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Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Titel: Keks & Drugs & Rock 'n' Roll
Autoren: László Virág
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es hilft alles nichts, ich muss heute draußen schlafen.
    Nach Überquerung etlicher Seitenstraßen lande ich endlich in einem schmalen Waldstreifen, in dem keine Lichter mehr zu sehen sind, taste zwei Bäume in der Finsternis aus, spanne meine Zweihundertfünfzig-Gramm-Hängematte aus, und binde meinen Rucksack hoch über meinem Kopf an den Stamm fest. Rein in den Schlafsack! Drüber mit meinem Regenmantel! Also alles perfekt zum Schlafen . Aber ich kann’s nicht. Es hört sogar auf zu regnen. Ich kann in das Weltall hinausblicken. Jeder Stern ist auf seinem Platz. Nur ich nicht. Es fehlt mir die nötige Ruhe. Dieses ständige Geknister unter mir. Kleine Tiere huschen hin und her.
    „Hey, was ist denn das?“
    „Nichts, nur dein Herz.“
    „Aber was sucht es dann in meiner Gurgel?“
    „Weil du Schiss hast Alter.“
    „Oh ja. Ich habe wirklich Angst!.. Vielleicht die Tierchen unter mir. Oder die Dunke lheit?“
    „Nein, nein, ich glaube, ich habe kein Vertrauen. Aber warum traue ich mir nicht?..
    „Weil du eine feige Ratte bist und nicht der König der Landstraße n.“
    „Ja! Ich hab's! Ratten! Das sind die Tiere unter mir.“
    „N un ja, ist das jetzt positiv oder negativ?.. Ich glaube, das hängt nur von mir ab.“
    „Hallo, liebe Ratten. Na, wie geht‘s denn?“
    Plötzlich habe ich ein wunderschönes Gefühl! Es wird in mir alles klarer. Klar, ich bin hier der Herr der Nacht: Wenn ich’s will. Es fallen mir die Horrorgeschichten über Nächte und Tramper ein, die meine Freunde in Connecticut erzählt hatten. Jetzt nur nichts verdrängen, lieber die Dinge aufkeimen lassen und beherrschen.
    „Also, passt auf, ihr Ratten und Hirngespinste! Das hier ist heute mein Revier!“
    Also, ich bin mit mir einig geworden: Kein Platz hier für Schiss.
     
    Ich schlafe – auf alles gefasst – ein und übe einige Male selbst ausgelöstes Alarm-Wecken. Teste und trainiere, wie schnell ich wach und reaktionsfähig werden kann. Beim dritten oder vierten Male geht es schon einwandfrei. Raus aus’m Schlaf, und im selben Augenblick kann ich sehen, hören, entscheiden. Ich entscheide mich für das restliche Viertel der Nacht endlich zu schlafen: locker, intensiv, aber reaktionsbereit.
     
    Unter meinem Kopf dampfen meine Turnschuhe, in meinem Kopf drehen sich die Ereignisse der letzten Tage: Ich sehe mich mit meinen Freunden zu viert in Péters Wagen Richtung Kanada fahren, und ich argumentiere voller Überzeugung gegen die Meinung meiner Freunde, dass ich ein Visum brauche.
    Aber der Grenzer nachher lässt mit sich nicht diskutieren:
    „Ach, du kommst wohl aus einem kommunistischen Land!“ sagt der freundliche Typ. „‘S tut mir leid Kumpel, ohne Visum darfst du nicht in das freie Kanada.“
    Er lächelt mitleidvoll und ich darf raus aus dem Wagen meiner Freunde und zurück auf die Rainbow Bridge. Ich schaue von der Brücke zurück nach unten, wo jetzt meine Freunde auf dem kanadischen Ufer schon neben dem Auto stehen, um mir Abschied zu winken. Sie lachen herzhaft und rufen zu mir hoch, dass wir uns in vier Tagen in Connecticut wieder sehen.
    Schon gut, Freunde, lacht ruhig über meinen Kommunistenpass, ihr frischgebackenen „amerik anischen Staatsbürger“, vor paar Jahren habt ihr selbst noch so ähnliches gehabt.
    „So ist das Junge“ mimt Péter mit weit geöffneten Armen gestikulierend. „Du wolltest doch trampen. Nun, jetzt kannst du loslegen, Amerika wartet auf dich. Du Ost-Block-Tramper.“
    Ihr Auto zwinkert mir mit seinem linken Auge gelb zu, und sie rollen weiter in Richtung Toronto.
    So,.. nun stehe ich auf der Rainbow Brücke zwischen Kanada und den USA, alleine mit meinem roten Rucksack.
    „Na und, was regst e du dich denn auf, Mann?!“
    „Was heißt hier aufregen?“
    „Ja, weil du‘n Träumer bist! Warum hast du dir kein Visum besorgt?“
    „Wieso, es war doch von vornherein klar, wenn sie mich ohne durchlassen, mache ich die paar Tage mit, wenn nicht, dann küsse ich gleich hier die Landstraße.“
    „Na, du Ost-Block-Hippie! Nun leg schon los! Klar, du bist der Landstraßen-König! Hähä ...“ und stehst hier 'rum wie‘n Schuljunge.“
    „Nun aber genug!..“ Obwohl, es ist gar nicht übel hier rumzustehen und mich selber vollzulappen.
    „Schnauze! Verschwindet alle aus meinem Kopf! Ich bin doch hergekommen, um zu vagabundieren, zu trampen. Ja, das ist es!“
     
    Also: Rechts ist Kanada, links sind die USA und unter mir
     
der Niagara.
    Dort oben, mir gegenüber, der
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