Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Keraban Der Starrkopf

Keraban Der Starrkopf

Titel: Keraban Der Starrkopf
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
Schwarze Meer befuhr.
    Seinen Handel mit Contrebande verband er noch mit einem anderen, der das Licht eigentlich noch mehr zu scheuen hatte, nämlich einem solchen mit Sclaven aus dem Sudan, aus Aethiopien oder Aegypten, mit Circassierinnen oder Georgierinnen, welche vorzüglich in dem Stadttheile Top-Hane verkauft werden – übrigens ein Handel, dem gegenüber die Behörde gar zu gern ein Auge zudrückte.
    Scarpante wartete noch immer, Yarhud aber kam nicht.
    Obwohl der Intendant äußerlich ganz gelassen blieb und nichts seine Gedanken verrieth, brachte doch der innerliche Grimm sein Blut mehr und mehr in Wallung.
    »Wo steckt er denn, der Hund? murmelte er. Sollte ihm ein Unfall zugestoßen sein? Vorgestern hat er aus Odessa abreisen wollen! Er mußte hier auf diesem Platz, in diesem Café und in der Minute hier sein, in der ich ihn zu treffen bestimmt hatte«…
    In diesem Augenblicke erschien ein maltesischer Seemann an der Ecke des Quais. Das war Yarhud. Er blickte nach rechts und nach links und gewahrte jetzt Scarpante. Dieser erhob sich sogleich, verließ das Kaffeehaus und gesellte sich zu dem Capitän der »Guidare«, während einige Passanten – jetzt zwar in etwas größerer Anzahl, aber alle schweigend – sich hier und dorthin über den Platz bewegten.
    »Ich bin nicht gewohnt, daß man mich warten läßt, Yarhud, sagte Scarpante in einem Tone, über den der Malteser nicht im Unklaren bleiben konnte.
    – Möge Scarpante mir verzeihen, antwortete Yarhud, aber ich habe gewiß das Möglichste gethan, um rechtzeitig hier einzutreffen.
    – So bist Du eben erst angekommen?
    – Erst diesen Augenblick mit der Eisenbahn von Janboli nach Adrianopel, und ohne jede Zugsverspätung…
    – Wann bist Du aus Odessa abgefahren?
    – Vorgestern.
    – Und Dein Schiff?
    – Erwartet mich im Hafen von Odessa.
    – Kannst Du Deinen Leuten trauen?
    – Vollkommen! Es sind Malteser gleich mir, welche dem treu dienen, der freigebig bezahlt.
    – Und sie werden Dir gehorchen?…
    – Hierin, wie in Allem.
    – Gut! Welche Nachrichten bringst Du, Yarhud?
    – Ja, gleichzeitig gute und schlechte, erwiderte der Capitän achselzuckend.
    – Wie lauten zunächst die schlechten? fragte Scarpante.
    – Die schlechten… nun, dahin, daß die junge Amasia, die Tochter des Banquiers Selim zu Odessa, sich bald verheiraten soll. Ihre Entführung wird also mehr Schwierigkeiten bieten und verlangt jetzt größere Eile, als wenn ihre Vermählung noch nicht so bald bevorstände.
    – Aus dieser Vermählung wird eben nichts werden, Yarhud! rief Scarpante etwas lauter, als es zweckdienlich schien. Nein, bei Mohammed, es darf nichts daraus werden.
    – Ich habe nicht gesagt, daß dieselbe vor sich gehen werde, Scarpante, versetzte Yarhud, sondern nur, daß sie stattfinden sollte.
    – Nun ja doch, erwiderte der Intendant, Herr Saffar erwartet jedoch, daß jenes junge Mädchen vor Ablauf von drei Tagen nach Trapezunt eingeschifft ist, und wenn Du das für unmöglich hieltest…
    – Ich habe nicht gesagt, daß es unmöglich sei, Scarpante. Mit Muth und Geduld ist nichts unmöglich. Ich habe nur gesagt, daß es schwieriger sein werde, nichts weiter.
    – Schwierig! antwortete Scarpante. Das wird auch nicht zum ersten Male sein, daß eine junge Türkin oder Russin aus Odessa verschwunden und nicht in das väterliche Haus zurückgekehrt wäre.
    – Und es wird hier nicht zum letzten Male der Fall sein, erklärte Yarhud, oder der Capitän der »Guidare« müßte sein Geschäft nicht verstehen.
    – Was für ein Mann ist es, den die junge Amasia heiraten soll? fragte Scarpante.
    – Ein junger Türke, von dem nämlichen Stamme wie sie.
    – Ein Türke aus Odessa?
    – Nein, aus Constantinopel.
    – Und er heißt?…
    – Ahmet.
    – Was ist dieser Ahmet?
    – Der Neffe und einzige Erbe eines reichen Kaufmanns von Galata, des Seigneur Keraban.
     

    »Ich rechne auf Deinen Eifer, Yarhud.« (S. 28.)
     
    – Was treibt dieser Keraban?
    – Tabakhandel, bei dem er ein großes Vermögen erworben hat; in Odessa ist sein Correspondent der Banquier Selim. Sie machen miteinander sehr ausgedehnte Geschäfte und statten sich öfters Besuche ab. Bei einer solchen Gelegenheit hat Ahmet die junge Amasia kennen gelernt, und so ist die Verbindung zwischen dem Vater des jungen Mädchens und dem Onkel des jungen Mannes ausgemacht worden.
    – Wo soll die Trauung vor sich gehen? fragte Scarpante. Hier in Constantinopel?
    – Nein, in Odessa.
    – Zu welcher
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher