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Keinesfalls Liebe (German Edition)

Keinesfalls Liebe (German Edition)

Titel: Keinesfalls Liebe (German Edition)
Autoren: Zoi Karampatzaki
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Erst recht wird er keine Therapie machen.“ Sie richtete sich wieder ein wenig auf und seufzte erneut. „Er sollte einen Unfall bauen, damit er eine Zwangstherapie machen muss“, murmelte sie sarkastisch.
    Wir ließen das Thema fallen; die Badezimmertür blieb weiterhin geschlossen. Nur gelegentlich war ein leises Röcheln zu hören, oder ein besonders lautes Würgen, das sogar durch die Tür zu uns drang und mich ein klein wenig an meinen Frühstücksgewohnheiten zweifeln ließ.
    Nach ein paar in betroffenem Schweigen verbrachten Minuten gaben wir uns einen Ruck und räumten den Tisch ab. Wir übernahmen gemeinsam für Carlos, der eigentlich heute an der Reihe wäre, den Abwasch. Etwas später ging die Tür auf; wir schauten sofort in den Flur.
    Sean stützte Carlos auf dem Weg in dessen Zimmer. Während Carlos’ Gesicht milchig weiß war, war Sean, wie Celine vorher, mittlerweile die Zornesröte ins Gesicht geschossen; doch er gab sich alle Mühe, nicht auszurasten und jetzt für seinen besten Freund da zu sein.
    Ich lächelte ihm aufmunternd zu.
    „Ich schätze mal, du kommst nicht gleich mit zur Uni?“, fragte Celine.
Sean nickte knapp, öffnete die Tür und lächelte entschuldigend. „Sorry, Jo, dass ich dich in der Gewalt einer Frau zurücklassen muss. Ich komme nach.“
    Ich winkte ab. „Kein Problem.“

Es war ein warmer Morgen, der mich an meinen ersten und einzigen Urlaub in Griechenland erinnerte, nur dass hier die Luft anders schmeckte, und so kam mir auf dem kurzen Fußweg zur Uni auch in Erinnerung, dass ich Celine noch etwas fragen wollte.
Und ich verdrängte noch immer erfolgreich, wie nah ich Daniel und Ryan kam, mit jedem Schritt, den ich vorwärtsging.
„Bevor ich’s wieder vergesse – Sean hat von deinem Projekt erzählt.“
Sie schien nicht zu wissen, was ich meinte. Oder vielleicht dachte sie einfach an Carlos. „Wie bitte?“
    „Alexander der Große?“, lieferte ich ihr ein Stichwort.
    „Oh! Das.“ Vermutlich war sie zu schüchtern gewesen, um mit mir darüber zu sprechen. Celine schwieg, beharrlich den Boden unter unseren Füßen anstarrend, sodass ich mir schon Sorgen darüber machte, ob sie gegen die Straßenlaterne knallen würde, die dicht vor uns aus dem Asphalt schoss, als wäre sie nur erfunden wurden, um unaufmerksamen Menschen wehzutun. Doch nein, Celine wich aus.
    Obwohl es noch früh war, wurde es immer heißer, und ich band mir die Haare zusammen. Meine abrupte Bewegung schreckte Celine aus ihrer Trance.
    „Was ist los?“
    Ich grinste leicht. „Erde an Celine. Wo steckst du gerade?“
    „N-nirgends. Alles okay.“
    Ich wollte lieber nicht darüber nachdenken, wie es sich anfühlte, in einen Säufer verliebt zu sein. Ich hatte ihre Blicke bemerkt, als Carlos nach Hause gekommen war. Die Gefühle in ihren Augen gingen deutlich über Freundschaft hinaus.
    Um sie von ihren quälenden Gedanken abzulenken, stupste ich sie an. „Hey, Celine. Hast du schon einen Alex gefunden?“
    Sie schüttelte seufzend den Kopf. „Nein, leider nicht.“
    „Ich würde dir gerne Modell stehen. Wenn es dir nichts ausmacht, dass ich rote Haare habe?“
    „Ach was, natürlich nicht. Wenn es dir nichts ausmacht, dass ich sie blond zeichne?“
    „Abgemacht.“
Ich ließ das Thema sacken und schwieg ein Weilchen, während wir durch die Siedlung liefen und der Uni immer näher kamen. Auf dem Gelände, das aus allen Nähten zu platzen schien bei so vielen Leuten, sprach ich dann aber doch an, worüber ich mir die ganze Zeit das Gehirn zermarterte.
    „Celine …?“
    „Ja?“ Sie hob den Blick und strahlte mich mit dem Lächeln ihres Bruders an.
    „Was läuft da eigentlich zwischen dir und Carlos?“, fragte ich grinsend.
Sie sah aus, als hätte man ihr einen Eimer voller roter Farbe ins Gesicht geschüttet. Ich legte seufzend einen Arm um ihre Schultern.
Sie seufzte auch und lehnte sich leicht an mich. „Jo, ich weiß nicht, was ich dir antworten soll. Ich weiß nämlich selber nicht, was das zwischen uns ist. Auf jeden Fall sind wir noch kein Paar oder so. Wir haben uns ein paar Mal geküsst, auf Partys … mehr war da nicht. Und ich weiß nicht, was es ihm bedeutet hat.“
    „Liebst du ihn?“, fragte ich sanft. Ihre Unsicherheit bei diesem Thema berührte mich, weil ich das von mir kannte. Allerdings hatte ich noch nie geliebt; ich hatte immer nur geschwärmt.
    Celine seufzte noch mal. „Ich … Liebe … das ist so ein großes Wort. Im Moment müsste ich sagen: Ich bin verliebt
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