill for Fun: Gnadenlose Geschichten (German Edition)
Autoren: Richard Laymon
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Hälfte der Büros steht leer. Wussten Sie das nicht?«
    »Ich wusste, dass das Haus ziemlich still wirkt.«
    Sie kamen an der Herrentoilette vorbei.
    »Tja, nun wissen Sie, woran das liegt.«
    »Warum gibt es denn so wenige Mieter?«
    »Alt. Keine vernünftigen Parkmöglichkeiten. Legionärskrankheit.«
    »Was?«
    »Legionärskrankheit. Hat zwölf, 15 Leute das Leben gekostet.«
    »Hier?«
    »Sie haben es sich in diesem Gebäude eingefangen. Ich weiß nicht besonders viel darüber. Das muss vor langer Zeit passiert sein, aber soweit ich weiß, hat sich der Erreger über die Klimaanlage verbreitet.«
    »Mein Gott.«
    »Ich schätze, das ist der Hauptgrund dafür, dass die Miete so günstig ist.«
    »Ist es denn sicher? «
    Hal drehte seinen Kopf und schenkte ihr ein seltsames Lächeln.
    »Sie wissen schon, was ich meine«, sagte sie.
    »Ich bin seit acht Jahren in meinem Büro. Niemand ist seitdem an der Legionärskrankheit gestorben.«
    »Ich hab noch nie was darüber gehört.«
    »Sie behalten es gerne für sich. Nicht, weil immer noch eine echte Gefahr besteht, aber es schreckt die Interessenten trotzdem ab.« Sie erreichten das Ende des Korridors. »Warten Sie kurz.«
    Sharon blieb ein paar Meter hinter ihm stehen. Hal öffnete die Tür zum Treppenhaus.
    Er hielt sie mit der Schulter weit auf, stand still da und lauschte. Dann blickte er suchend nach oben und unten. Schließlich nickte er ihr zu und sie folgte ihm.
    Die Luft im Treppenhaus fühlte sich wärmer an als die Luft im Korridor.
    Hal zog vorsichtig die Tür ins Schloss und legte einen Zeigefinger an die Lippen.
    Sharon nickte.
    Langsam und ganz leise stiegen sie die Stufen hinauf. Während Sharons Angst wuchs, wurde ihr bewusst, dass sie sich in den letzten paar Minuten ganz gut gefühlt hatte. Nun atmete sie jedoch wieder angestrengter. Ihr Herz klopfte wie wild. Ihre Muskeln zitterten und Schweiß rann über ihren Körper. Ein Gefühl von Schwere und Übelkeit brodelte in ihrem Magen und eine eisige Kälte schnürte ihr die Eingeweide zusammen.
    Ich muss den Verstand verloren haben.
    Nein, sprach sie sich Mut zu. Es ist alles in Ordnung. Niemand bleibt so lange am Tatort, nachdem er ein Büro voller Leute niedergemäht hat. Die Polizei war bestimmt schon auf dem Weg.
    Selbst, wenn nicht – und selbst, falls der Killer noch nicht die Flucht angetreten hatte: Hal hatte seine 45er, sodass das Überraschungsmoment auf ihrer Seite lag.
    Zumindest hoffte Sharon das.
    Ich muss den Verstand verloren haben.
    Während sie auf den Treppenabsatz zwischen dem dritten und vierten Stockwerk trat, stellte sie sich vor, wie sie ein »Ich muss weg« flüsterte. Vor ihrem geistigen Auge drehte sie sich um, lief die Stufen mit schnellen Schritten hinunter, rannte immer weiter, weiter Richtung Erdgeschoss und fühlte sich schuldig. Tut mir leid, Hal, ich bin und bleib eben doch ein Feigling. Sie eilte den sich windenden Pfad hinunter und als sie eine weitere Kurve nahm – vermutlich der letzte Treppenabsatz vor dem Ausgang –, bemerkte sie, dass er zu ihr hinaufgrinste. Ohne Hemd und völlig verkohlt, präsentierte er ihr ein breites Lächeln mit strahlend weißen Zähnen, zielte mit dem Gewehr auf ihr Gesicht und sagte: »Hab dir doch gesagt, dass ich dich kriege, Sharon.«
    Hal blickte zu ihr hinunter und runzelte die Augenbrauen.
    Ihr wurde bewusst, dass sie auf dem Absatz stehen geblieben war. Sie zwang sich zu einem Lächeln und stieg weiter hinauf.
    Hal war nur noch wenige Schritte vom Ende der Treppe entfernt und wartete, dass sie ihn einholte. Als sie auf der Stufe unter ihm stoppte, flüsterte er: »Wollen Sie wieder nach unten gehen?«
    »Ich bleibe bei Ihnen.«
    »Das müssen Sie nicht.«
    »Ich weiß.«
    »Wollen Sie hier warten? Ich schaue mich kurz um und komme gleich wieder.«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Mehr Mumm als Verstand«, bemerkte er.
    »Das sagt der Richtige.«
    Einer seiner Mundwinkel zuckte nach oben. Er streckte die linke Hand aus und drückte sanft ihre Schulter. Dann drehte er sich um und nahm die letzten Stufen.
    Ein paar Sekunden lang verharrte er, um an der Tür zu lauschen. Dann blickte er Sharon in die Augen und schüttelte den Kopf.
    Was soll das nun wieder bedeuten?
    Er öffnete die Tür ein paar Zentimeter weit, lugte in den Gang und stieß sie dann weiter auf. Da Hal ihr die Sicht versperrte, konnte Sharon zunächst nicht viel erkennen. Erst, als er die Tür vollständig öffnete.
    Niemand im Korridor.
    Keine Polizei. Keine
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