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Keraban Der Starrkopf

Keraban Der Starrkopf

Titel: Keraban Der Starrkopf
Autoren: Jules Verne
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Zeit?
    – Das weiß ich zwar nicht, fürchte aber, daß sie auf Betreiben der jungen Ahmet jeden Tag stattfinden könne.
    – Es ist also kein Augenblick zu verlieren.
    – Kein einziger!
    – Wo befindet sich Ahmet jetzt?
    – In Odessa.
    – Und jener Keraban?
    – In Constantinopel.
    – Hast Du während der Zeit zwischen Deiner letzten Ankunft in Odessa und Deiner Abreise von da den jungen Mann gesehen, Yarhud?
    – Ich hatte ja ein Interesse daran, ihn zu kennen, Scarpante… Ich hab’ ihn gesehen und kenne ihn.
    – Wie ist er?
    – O, ein junger Mann, der geschaffen ist zu gefallen und der der Tochter des Banquiers Selim auch gefällt.
     

    Die Aja Sophia in Constantinopel. (S. 18.)
     
    – Ist er zu fürchten?
    – Man nennt ihn muthvoll, entschlossen, und bei unserem Vorhaben, mein’ ich, werden wir ihn nicht außer Rechnung lassen dürfen.
    – Ist er unabhängig bezüglich seiner Stellung, seines Vermögens? fragte Scarpante, der alles diesen jungen Ahmet Betreffende, der ihm doch einige Unruhe einflößte, kennen zu lernen wünschte.
    – Nein, Scarpante, antwortete Yarhud. Ahmet hängt von seinem Onkel und Vormund, dem Seigneur Keraban ab, der ihn wie einen Sohn liebt und sich aller Wahrscheinlichkeit nach sehr bald nach Odessa begeben wird, um die Verbindung zum Abschluß zu bringen.
    – Ließe sich die Abreise dieses Keraban nicht verzögern?
    – Ja, das wäre freilich das Beste und gewährte uns mehr Zeit zum Handeln. Doch wie sollten wir es anfangen?
    – Es ist Deine Sache, das auszuklügeln, Yarhud, erklärte Scarpante; jedenfalls muß geschehen, was Seigneur Saffar wünscht, das heißt, die junge Amasia muß nach Trapezunt geschafft werden. Es ist ja nicht zum ersten Male, daß die Tartane »Guidare« für seine Rechnung das Schwarze Meer befährt, und Du weißt, wie er die ihm geleisteten Dienste belohnt….
    – Gewiß, Scarpante.
    – Seigneur Saffar hatte jenes junge Mädchen nur einen Augenblick in ihrer Wohnung zu Odessa gesehen; ihre Schönheit hatte ihn berückt, und sie wird sich nicht zu beklagen haben, das Haus des Banquiers Selim mit seinem Palast in Trapezunt vertauscht zu haben. Amasia wird also entführt, und wenn es nicht durch Dich geschieht, nun, so wird es ein Anderer übernehmen.
    – Ich werd’s ausführen, verlassen Sie sich auf mich, antwortete einfach der Maltesercapitän. Die schlimmen Neuigkeiten wissen Sie nun; jetzt hören Sie die bessern.
    – Rede, erwiderte Scarpante, der, nachdem er einige Schritte hin und her gegangen war, wieder an Yarhud herantrat.
    – Wenn die bevorstehende Vermählung es etwas erschwert, das junge Mädchen zu entfernen, fuhr der Malteser fort, da Ahmet kaum von ihrer Seite weicht, so bietet sie mir andererseits Gelegenheit, in das Haus des Banquiers Selim zu gelangen. Ich bin ja nicht allein Schiffsführer, sondern auch Händler. Die »Guidare« birgt eine reiche Ladung Seidenstoffe aus Brussa, Marder-und Zobelpelzwerk, glänzende Brocate, Schnüre und Besatz von den geschicktesten Goldspinnerinnen Kleinasiens und hundert andere Waaren, welche die Begehrlichkeit einer jungen Verlobten zu reizen vermögen. Gerade, wenn sie sich vermählen soll, wird die Versuchung sie leichter besiegen. Ich werde sie also an Bord locken, einen günstigen Wind benützen können, ehe Jemand von der Entführung etwas ahnt.
    – Das scheint mir gut erdacht, Yarhud, antwortete Scarpante, und ich zweifle nicht, daß Du damit Erfolg hast. Aber sorge dafür, daß Alles in größter Heimlichkeit geschieht.
    – Seien Sie ohne Sorge, versicherte Yarhud.
    – An Geld fehlt es Dir nicht?
    – Nein, daran wird mir’s nie fehlen mit einem Auftraggeber wie Ihr Herr.
    – Verliere keine Zeit! Nach vollzogener Trauung ist Amasia die Gattin Ahmets, erwiderte Scarpante, und Ahmets Frau erwartet Seigneur Saffar nicht in Trapezunt!
    – Ich verstehe!
    – Du wirst also, sobald die Tochter des Banquiers Selim bei Dir an Bord ist, auslaufen?…
    – Gewiß, Scarpante, denn ich werde nicht eher vorgehen, als bis eine gute westliche Brise weht.
    – Und wieviel Zeit brauchst Du, Yarhud, um von Odessa direct nach Trapezunt zu segeln?
    – Unter Berücksichtigung der möglichen Verzögerungen, der im Sommer nicht seltenen Windstille und der häufiger wechselnden Winde auf dem Schwarzen Meere dürfte die Ueberfahrt wohl auf drei Wochen zu veranschlagen sein.
    – Gut, erwiderte Scarpante; eben zu derselben Zeit werd’ ich in Trapezunt zurück sein, und mein Herr wird auch nicht
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