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Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Titel: Keks & Drugs & Rock 'n' Roll
Autoren: László Virág
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angehörst, weil du sagst, dein Gott lebt in dir. Mir ist wichtig, dass du einen Glauben hast, und wer glaubt, der kann kein Böser sein.“
    Das will ich so nicht stehen lassen:
    „Im Nahen Osten glauben die Leute auch, sogar sehr, und sie töten sich trotzdem, ohne Ende.“
    „Ja, weil sie keine Christen sind“, kontert er. „Wenn sie Christen wären, würden sie sich auch nicht bekäm pfen.“
    „O.K.“ setze ich jetzt entgegen, „auch das Christentum hat sich Jahrhunderte lang mit Feuer und Eisen ve rbreitet, und nicht mit der Liebe.“
    Er lächelt mich überlegen an:
    „Ah, die Katholiken, die sind keine richtigen Christen ... auf jeden Fall, keine guten Christen. Schau, wir lehren Liebe und Geduld. Deswegen helfe ich diesen Sikhs auch, weil sie Menschen sind und Hilfe brauchen. Jeder hat die Aufgabe, Güte an seinen Mitmenschen zu üben…“
    Ja. Genau, das darf ich in diesem Moment nicht in Frage stellen, denn jetzt bin ich gerade an der Reihe und ich genieße diese Fürsorge so richtig. Ich kann ruhig offen bleiben, er will meine Seele nicht gleich kassieren. Es reicht ihm, seine eigene Seele mit seinen eigenen Wohltaten zu streicheln.
     
    So kamen wir bei dem Haus, in dem Studenten aus verschiedenen Kontinenten wohnten, an. Er stellte mich und meine Situation vor und verabschiedete sich.
    Zwei schöne Tage verbrachte ich mit den Jungs. David aus Indien hat sofort einen guten Tee gekocht und die anderen waren auch nach und nach zu uns hinübergekommen, um in das Gespräch einzusteigen. Wir waren alle von weither gekommene Leute in einer neuen Welt. Das hat uns, trotz unserer Verschiedenheit, gleich gemacht. Komischerweise traf das auch auf Alex zu, obwohl er aus New York City kommt. Also, wir saßen in der Halle und schlürften Tee. (Alex, David, Andy aus Indonesien, Lu aus Taiwan, Mundeba aus Burundi und ich aus Osteuropa.)
     
Botschafter ohne Akkreditierung
    auf einem Treffen, wo jeder sein eigenes Land vertritt und die große Politik lächerlich wird mit ihrem starren Rahmen, denn wir verkörperten, ohne diplomatische Zeremonie, die spontanen Wünsche von viel mehr Menschen, als Botschafter mit Akkreditierung. Freier Flug der gegenseitigen Neugierde und Akzeptanz.
    Zhua, der zweite Chinese kam gerade nach Hause, ging sofort in die Küche, um sein Abendbrot zu kochen, aber die Tür hat te er offen gelassen. Ab und zu rannte er hinaus zu uns, um etwas zu fragen, oder rief einfach durch die Küche. Dann stand Alex auf und ging hoch in sein Zimmer, um sich für irgendein Stelldichein fesch zu machen. Aber er erschien öfter auf dem Treppenabsatz, mal in Unterhose, mal in nicht zugeknöpftem Hemd, um den Faden nicht zu verlieren. „Bursche ich sage dir“, sagte er, „New York City ist ein hartes Pflaster! Ich habe lange dort gelebt, aber bestimmte Gegenden habe ich nie alleine betreten. Nimm dir meinen Rat zu Herzen, und besorge dir einen sicheren Begleiter, wenn du unbedingt New York City kennen lernen willst!“ Mit seinem guten Rat beendete er seine Anzieherei und steuerte fröhlich seinem Freitagnachtglück entgegen.
    „Viel Erfolg!“ rief Andy hinter ihm her, und grinste uns mit seinem Apfelgesicht und zusammengekniffenen Augen kumpelhaft zu. Klar, wir haben gelacht, warum auch sollten wir seinen Gag nicht belohnen. Dann wurden wir wieder ein bisschen ernster, und ich war an der Reihe. Sie haben mich, wie ein mehrdimensionales Puzzlespiel, geographisch, historisch, politisch, kulturell, menschlich und anthropologisch auseinander g enommen.
    Es war spaßig, aber ich musste sehr aufpassen, wer fragt, und was er fragt, denn durch die Antworten wurden die verschiedenen Dimensionen in diesem Puzzle zusammengestellt. Es war auch gut, dass ich aufgepasst hatte , denn Mundeba fragte mich prompt ganz ernsthaft: „Bei euch tragen die Männer wegen der Religion Bart und lange Haare?“
    Ich musste lachen. Er stand wie ein gutmütiger Weihnachtsmann da, es fehlten nur der rote Mantel, Mütze, weißer Bart und rote Backen, statt dessen; kurze Hose und weit geöffnete große Augen in seinem schwarzglänzenden, freundlichen Gesicht. Er strahlte eine engelhafte Unschuld aus.
    Ich habe den Schwarzen Engel beruhigt, dann schnell selber etwas über Ostafrika gefragt, damit er auch die Möglichkeit hatte, über mich zu lächeln.
    Das ging so weiter mit China, Indien, Indonesien und den anderen Ländern, Hin- und Retourkutsche. Zum Schluss blieben wir nur noch zu dritt mit Andy (Indonesien) und David
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