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Kerzenlicht Für Eine Leiche

Kerzenlicht Für Eine Leiche

Titel: Kerzenlicht Für Eine Leiche
Autoren: Granger Ann
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sagte: ›Nichts.‹ Er hatte sie nur in meinen Schuppen gebracht, damit niemand sie finden könnte. Er sagte, es wäre eine Schande, wenn wegen dieser dummen Sache das Leben des jungen Master Holden ruiniert würde und seiner armen Mutter das Herz bräche. Und das Mädchen würde deswegen auch nicht wieder lebendig. Nebenbei hätte Mrs. Holden auch immer all ihr Fleisch in seinem Laden gekauft und wäre eine gute Kundin gewesen. Immer nur das Beste, und sie hätte sich nie über den Preis beschwert. Also hat er vorgeschlagen, wir sollten die Tote begraben. Nur, dass er meine Hilfe brauchte, und außerdem würde ich merken, wenn jemand die Erde aufgräbt, also musste ich so oder so mitmachen.«
    »Ich verstehe. Also sind Sie zusammen mit Derek Archibald zum Friedhof zurückgegangen?«
    »Genau. Das Dumme war nur, dass noch immer Leute da waren. Es war mitten im Sommer, wissen Sie? Also hab ich zu ihm gesagt, wir müssten warten, bis es dunkel ist. Dann hab ich sie mir angesehen. Sie war schon steif. Ganz krumm, so, wie er sie hingelegt hatte. Die Knie angezogen und ein Arm zur Seite ausgestreckt. Ich hätte sie nur gerade biegen können, wenn ich vorher mit der Schaufel die Knochen gebrochen hätte. Derek hätte sich fast übergeben, als ich es vorschlug. Ich würde den Leichnam damit entweihen, sagte er. Er wollte es nicht, und ich kann Ihnen sagen, ich war auch nicht begierig darauf. Aber sie war noch jung, und die Leichenstarre ist nicht so ausgeprägt bei den Jungen und verschwindet auch schneller wieder. Aber das wissen Sie bestimmt selbst; Sie sind immerhin Polizist. Also sagte ich ihm, dass wir besser bis zum Morgen warten sollten. Über Nacht würde die Starre vielleicht ein wenig nachlassen, und wir könnten besser mit ihr hantieren. Also machten wir ab, Derek und ich, dass wir uns im ersten Morgengrauen wieder treffen wollten.« Bullen verstummte. Nach einer Weile fragte Markby:
    »Also war Ihnen bewusst, dass Kimberley schon eine Weile tot sein musste? Nachdem die Leichenstarre so weit fortgeschritten war?«
    »O ja, das habe ich gleich erkannt. Sie muss fünf oder sechs Stunden tot gewesen sein, hab ich geschätzt. Ich hab noch gedacht, seltsam, dass ich sie nicht selbst gefunden hab, am Nachmittag, als ich auf dem Friedhof gewesen bin, um zu arbeiten. Sie muss da schon tot gewesen sein und herumgelegen haben. Aber ich dachte, dass ich mich vielleicht auch geirrt hätte. Ich bin kein Arzt, und außerdem hatte ich keinen Grund, an Derek Archibalds Worten zu zweifeln. Obwohl ich heute denke, dass er mir damals ganz schön einen vom Pferd erzählt hat!« Bullen unterbrach sich.
    »Sie war schlimm zugerichtet. Ich war richtig erschrocken. Tiefe Schnitte am ganzen Körper. Der Junge muss wirklich von Sinnen gewesen sein, hab ich gedacht. Ihre Kleider waren in Fetzen, und an den Armen hatte sie tiefe Schnitte. Ihr Gesicht war auch kein schöner Anblick. Der Mund stand offen, und wir konnten den Kiefer nicht hochbiegen. Die Augen waren auf. Sie quollen aus den Höhlen und standen hervor. Derek hatte sie in ein Stück Stoff eingewickelt und das Gesicht bedeckt. Er konnte ihren Anblick nicht ertragen. Er zitterte wie Espenlaub.«
    »Muskelkrämpfe«, murmelte Markby. Was für ein schrecklicher Anblick es für den armen Metzger gewesen sein musste! Seine hübsche Tochter, verstümmelt zu einem Zerrbild ihres einstigen Selbst!
    »Am nächsten Tag im Morgengrauen war ich wieder auf dem Friedhof, und Derek wartete schon auf mich«, fuhr Bullen mit seiner Beichte fort.
    »Ich schlug vor, dass wir sie in das Gresham-Grab legen sollten. Ich hatte Eunice Gresham versprochen, neue Erde darauf zu schaufeln, weil es eingesunken war. Also gruben wir ein Loch, und ich erwischte aus Versehen Marie Greshams Arm. Derek war ganz außer sich! Ich hätte wirklich geglaubt, so ein Metzger, der ist an den Anblick von Knochen gewöhnt. Jedenfalls, ich hab den Arm wieder eingegraben, und dann haben wir das Mädchen oben draufgelegt. Sie war noch immer ein wenig steif, aber wir schafften es, ihren Arm und die Beine gerade zu machen. Derek war ganz grün im Gesicht, und ich hab ihm gesagt, ich würd allein weitermachen und er sollte nach Hause gehen und frühstücken. Obwohl ich nicht sicher bin, ob er was runtergebracht hat!« Bullen gab ein unerwartetes Kichern von sich.
    »Also hat er sich aus dem Staub gemacht. Ich hab ein paar Schubkarrenladungen voll Erde geholt und auf das Grab gekippt. Einen richtig schönen Hügel hab ich
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