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Keinesfalls Liebe (German Edition)

Keinesfalls Liebe (German Edition)

Titel: Keinesfalls Liebe (German Edition)
Autoren: Zoi Karampatzaki
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flammend rot waren.
    „Ryan ist eine Art anspruchsvoller Geliebter – und Daniels momentanes Lieblingsspielzeug“, raunte Celine in mein Ohr.
    Irritiert schaute ich sie an. „Wie meinst du das?“
    „Daniel ist die schwule Sexbombe an der Uni“, kicherte sie wieder. „Es gibt fast keinen Mann hier, den er noch nicht im Bett hatte.“
    „Er wechselt die Bettpartner im 24-Stunden-Takt“, ergänzte Sean. „Ryan ist so was wie sein bester Freund, und sie gehen ab und zu miteinander in die Kiste.“ Mit einem schwachen Grinsen hob er die Schultern. „Für mich wär’s nichts, aber jeder soll leben, wie er leben will.“
    „Wenn nur jeder so denken würde.“ Celine klang, als wüsste sie von mehreren homophoben Leuten an der Uni, was mich nicht überraschte.
„Ist dieser Daniel auch im Hörsaal?“, fragte ich.
    „Oh, wart mal … nein. Du wirst ihn sicher bald sehen – er wohnt im dritten Stockwerk im Wohnheim, in der WG direkt über uns. Da kann’s manchmal ganz schön laut werden. Wie steht’s eigentlich mit dir?“, fragte Sean scheu.
    Ich wusste sofort, was er meinte und spürte, wie mir Hitze in die Wangen schoss. „Öhm – nein, hm, ich stehe definitiv auf Frauen.“
Hmpf. Was für eine erbärmliche Lüge …
    Ich musste nicht mehr lange mit hochrotem Kopf ihrem Blick ausweichen, denn ein grauhaariger Dozent betrat den Hörsaal. Er war besser, als ich erwartet hatte, und ich war sofort in seinem Vortrag über die ersten Spuren von Kunst in der Geschichte versunken.

Nach der Vorlesung trennten sich erstmalig unsere Wege. Ich hatte schon immer einen perfekten Orientierungssinn, und da auf dem großen Campusgelände so gut wie alles beschildert war, fand ich problemlos in den nächsten Raum. Erst als ich auf einem hohen Hocker Platz nahm, wurde mir bewusst, dass ich mich ohne Sean und Celine freier fühlte, doch das überraschte mich nicht wirklich. Ich war seit jeher ein Mensch, der besser allein zurechtkam. Vorfreudig und gespannt, welche Aufgabe uns erwartete, begann ich mit ein paar anderen anwesenden Studenten und Studentinnen, die Staffeleien aufzubauen.
Zu meiner Bestürzung war Ryan einer meiner Mitstudenten für diese kreative Stunde. Mit den eleganten Schritten einer Ballerina tänzelte er zu seinem Hocker und nahm so betont graziös darauf Platz, dass zwei Mädchen in seiner Nähe kicherten. Er warf ihnen einen uninteressierten Blick zu, bevor er sich wieder abwandte und so tat, als würde er nicht sehen, dass wir uns bereits vorbereiteten. Er schien sich wirklich alles andere als für Mädchen zu begeistern – obwohl viele von ihnen mit Tops und Shorts durch die Gegend spazierten. Ganz San Bernardino war voll von solchen Mädchen, die sich jedem Typen in die Arme schmeißen würden.
    Außerdem sah er selbst wie ein Mädchen aus. Sein Haar war schulterlang und lockte sich leicht an den Spitzen. Ich weigerte mich, ihn in eine Schublade zu stecken; das mache ich generell nicht. Doch Ryan entsprach durchaus dem Klischee eines Schwulen.
Irgendetwas an ihm zog meinen Blick an. Ich wusste nicht, was es war, aber es irritierte mich gewaltig. Ich beschloss, es zu ignorieren.
Mit leichter Verspätung hastete schließlich eine Frau mit wallenden braunen Haaren in den von Licht gefluteten Raum. Alle schienen sie zu kennen, nur ich nicht. Der Frau fiel auf, dass sie ein paar neue Studenten hatte, und lächelte mir und zwei anderen Jungs zu.
    „Noch jemand, der die Kunst erforschen möchte!“, rief sie leidenschaftlich aus.
    Oje , dachte ich, sie ist ein Freak .
    „Ich bin Mrs Langley. Und du bist …?“, fragte sie und strahlte mich erwartungsvoll an. Auch diese simple Aufforderung klang bei ihr, als hätte sie verlangt, ich solle eine Nachricht verkünden, die das Leben aller im Raum verändern würde.
    „Ich bin Jonas“, erwiderte ich schlicht und sprach es deutsch aus. Meine Wangen glühten entsetzlich. Ich fragte mich, wie so oft in meinem Leben, wieso ich es auf die Reihe brachte, mich in jede Party zu stürzen, aber hier vor ein paar anderen Leuten rot wurde und das nur, weil ich mich vorstellte. Anonymität, antwortete ich mir selbst.
    „Jo, und weiter?“
    „Müller“, presste ich hervor.
    „Und woher kommst du?“
    „Aus Deutschland.“
    Ich war nicht überrascht, als ich Ryan prusten hörte – dieser Kerl musste sicher zu allem und jedem einen Kommentar abgeben. Unwillkürlich schaute ich zu ihm; sein funkelnder Blick bohrte sich in meine Augen.
    „Wundervoll! Ein Deutscher.
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