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Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Titel: Keks & Drugs & Rock 'n' Roll
Autoren: László Virág
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nicht persönlich, mein Freund! Mich stinken alle an, die bei mir nichts kaufen. Hihihi ...“
    Kaum fünf Schritte weiter bekomme ich schon eine Desinfektion: Ein alter Penner, mit Pappe und Lumpen unter dem Arm, nennt mich „Freund“ und mit jedem Wort schickt er mir eine Alkoholdunstwolke entgegen. Nix wie weg hier, bevor ich ins Delirium falle.
    Ihr heuchlerischen Läden, Kaffees, weiße n Verkäufer, europäischen Besucher, knirrenden Fotoapparate, Schwarzen und gelben Händler, Flüchtlinge, Break tanzenden Puerto-Rico-Kids, Jesus zitierenden selbsternannten Propheten, Luxuslimousinen, Kaftan tragenden bärtigen Juden, gepuderten-bepuderten Omas und Altweiber, und du, mit dem blauen Postkasten diskutierender, zugedröhnter Junkie; macht ruhig weiter, aber ohne mich.
     
    Scharfe Kurve in die Zweiundfünfzigste, und ich fühle mich gleich viel besser. Die Menschen sind hier, wie sie halt sind. Ohne Rollen, die sie nach außen spielen. Endlich wieder in New York City! Es ist später Nachmittag, als ich am Central Park ankomme. Es rollen noch Fiaker und Rollschuhfahrer auf den asphaltierten Gehwegen hin und her. Die Jogger mit Walkmans laufen auch noch vor sich hin, und um den kleinen See sitzen noch einige Leute herum, aber die Mehrheit, die Nachmittagsausflügler, ziehen schon nach Hause, um den sich langsam in Abendgrau kleidenden Park, den mit Decken und Lumpen ausgerüsteten, in Delirium gehüllten Obdachlosen zu überlassen. Die sich wiederum einen Rülps um die Bürger scheren.
    Auf dem nahe liegenden kleinen Hügel sitzt ein in Lumpen gehüllter, narkotisierter junger Kerl auf seiner ausgebreiteten braunkarierten Decke. Neben ihm steht sein Kumpel und pisst von der Decke herunter, als wären sie mit dem fliegenden Teppich auf Reise und alles was außerhalb dessen vier Kanten ist, wäre ein anderes Universum; samt mir und den Nachhauseeilenden, sogar dem Gras. Die Leute tun so, als würden sie nichts sehen. Sie schauen einfach durch die beiden hindurch (oder! über die beiden hinweg), als wären sie Luft. Das tut auch der Junge, ihnen gegenüber auf dem anderen Hügel und spielt fröhlich auf seinen beiden Congas.
    Ich beginne gerade die Lage für eine Nachtnische abzu wiegen, als ich eine Gestalt in meine Richtung rüsseln sehe, die so erschreckend ist, dass Frankenstein für ihn höchstens einen Chauffeur abgeben könnte. Sein Alter und seine Hautfarbe kann ich gar nicht einschätzen. In Batzen verfilzte graue Haare umrahmen sein aschengegerbtes Gesicht. Mit gebeugtem Rücken und vorgeschobenem Kinn kommt er und dreht seine ausgeblichenen, ehemals vielleicht blauen, Augen, wie ein sprungbereites Tier nach mir. Ich bin auch bereit. Tue aber so, als würde ich etwas suchen. „Aha, da ist es“, und gehe voll auf ihn zu. Kurz vor ihm, bleibe ich einen Augenblick stehen, als wäre mir etwas eingefallen, dann ziehe ich direkt neben ihm in eine fixierte Richtung weiter. Er bleibt stehen und ohne seinen Kopf zu bewegen, beobachtet er mich mit rollenden Augen. Wir beide imitieren die absolute Ignoranz des anderen, aber ich spüre, wie er sich nachher nach mir umdreht und mit seinen neugierigen Augen ein Loch in meinen Rucksack bohrt. „O.K.“ sage ich mir. „Der Central Park ist nicht mein Ding. Dieser Typ eben hatte nicht mal einen Hauch von Raffinesse oder Gaunerei in seinem Blick, nein, nur Instinkt! Den könnte ich mit netten Geschichten, von wegen ‚ich habe kein Geld‘ und so weiter nicht beeindrucken. Der würde mich gar nicht erst fragen, nur abwarten, dass ich mich irgendwo hinknalle, und ... Und der durchgedrehte Guru dort drüben im Lotus-Sitz ... Und der Schwarze Ganove unter der kleinen Brücke, oder die Fixer ... Nein Danke! Tschüss Kinder.
    Als es endlich ganz dunkel wird, sitze ich schon in der Vierundachtzigsten Straße, schmatze mein Abendbrot und schaue den Basketball spielenden Schwarzen Teenie Jungs zu. Die hören aber bald auf, und fangen an untereinander wer-ist-der-coolste-Kerl zu spielen. Halbe Ziegelsteine fliegen zwischen ihnen durch die Luft. Sie stehen in drei Grüppchen, und in jeder Gruppe gibt es einen Tonangebenden, die geben am meisten an! Und die Steine fliegen nicht weit von mir entfernt herum. Die Jungs pirschen sich immer näher an mich heran. Die Steine auch. Dann tritt plötzlich der Allercoolste zu mir: „Hey Mann! ... einen Dollar für mich?“ Er steht gespielt phlegmatisch und selbstsicher da. Ich tue auch ganz gleichgültig, obwohl die fliegenden Steine schon
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