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Kielwasser

Kielwasser

Titel: Kielwasser
Autoren: Reinhard Pelte
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nichts gebrochen und kann noch stehen.« Er fühlte aber sofort, dass das nicht ankam.
    »Es hätte sehr viel schlimmer kommen können«, schaltete sich Jungmann ein.
    »Was wäre eigentlich passiert, wenn wir liegen geblieben wären?«, fragte die Fußmeier aufmüpfig.
    »Sie hatten Glück, dass Sie die Legionäre getroffen haben. Die können mit ihrer Führung über GPS telefonieren. Sie haben die eigenen Leute unterrichtet und die haben uns informiert. Notfalls hätten sie einen Hubschrauber kommen lassen, um Sie da rauszuholen.«
    »Und wenn wir den Fremdenlegionären nicht begegnet wären?« Die Frau ließ nicht locker.
    »Dann hätten wir uns um Sie gekümmert, wenn Sie nach Einbruch der Dunkelheit noch nicht wieder zurückgekehrt wären.«
    »Und wie hätte Ihre Hilfe ausgesehen?« Sie blieb hartnäckig.
    »Unsere Möglichkeiten sind beschränkt. Mir ist ein solcher Fall bisher noch nicht untergekommen. Wahrscheinlich hätte ich die Hilfe unserer französischen Freunde in Anspruch genommen. Sie kennen sich hier am besten aus und wissen, was zu tun ist.«
    Jung hatte sich Kaffee eingeschenkt, und ein Brötchen geschmiert. Er war in Gedanken schon bei dem Sechsaugengespräch mit Jungmann und Schumi, das er so schnell wie möglich führen wollte. »Da draußen sind uns mitten in der stockfinsteren Ödnis plötzlich zwei bis an die Zähne bewaffnete Amis über den Weg gelaufen. Was tun die da?«, wollte die Journalistin wissen. »›Über den Weg gelaufen‹ ist wohl nicht der richtige Ausdruck«, korrigierte sie Jung. »›In die Falle eines Killerkommandos getappt‹ trifft die Sache eher.«
    Jungmann lachte als Einziger. »Die Amis befürchten Terroranschläge auf ihr Camp. Sie sichern das Gelände im Vorfeld mit mobilen Trupps weiträumig ab«, antwortete er. Ruhe kehrte am Frühstückstisch ein. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach.
    »Ich werde meinem Kollegen eine Tasse Kaffee bringen. Das wird ihm guttun, hoffe ich.« Die Journalistin füllte einen Becher mit Kaffee und verließ die Messe, ohne sich abzumelden, wie Jung erleichtert registrierte.
    »Wir müssen nach dem Frühstück sofort zusammenkommen, passt das?«, drängte er, als die Tür zugefallen war. »Ich habe Neuigkeiten. Hat Schumann Sie schon informiert?«
    »Nein, wir haben noch nicht miteinander gesprochen. Natürlich. Für Sie habe ich immer Zeit. Gehen wir gleich auf meine Kammer. Ich lass den Oberstaber ausrufen.«
    Sie stiegen das Brückenhaus hinauf in Jungmanns Suite.
    »In die Kammer«, meldete sich Schumann wenig später. Nach der Begrüßung richteten sich seine Blicke erwartungsvoll auf Jung. Er las in dessen Augen, dass er den Kommandeur noch nicht informiert hatte. Er setzte sich zu den beiden auf die Sitzbank. Jung kam ohne Umschweife zur Sache.
    »Ich bin fest davon überzeugt, dass wir den KaFü gefunden haben. Er lebt und arbeitet drüben in Tadjoura«, begann Jung und lehnte sich zurück.
    »Nein. Das kann ich nicht glauben. Wie kommen Sie darauf?« Jungmanns Überraschung spiegelte sich nicht nur in seiner Mimik, sondern hatte ihn auch laut werden lassen. Er bemühte sich sofort um Zurückhaltung.
    Jung konnte nicht verhehlen, dass es ihm Vergnügen bereitete, dem Kommandeur haarklein und ohne die geringste Auslassung von ihren Bemühungen und deren Ergebnis zu berichten. Er freute sich an seinen Formulierungen, die ihm fließend über die Lippen kamen, an dem Detailreichtum, den er in seiner Rede unterbrachte, und vor allem an dem perfekten Timing seines Vortrags, mit dem er seine Zuhörer fesselte. Sie unterbrachen ihn nicht ein einziges Mal. Als er geendet hatte, konnte er sich nicht verkneifen, auf seine Uhr zu schauen. Zu seiner Freude stellte er fest, dass nur wenige Minuten verstrichen waren. Er hatte einen gelungenen Vortrag abgeliefert.
    »Was machen wir nun, Herr Kap’tän?« Schumann war der Erste, der wieder das Wort ergriff.
    Jungmann sah noch einen Moment abwesend auf seine Hände. Dann richtete er sich in seinem Stuhl auf. »Erstens und am wichtigsten: Das eben Gesagte bleibt in diesem Raum und darf auf keinen Fall publik werden. Bevor wir den KaFü nicht in unserer Gewalt haben, muss absolutes Stillschweigen herrschen. Haben Sie das verstanden?«
    Die beiden nickten ernst.
    »Zweitens: Es darf nichts passieren, das Anlass zu Gerüchten gibt. Die Helfer des KaFüs knöpfen wir uns später vor. Am besten, Sie bleiben solange bei mir an Bord.«
    Die beiden nickten erfreut.
    »Drittens: Ich werde sofort den
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