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Kielwasser

Kielwasser

Titel: Kielwasser
Autoren: Reinhard Pelte
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so weit das Auge reicht.
    Dafür habe ich euch leckeres Naschi gekauft, war zwar auch nicht ganz billig, aber das hat was Französisches. Es hat so einen neutralen Feinschmeckergeschmack. Vielleicht gibt es das auch in Frankreich oder so, aber es schmeckt euch sicher. Ich hoffe, Mama lässt dir was über. Ist nur bis Februar haltbar. :D
    So, ich muss jetzt auch wieder (hab ich viel geschrieben) O_O. Ich hoffe, man hört sich und viiiielen Dank für die Klassenfahrt. Ich werde es im Februar abheben (^.^) VIIIIELEN Dank, Papa … Man schreibt sich …
    Arigato gazaimasu – wie wir in Japan sagen würden.
    Cara
     
    *
     
    Grammatik und Interpunktion hätten besser sein können, vermerkte Jung amüsiert und besorgt. Das Wort ›total‹ häufte sich an einigen Stellen beunruhigend oft. Dennoch begeisterte ihn die Prosa seiner Tochter. Er liebte sie mehr und zärtlicher, als es ihm zu Hause jemals bewusst gewesen war.
    Er begab sich an die Arbeit und beendete seinen Bericht rasch. Er überlas noch einmal, was er zu Papier gebracht hatte, war zufrieden und machte den Bericht versandfertig: an den Befehlshaber, den CTF, den Kommandeur MLBE, den Kommandanten und den IO. Die Hände im Nacken verschränkt lehnte er sich in seinen Stuhl zurück. Er dachte an Schumann. Das Bedürfnis, ihn dabei zu haben, überkam ihn. Ohne ihn hätte er mehr Schwierigkeiten gehabt, als ihm hätte lieb sein können. Ihm kam in den Sinn, Schumi über die Bordsprechanlage ausrufen zu lassen. Er wählte den Wachstand.
    »Wache, Obergefreiter Adamcyk.«
    »Oberleutnant Jung. Bitte rufen Sie Oberstabsbootsmann Schumann aus. Er soll sich bei mir melden.«
    »Herr Oberleutnant, es ist spät.«
    »Ja und?«
    »Es ist Ruhe im Schiff.«
    »Ah ja? Okay. Und wie kann ich den Oberstaber erreichen?«
    »Ich erledige das. Kein Problem.«
    Nach wenigen Minuten klopfte es an der Tür. Schumann betrat die Kammer und meldete sich. Die ewige Melderei ging Jung auf die Nerven.
    »Setz dich«, sagte er ruhig. »Ich bin gerade mit meinem Bericht fertig. Du sollst ihn als Erster lesen. Ohne dich hätte ich das nicht geschafft. Ich möchte mich bei dir bedanken.«
    »Danke für die Blumen, Tomi. Aber mal ehrlich: Ich hab mich nicht groß anstrengen müssen und hatte meinen Spaß, vor allem an Land.«
    »Ich erinnere mich: die hübschen Mädels vom Gepard. Wenn ich könnte, würde ich dich gern mit zur Polizei nehmen, Schumi«, scherzte Jung. »Was würdest du davon halten?«
    Schumann schwieg und ging auf das Geplänkel überhaupt nicht ein. Jung glaubte, das Thema sei abgehakt. Er war überrascht, als Schumann doch noch reagierte: »Willst du das wirklich wissen, Tomi?«
    »Klar. Tu dir keinen Zwang an«, plauderte Jung weiter und hantierte an seinem Laptop herum, um den Bericht auszudrucken.
    Schumann zögerte einen Moment und erwiderte kurz angebunden: »Davon halte ich gar nichts.«
    »Und warum?« Jung wandte sich ihm zu.
    »Ich bin Mariner, seit ich 18 bin. Wenn ich da weg sollte, was würde passieren?«
    »Du wirst es mir gleich sagen.«
    Schumann dachte nach und rief fast dramatisch: »Ich würde eingehen. Ich wüsste gar nicht, was ich machen sollte.«
    »Ich könnte dir helfen, so wie du mir geholfen hast.« Jung hielt sich bewusst zurück.
    »Ich glaube nicht, dass du das kannst. Und ich glaube auch nicht, dass ich das will.« Das kam fast trotzig.
    »Und warum nicht?«, fragte Jung irritiert.
    Diesmal entstand eine längere Pause, in der sich eine ungewohnte Spannung zwischen ihnen entwickelte. Endlich rückte Schumann mit der Sprache heraus. »Du bist mir zu anstrengend.«
    »Anstrengend? Wie kommst du darauf?« In Jungs Stimme mischten sich Unglauben und Aggression.
    Schumann schwieg, senkte die Augen und dachte nach. Als müsse er sich einen Ruck geben, fuhr er fort: »Du bist mir zu ernst. Mit dir kann man keinen Spaß haben. Du siehst die Menschen und was du siehst, gefällt dir nicht. Nicht einmal du selbst gefällst dir.«
    Jung war bemüht, sich seine Betroffenheit nicht anmerken zu lassen, konnte aber dennoch nicht verhindern, dass er pampig reagierte: »Sonst noch was, das dir nicht gefällt?«
    Erneut ruhte ihre Unterhaltung. Schumann sah aus, als kämpfe er mit einem imaginären Widersacher um die richtigen Worte, um genügend Zeit oder um alles Mögliche andere. Jung schwieg angespannt. Nichts hätte er jetzt tun können. Alles andere hätte ihn zerrissen.
    »Du bist jemand, der eine Braut in einem hübschen, weißen Brautkleid mit Schleier
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