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Kerzenlicht Für Eine Leiche

Kerzenlicht Für Eine Leiche

Titel: Kerzenlicht Für Eine Leiche
Autoren: Granger Ann
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interessieren.«
    »Es geht um den Ausbau des Dachs, verstehen Sie«, erklärte Mr. Das.
    »Wir wollen ein Studio einbauen. Natürlich ist es ein altes Haus, und es steht unter Denkmalschutz. Trotzdem erhielten wir eine Planungsgenehmigung, weil wir die alten Balken erhalten. Wir wollen lediglich die Wände herausnehmen, notwendige Reparaturen am Dach vornehmen, einen Boden verlegen sowie elektrische Anschlüsse.«
    »Richtig«, sagte Markby, der sich bereits fragte, worauf die beiden hinauswollten. Glaubten sie vielleicht, sie müssten seine Genehmigung einholen? Mrs. Das meldete sich zu Wort.
    »Wir sind nämlich JuraStudenten, Superintendent.«
    »Sehr schön«, sagte Markby. Also wollten sie ihn mit Fragen über die Polizeiarbeit bombardieren.
    »Wir kennen uns in dieser Hinsicht ein wenig mit dem Gesetz aus«, sagte Mr. Das.
    »Aber wir sind hergekommen, weil wir wissen, dass Sie Ermittlungen wegen der Familie geführt haben, die früher in unserem Haus gelebt hat. Deswegen dachten wir, Sie sollten es wissen.«
    »Was denn wissen?« Markbys Geduld wurde auf eine harte Probe gestellt.
    »Als wir den Dachboden ausgeräumt haben, bin ich in die Dachsparren hinaufgeklettert und fand dort eine Blechdose.«
    »Ah«, sagte Markby.
    »Alte Papiere? So etwas ist immer sehr interessant. Kein Testament, oder?«
    »Nein. Sie enthielt Geld.« Das steckte die Hand in die Tasche und brachte ein Bündel schmutziger, feuchter Geldscheine zum Vorschein. Selbst auf die Entfernung hin offenbarte sich der Geruch nach Moder und Schimmel.
    »Es muss viele Jahre dort gelegen haben. Ein paar der Banknoten sind nicht mehr gültig, doch soweit ich weiß, kann man sie bei jeder Bank eintauschen. Sie sind noch nicht so alt und bestimmt nicht historisch. Vielleicht zehn oder fünfzehn Jahre. Was die Frage des Eigentums angeht, die Dose mit dem Geld war im Haus, als wir es gekauft haben und eingezogen sind. Niemand hat sich mehr gemeldet und danach gefragt. Um ganz sicherzugehen, haben wir Mrs. Hamilton angerufen, die Vorbesitzerin, und sie gefragt – natürlich diskret, Sie werden verstehen –, ob sie damals etwas vergessen hätte. Wir haben das Geld nicht erwähnt. Wir fragten, ob irgendetwas von dem, was wir aus dem Speicher geräumt haben, für sie von Interesse wäre. Sie sagte nein. Sie hat den Speicher nie benutzt. Alles dort oben muss also von der Bewohnerin stammen, die vorher dort gelebt hat, einer Mrs. Oates. Wenn ich richtig informiert bin, ist Mrs. Oates tot.« Das also hatte die arme Kimberley mit dem Geld gemacht. Natürlich. Sie hatte es vor ihrer Großmutter versteckt. Sie war hinauf auf den Speicher gestiegen, wo Joan Oates niemals hingehen würde, und hatte es zwischen den Balken versteckt, um es später wieder abzuholen. Doch dazu war es nicht mehr gekommen. Markbys Frage war beantwortet. Er stellte sich vor, wie Kimberley mit ihrer kostbaren Gelddose zwischen den Balken umhergeturnt war. Der Wind rüttelte am offenen Fenster. Eine kalte Windbö raschelte in dem Stapel Banknoten, den Mr. Das auf den Schreibtisch gelegt hatte. Kimberleys Geist, der ohnmächtig nach dem Geld griff, mit dem sie ein neues Leben hatte anfangen wollen, weit weg von Bamford? Oder war das nur seine Einbildung? Eigenartig, dachte Markby. Aber wer konnte das schon wissen?
    »Wenn wir richtig informiert sind, haben wir unter den gegebenen Umständen Anspruch auf dieses Geld. Trotzdem sind wir damit zu Ihnen gekommen, Superintendent. Wir wissen, dass Sie sich für das Haus und Mrs. Oates interessieren. Und es ist eine recht hohe Summe. Vierhundertfünfundneunzig Pfund!«
    »Fünf Pfund!«, murmelte Markby.
    »Kimberley hat gerade einmal fünf Pfund ausgegeben. Ich frage mich, wofür?«
    »Verzeihung?« Mr. Das beugte sich vor.
    »Ach nichts«, antwortete Markby. Erneut raschelte der Wind – oder etwas anderes – in den Banknoten. Und im gleichen Augenblick schien eine leise Stimme in seinem Kopf zu sagen:
    »Ich war Simon French noch einen Fünfer schuldig.«
    »Das warst du«, murmelte Markby. Kimberley hatte versprochen, Simon das Geld zurückzugeben. Sie hatte fünf Pfund aus der Dose genommen, bevor sie sie versteckt hatte. Vermutlich hatte sie das Geld noch bei sich gehabt, als sie gestorben war.
    »Und was sagen Sie, Superintendent?«, riss Mr. Das ihn aus seinen Gedanken. Eindeutig hielt er Markby für ein wenig verschroben.
    »Habe ich Recht oder nicht? Das Geld gehört uns?« Major Walcott mochte vielleicht Einwände haben, doch selbst
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