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Keraban Der Starrkopf

Keraban Der Starrkopf

Titel: Keraban Der Starrkopf
Autoren: Jules Verne
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fort; er wird noch ganz ebenso gekleidet sein, wie damals, als er mich am anderen Ende Europas aufsuchte, im weitbauchigen Turban, narzißgelben oder zimmetrothen Kaftan…
    – Ein richtiger Dattelhändler, das! rief Bruno dazwischen.
     

    »Mit dem Kanonenschusse!« (S. 15.)
     
    – Ja, aber ein Dattelhändler, der goldene Datteln verkaufen und auch ebensolche bei jeder Mahlzeit verzehren könnte. Er hat sich wohlweislich den Handelszweig erwählt, der für sein Land am passendsten ist, den eines Tabakshändlers. Wie sollte Einer dabei nicht Schätze sammeln in einer Stadt, in der alle Welt vom Morgen bis zum Abend, nein, selbst noch vom Abend bis zum Morgen raucht!
    – Was, hier würde so stark geraucht? fragte Bruno ungläubig. So zeigen Sie mir doch Leute, welche rauchen, Mynheer! Im Gegentheil, hier raucht ja keine Seele! Und ich – ich erwartete schon ganze Gruppen von Türken vor ihren Thüren gelagert und in die langen Schläuche ihrer Narghiles eingewickelt oder mit dem großen Weichselrohre in der Hand und an dem Bernsteinmundstücke saugend zu finden! Aber nein – keine Cigarre, nicht einmal eine Cigarette!
    – Das ist freilich kaum zu begreifen, Bruno, gab Van Mitten zu; in der That sind die Straßen Rotterdams mehr von Tabaksrauch erfüllt, als die Constantinopels.
    – Ja, sapperment, Mynheer, sagte Bruno, sind Sie sich denn auch gewiß, daß wir uns nicht im Wege geirrt haben? Ist das wirklich die Hauptstadt der Türkei? Können wir darauf wetten, nicht nach der entgegengesetzten Seite gefahren zu sein, und darauf, daß das hier das Goldene Horn und nicht vielleicht die Themse mit ihren Tausenden von Dampfern ist? Bedenken Sie, die Moschee da unten ist gar nicht die der heiligen Sophie, sondern höchst wahrscheinlich die Paulskirche. Das soll Constantinopel sein? – Nimmermehr! Das ist ja London!
    – Halt’ ein, Bruno, mahnte Van Mitten. Für ein Kind Hollands scheinst Du mir etwas zu nervöser Natur zu sein. Bleibe ruhig, geduldig, phlegmatisch wie Dein Herr, und erstaune über nichts zu sehr. Wir verließen Rotterdam infolge… nun, Du weißt’s ja selbst.
    – Ja… ja!… bestätigte Bruno den Kopf schüttelnd.
    – Wir gingen über Paris, den Sanct Gotthardt, durch Italien nach Brindisi und über das Mittelmeer, und Du hast gar keinen Grund zu glauben, daß das Packetboot der Messageries uns nach achttägiger Ueberfahrt an der London-Bridge, und nicht an der Brücke von Galata abgesetzt hätte.
    – Indeß… wendete Bruno ein.
    – Ich empfehle Dir übrigens dringend, in Gegenwart meines Freundes Keraban von solchen Scherzen abzusehen. Er könnte sie sehr übel aufnehmen, sich weiter einlassen, seinen Starrkopf aufsetzen…
    – Werde mir’s merken, Mynheer! versprach Bruno; doch da man hier keine andere Herzstärkung haben kann, ist es doch, vermuthe ich, wenigstens gestattet, eine Pfeife Tabak zu rauchen. Sie erkennen darin doch keinen Verstoß?
    – Nein, Bruno, mir als Tabakshändler ist nichts angenehmer, als die Leute rauchen zu sehen. Ich bedauere sogar, daß wir von der Natur nur mit einem einzigen Munde ausgestattet wurden. Freilich haben wir noch die Nase, Tabak zu schnupfen…
    – Und die Zähne, um solchen zu kauen!« setzte Bruno hinzu.
    Unter diesen Worten stopfte er schon seinen mächtigen buntbemalten Porzellankopf, zündete die Pfeife an und that mit sichtlicher Befriedigung daraus einige kräftige Züge.
    Da erschienen eben wieder die beiden Türken, welche so energisch gegen die durch den Ramadan auferlegten Entbehrungen geeifert hatten, auf dem Platze. Gerade Der, der sich nicht genirte, seine Cigarette zu rauchen, bemerkte Bruno, als dieser mit der Pfeife im Munde dahinging.
    »Bei Allah! rief er seinem Begleiter zu, da ist wieder einer jener verdammten Fremdlinge, der dem Gebote des Korans zu trotzen wagt. Ich werd’ ihn eines Besseren belehren…
    – Lösche wenigstens Deine eigene Cigarette, bemerkte ihm der Andere.
    – Ja!«
    Und die Cigarette wegschleudernd, ging er stracks auf den würdigen Holländer zu, der es sich nicht versah, wieder mit den Worten angeredet zu werden:
    »Mit dem Kanonenschusse!« polterte der Türke heraus.
    Gleichzeitig entriß er ihm hastig die Pfeife.
    »He! Meine Pfeife! rief Bruno, den sein Herr vergeblich zu besänftigen suchte.
    – Mit dem Kanonenschusse, Christenhund!
    – Selbst Türkenhund!
    – Ruhig, Bruno, sagte Van Mitten.
    – Er soll mir wenigstens meine Pfeife wiedergeben! versetzte Bruno.
    – Mit dem
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