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Kielwasser

Kielwasser

Titel: Kielwasser
Autoren: Reinhard Pelte
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irgendwann landete er bei Holtgreve, seinem Chef und Petersen, dem Wärter am Treppenaufgang zu den Büros der Polizeiinspektion Nord. Was würden die wohl zu Afrika sagen? Er fiel in einen leichten Dämmerzustand, und war kurz darauf tief und fest eingeschlafen.
     
    *
     
    Drei Tage später stand fest, dass Holger Grenz für das Centre de plongée Hilfsdienste leistete und bei einer Somali in Tadjoura untergekommen war. Jungmann war dabei, die nötigen Vorkehrungen für Grenz’ Festnahme mit den französischen Kollegen abzusprechen, die über Paul und Karl, die beiden falschen Franzosen, in den Fall involviert waren. Noch waren keine Maßnahmen eingeleitet worden, die Helfer des KaFüs festzunehmen. Es war so, als ob gar nichts geschehen sei. Es war die typische Ruhe vor dem Sturm.
     
     
     
     
     
     

Der Abschied
    Der Funkmeister brachte am Abend eine ausgedruckte E-Mail für Jung. Sie kam von seiner Tochter. Er hatte vormittags an sie gedacht, und es kam ihm wie Gedankenübertragung vor, dass sie sich jetzt meldete. Sie antwortete auf eine Mail, die er ihr kürzlich geschrieben und in der er von sich und seinem Unterfangen erzählt hatte. Er freute sich riesig und las mit großer Neugier.
     
    *
     
    Konban wa (wir haben es schon … erst 17.30 Uhr und es ist stockduster). Heute bin ich mal früh nach der Schule nach Hause. Die ganzen nächsten Tage sind Tests, die ich nicht nehme, aber mein Ziel ist es, bevor ich zurückfliege, 70 Prozent aller Tests zu nehmen. Na ja, d. h. ich sehe meine Freunde ’ne ganze Woche nicht und danach ist nur vier Stunden Unterricht oder so und dann Ferien. T_T
    Papa, ich kann dich gut verstehen, mir geht der ganze Militärkram auch so auf die Nerven, ohne dass ich auf ’nem Schiff bin. ; p
    Momentan haben wir im Englischunterricht Landminen als Thema und ich lese einen Roman mit dem Titel ›Mister Aufziehvogel‹, wo ja auch dieser Soldat ist, und irgendwie immer, wenn ich Militär höre, muss ich an dieses böse Dunkelgrün denken und an Explosionen und an Einsamkeit, da wird mir ganz schwummerig, aber ich denke mal, dir geht das auf eine andere Art und Weise gegen den Strich.
    Das mit dem Wetter hört sich gut an. Bist du wieder gesund? Und was macht das Essen? Das Essen hier ist total lecker, aber man kann es ÜBERHAUPT nicht (…) mit dem aus dem Westen vergleichen, in keinster Weise. Beides schmeckt auf seine Art total klasse, aber da es so verschieden ist, kann ich nicht sagen, was besser wo, wie besser schmeckt, aber manchmal vermisse ich Mamas Küche, auch wenn es hier auch köstlich ist, aber die Hackfleischnudeln fehlen einfach und die Hähnchenkeulen mit Reis. Eigentlich habe ich kaum Heimweh. Natürlich hätte ich euch gern hier, aber es geht auch ohne und ich denke, du weißt, dass ich eh nicht so der Deutschlandfan bin. Wenn ich etwas vermisse, dann ist es meine Familie und Ele und Julia, aber Deutschland vermisse ich kein Stück, im Gegenteil, wenn ich daran denke, dass ich schon in zehn Monaten wieder zurück muss, wird mir ganz anders. In Deutschland ist alles so negativ und die Leute sind oft schlecht drauf und beschweren sich ständig über Dinge, die total irrelevant sind (ich spreche aus Erfahrung … Ich sag nur SKY), so was gibt’s hier nicht. Ich glaube, bisher habe ich keinen Tag hier verbracht, an dem ich nicht gut drauf war und die Japaner sind alle so nette Menschen, auch wenn es zu ihrer Kultur gehört, einfach immer nett zu sein, das ist immer noch besser, als ständig angepampt zu werden … egal. :D
    Wo war ich … ach ja, vermissen. Besonders jetzt fehlt ihr mir. Die Häuser hier sind total kalt. Zu Hause gibt’s das beste Wohnzimmer der Welt mit dem Kamin, dem tollen Fernseher und dieser total angenehmen Wärme im Winter, wenn dann noch dieses beruhigende Licht dazukommt und ein Krimi im Fernsehen mit euch und Chips und Cola. Das vermisse ich schon total.
    Ich habe euch auch schon was gekauft zu Weihnachten. Nichts dolles. Eigentlich möchte man meinen, hier gibt es total viele Sachen, die es in Deutschland nicht gibt und es sollte einem leicht fallen, Geschenke zu kaufen, aber wenn ich nach Omiya fahre, sehe ich weit und breit nur Klamotten oder Dinge, mit denen man nichts anfangen kann, die schnell verloren oder kaputt gehen, weil sie so detailliert und fein gearbeitet sind. Elektronische Dinge kosten ein Vermögen und Traditionelles findet man nicht so schnell oder es ist auch teuer. Sonst gibt es nur Restaurants und Pachinkohallen,
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