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Keinesfalls Liebe (German Edition)

Keinesfalls Liebe (German Edition)

Titel: Keinesfalls Liebe (German Edition)
Autoren: Zoi Karampatzaki
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Wusstet ihr, dass die Deutschen den Sexshop erfunden haben?“
    Fast alle Anwesenden brachen in ehrliches Lachen aus, Mrs Langley räusperte sich energisch und einige wenige lächelten gezwungen. Ich ahnte sofort, dass Daniel, Ryan und Co. die Uni in ihrem sexbetonten Griff hatten.
    „Ich dachte, die Iren haben rote Haare“, platzte eine junge Frau heraus, eine Augenbraue skeptisch angehoben.
    „Nö, die Schotten“, verbesserte ihre Freundin und grinste mich an. „Hast du schottisches Blut?“
    Ich hob ebenfalls eine Augenbraue und erwiderte nichts. Mrs Langley klatschte in die Hände.
    „So, jetzt aber! Wir sind doch alle erwachsen.“
    Nhhg. Diese Tour!
    „Uuuh“, kam es spöttisch von Ryan.
    „Wir sind nicht unhöflich zueinander“, präzisierte Mrs Langley.
    Ich hätte sie gerne gepackt und geschüttelt.
    Immerhin legte sich die Aufregung über den Fremden, dessen Landsleute den Sexshop erfunden hatten, und nachdem sich die zwei Jungs auch vorgestellt hatten, konnten wir endlich mit unserer Aufgabe beginnen: Selbstporträt.
    An der Wand uns gegenüber standen mehrere riesige Spiegel; ich hatte also keinerlei Schwierigkeiten. Ich musterte mich kritisch: die roten Haare waren dicht und voll, aber die weiße Haut war eben einfach nur weiß und, zu allem Übel, bevölkert von orangefarbenen Sommersprossen. Meine Augen waren von einem blassen Blau, das nur wegen der vielen Kontraste in meinem Gesicht auffiel. Mich störte meine zerbrechliche Gestalt – manche Leute dachten bestimmt, ich könnte umkippen, wenn man mich nur anpustete. Noch ein Grund dafür, warum ich mich in dunkle, vor Musik bebende Partys stürzte.
    Ich musste daran denken, dass nicht nur Ryan dem Klischee eines Schwulen entsprach, und erschauerte.
    Wir durften uns die Art und Weise uns selbst darzustellen individuell raussuchen. Ich entschied mich für schlichte, aber wirkungsvolle Holzfarben, und begann mit meinen Augen und Brauen. Dann zeichnete ich mit einem Bleistift hauchfein meine Nase und den Schwung meiner Wangen darunter.
Plötzlich spürte ich Blicke auf mir. Ich hob den Kopf – und merkte, dass Ryan mich ungeniert anstarrte. Seine Augen schienen auf meinem Mund zu kleben; ich presste die Lippen fest zusammen und widmete mich abrupt meinem Porträt, rote Hitze in den Wangen. Das für mich noch namenlose Gefühl hatte mich wieder.
    Bis zum Ende der Stunde schaute er im Drei-Sekunden-Takt zu mir. Ich war der Erste, der den Raum verließ, und hätte einem professionellen Sprinter alle Ehre gemacht.

Ich hatte gehofft, dass es mir in der Mensa, in der Stimmengemurmel herrschte, besser ergehen würde. Ich war entspannt und positiv aufgekratzt. Wann auch immer ich male oder zeichne, werde ich von dieser angenehmen Wärme erfasst – es ist wie ein Alkoholrausch, nur besser und ohne negative Nachwirkungen. Die Erschöpfung, die durch meine Adern kroch, bewies: Ich hatte gearbeitet.
    „Rote Haare plus Sommersprossen plus rote Bäckchen gleich Jo Müller“, begrüßte Sean mich grinsend, als ich mich mit einem Seufzen vor ihn setzte.
    „Das ist immer so nach dem Zeichnen“, erklärte ich. Mir entwich noch ein zufriedenes Seufzen, als Sean mir eine riesige Portion Lasagne zuschob.
    „Das magst du doch, oder?“
    „Ich liebe Lasagne. Danke, was zu futtern kann ich jetzt gut gebrauchen. Wo ist Celine?“
    „Flugblätter verteilen. Sie sucht ein Modell für ihren Alex.“
    „Höh?“
„Sie zeichnet Alexander den Großen und seinen Geliebten Hephaistion.“ Er verdrehte die Augen. „Sie ist ganz vernarrt in die griechische Geschichte.“
    „Alex der Große? Hm. Wie soll der denn aussehen?“
    Sean zuckte mit den Schultern und schob sich eine Gabel Lasagne in den Mund. „Sie hat was von schlank und eher feingliedrig gesagt. Ich hab gefragt, ob ihr bewusst ist, dass er ein Krieger war. Ihr einziger Kommentar: Es sei ja nur ein Bild und außerdem sollte ihr Alex mit ihrem Hephaistion harmonieren, der wiederum breite Schultern habe und groß sei … Reicht das an Information?“
    „Ja“, sagte ich grinsend, „Danke. Und sie sucht echt noch jemanden?“
„Ich denke, ich bin auf dem neusten Stand.“
    „Sag mal, glaubst du, ich könnte der sein, den sie sucht?“
„Klar. Wenn du still sitzen kannst“, lachte Sean. „Sie wollte Ryan fragen, weil er den wenigen Bildern von Alex so ähnlich sieht, wenn man die kräftigen Muskeln weglässt. Letztendlich hat sie sich nicht getraut, weil er nicht nur Männer wie Dreck behandelt. Man
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