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Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Titel: Keks & Drugs & Rock 'n' Roll
Autoren: László Virág
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Rausch hält jedoch nicht lange, denn nach kurzer Zeit stehe ich schon wieder auf einer Auffahrt, vor den Zahlkabinen...
    Es dauert über eine Stunde, bis ein stämmiger junger Mann namens Michael mit seinem großbereiften, dröhnenden Jeep stehen bleibt, um mich anderthalb Stunden meinem Ziel näher zu bringen. Er fliegt, mit von Liebe angeheizter Leidenschaft, einem viel versprechenden Wochenende entgegen. „Ich fahre jeden Sonnabend anderthalb bis zwei Stunden, um Maggie zu treffen und sie fährt eine Stunde aus der entgegengesetzten Richtung, um mich zu treffen. So teilen wir uns die Entfernung. Wir treffen uns auf einem Parkplatz und haben das Wochenende für uns. Maggie ist das beste Mädchen der Welt, du wirst es sehen. Wenn ich je heirate, nehme ich nur sie.“ Er ist glücklich, mir über Maggie, über die USA und seine Rohrlegerarbeit zu erzählen. „ICH LIEBE AMERIKA. Ich habe noch nicht viel gesehen, aber ich spare Geld und ziehe irgendwann durch das Land. Ich habe noch Zeit, ich bin erst zwanzig.“
    Ich aber, bin schon zweiunddreißig, und habe wieder neunzig Meilen mehr vom ‚Big Country‘ gesehen.
    „So, wir sind angekommen“ sagt Michael. „Dort drüben ist unser Parkplatz. Sie ist noch nicht da. Komm ich lade Dich ins McDonald’s ein.“
    Ich versuche, mich zu wehren, aber vergebens. Wir stehen schon neben der Aus fahrt am ‚Drive Thru‘ Restaurant. Auf der einen Seite fahren wir unter das Dach. Mike dreht die Seitenscheibe herunter und spricht seine Bestellung in das Mikrofon an einer Säule: „Zwei Cheeseburger, zwei mal Pommes und Cola.“ Die Säule antwortet und wir fahren weiter, auf der anderen Seite, an einem Fenster übernehmen wir die Ware und Mike zahlt. „Bitte, das ist amerikanisches Essen.“ Er drückt mir erst die Cheeseburger in die Hand, dann die Cola voll mit Eis. Ich kann nicht einmal nein sagen, da drückt er mir auch noch die Pommes in die Hand. Er isst gar nichts. „Diskutiere bitte nicht mit mir! Ich habe alles für dich gekauft, und das ist in Ordnung so. Du bist Amerikas Gast, also auch mein Gast.“
     
    Derweilen ist Maggie angekommen. Sie ist wirklich hübsch! Kurze braune Haare. Kurze Vorstellung durch Mike. Er packt seinen Schlafsack in Maggies Kombi, nimmt den Zündschlüssel von seinem Jeep, stürzt sich in die Libido, und ich winke den ins Paradies fahrenden Verliebten hinterher.
     
    In bester Laune begebe ich mich wieder an die Auffahrt. Grinse jedem Autofahrer entgegen und halte ihnen den Zettel EAST ganz selbstbewusst, wie einen Richtungsweiser, vor die Scheibe. Stehe dreieinhalb Stunden da, ohne den geringsten Erfolg, als die Dunkelheit mir klar macht, dass ich für diesen Tag schon meinen letzten Tango getrampt hatte. Ja, es wird langsam unwiderruflich dunkel. Inzwischen begegne ich dem ersten US-Tramper, der von meiner Tagesleistung sehr beeindruckt ist. „Ich konnte in zwei Tagen nicht mal die hundertfünfzig Meilen zwischen Syracuse und Albany machen ... Heute komm ich auch nicht weiter“ sagt er, und zieht mit seinen beiden großen Handtaschen ab. (Tja Alter! Was soll ich dazu sagen: Ich komme aus einer Leistungsgesellschaft.) Aber momentan hilft mir das nicht.
     
    Kurz nachdem er weg ist, laufe auch ich, in der Hoffnung eine Idee für eine Penne zu finden, auf der Asphaltstraße in die kleine Stadt Canastota hinunter. Die in Abend getauchten Straßen sind leer, so gehe ich zurück zu dem einzigen Lokal, das ich unterwegs gesehen hatte und denke mir, „warum nicht!“, vielleicht ergibt sich da irgendwas. Nun mal sehen…
    Schon stehe ich in der Kneipe und versuche mir selbst Mut zu machen, aber diese Typen sind nicht gerade vertrauenerweckend. Vielleicht bin ich es auch nicht. Es wäre nicht schlecht, mal nach Unterkunft zu fragen. Vielleicht die jungen Burschen da drüben vor dem Spielautomaten. Aber ich bin wirklich ideenlos und grübele nur vor mich hin:
    „Nu, wassis? Haste Angst zu fragen?“
    „Ach, Quatsch ... Aber wie soll ich’s anfangen ... Hallo Jungs, habt ihr einen netten Schlafplatz für einen Landstreicher ...? Oder so was ...“
    „ Ach nein!!“ Ich lasse die Jungs weiter ihre einarmigen Banditen befummeln und steuere wieder die Straße an, als hätte ich die Hausnummer verwechselt.
    „ Nun, das war eben keine Glanzleistung ... Tja,
     
die Lage richtig zu meistern,
    bedarf's noch ein bisschen Übung.“
    O bendrein fängt es an zu regnen, und rieselt schön gemütlich vor sich hin. Das hat gerade noch gefehlt. Aber
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