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Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Titel: Keks & Drugs & Rock 'n' Roll
Autoren: László Virág
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Pentagon ihn kauft? ... Eintausendzwölf Dollar und Siebenundsechzig Cent! Verstehst du! Eintausendzwölfsiebenundsechzig! Das ist aber kein Geheimnis. Das war neulich sogar im Fernsehen. Siehst du, so ist dieses Land hier. Ja mein Freund, und ich liebe es trotzdem.“ Er lacht los, und wechselt plötzlich das Thema zu American Football. „Ja, das ist ein männlicher, aber fairer Sport. Jeder Amerikaner liebt Football, mein Freund ...“
    Er demonstriert mir, wie „die Amerikaner “ sind und versucht mir zum Abschied zwei Fünf-Dollar-Scheine in die Hand zu drücken. „Hey, hey“, protestiere ich empört, „ich habe noch einen Haufen Geld, achtzig Dollar! Damit kann ich nach New York City fahren und einige Tage von leben. Und außerdem kann ich bei Not meine Freunde anrufen, um Hilfe zu bitten ...“
    „Schluss! Keine Diskussion!“ sagt er energisch und belehrend. „Das geb' ICH dir, verstehst du! Hier, und basta!“ Mit seinen sechsundzwanzig Jahren behandelt er mich wie ein Vater seinen bockigen Sohn. Er schiebt die Scheine in meine Hosentasche. „Du hast wohl noch nie Geschenke gemacht?“
    „Oh, ja ... Da hast du Recht. Danke sehr.“ Ich freue mich wirklich ganz toll, und John auch. Zum Abschied umarmen wir uns wie gute Freunde.
    Ich habe eine Stunde Zeit, über Geschenke, Almosen, Freundschaft und über die sie zerstörende falsche Bescheidenheit nac hzudenken. Aber dann ist es aus mit dem Vor-mich-hin-denken, denn die braunhaarige Lady, die mich bis zum Steinwurf vor New York City, nach New Jersey mitnimmt, hat die ganze Nacht irgendwo bei Freunden durchgefeiert. Ihre Augen tasten in jeder noch so kurzen Gesprächspause nach Traumbildern. Es reicht bald nicht mehr, dass ich ununterbrochen irgendwelche Geschichten daherrede. Ich muss sie aktivieren. Also viel fragen und fragen lassen. Aber nach zwei Stunden fängt auch meine Blabberquelle zu versiegen an. Oh, wie müde ich bin! Eine längere Pause, und wir schlafen beide fast ein. Der Verkehr wird immer dichter. O.K. Ich habe eine Idee. Wir haben gerade über Pflanzen in Europa gesprochen: „Wie sagt man auf Englisch zu dem grünen Gemüse, das so spitz ist? Es ist sehr wichtig.“ Ich runzele die Stirn, um zu zeigen, wie ich nachdenke.
    „Avocado!“
    „Nein, Avocado ist doch eierförmig. Das Ding hat viel Vitamin C. Wie heißt es denn?“
    „ Ach! Gurke!“ Auf Arlynes sommersprossenbesäten müdem Gesicht erscheint ein Siegeslächeln.
    „Hm, nein. Was ich meine, ist, von innen hohl und du kannst es roh essen, oder im Salat, oder kochen ... Ja, ja, ja fällt mir ein: Die Pflanze sieht aus wie eine Tomatenpflanze ... und es gibt auch scharfe Sorten.“
    Wir sind beide ganz aktiv.
    Nach zehn Minuten haben wir auch das Wort. „Paprika!“ sagt sie. „Innen hohl, außen grün.“
    „Jaa, Genau!“ Wir lachen los. Sie ruft aus: „Paprika!“
    Auf der Siebenundachtziger rollen wir nach New Jersey, und halten die Augen auf, um die Siebzehner nicht zu verpassen. Paprika! Und wir sind angekommen. „Bye, bye Arlyne, danke für den Umweg, und dass du jetzt rückwärts gegen den Verkehr fahren musst, um zur Ausfahrt zu gelangen.“ Winke-winke, lachen, und noch mal aus voller Kehle in die Luft schleudern: PAPRIKA!
    Ich drehe mich um und fühle mich auch so, wie ich es sage: innen hohl und außen grün. Aber was soll's ...
    Es ist erst Mittag, und ich bin schon fast am Ziel. Und was für ein Ziel!
    Hinter dem Autobahn-Brückengewirr auf der anderen Seite des Hudson River türmt sich
     
MANHATTAN .
    Die Silhouetten kratzen tatsächlich die langsam vorbeiziehenden Wolken. Ich stehe auf einer kleinen grünen Insel in einem Meer von Autos. Rund um mich Autos: Rechtsabbiegende, linksabbiegende, brückenauffahrende, brückenrunterfahrende Autos und Autos ... Ich fühle mich wie ein plötzlich in einen schnellpulsierenden Kreislauf geworfenes einsames Virus. Ich muss aufpassen, dass mich diese wahnsinnige Strömung nicht zermalmt. Mein Herz spielt Pauke, als ich meinen Daumen in die Luft halte. Dreispurig düst der Verkehr auf die Brücke hinter mir zu. Und es gibt doch jemanden, der in diesem dröhnenden Blechkasten-Wahn (jeder Kaste ihr Blech) halb in der Spur bleibend, halb fast meine Füße plattfahrend, anhält, um mich mitzunehmen. Zack! Und nach einer kurzen Fahrt stehe ich direkt im Zentrum von Manhattan, Zweiundvierzigste Ecke Broadway. Ich denke noch an Billys Worte, die er mir vor einigen Minuten gesagt hatte, während er mich hierher fuhr:
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