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Keinesfalls Liebe (German Edition)

Keinesfalls Liebe (German Edition)

Titel: Keinesfalls Liebe (German Edition)
Autoren: Zoi Karampatzaki
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zerstörte. Mit mir als das Balg ihres treulosen Ehemannes hatte sie nie Probleme, auch dann nicht, als mein Vater verschwunden war.
    Bis …
    Nein. Darüber wollte ich nicht nachdenken.
    Einer der Studenten, die ich kennengelernt hatte, Sean Richards, wartete am Flughafen auf mich. Er war zwei Jahre älter als ich, also zweiundzwanzig, und trug sein pechschwarzes Haar in kurzen, hochgegelten Stacheln. Er begrüßte mich mit einer überschwänglichen Umarmung – in den zwei Wochen, die ich hier verbracht hatte, waren wir gute Freunde geworden.
    „Wie war dein Flug?“, fragte er und hielt mir ganz gentlemanlike die Beifahrertür seiner goldlackierten, uralten Schrottkarre auf. Ich ließ mich auf den Sitz fallen – meine Knie fühlten sich an wie Pudding – und wartete mit meiner Antwort, bis er am Steuer saß.
„Ein Spaziergang im Vergleich zum letzten Mal. Damals hab ich gedacht, der Seitenwind pflückt uns gleich aus der Luft.“ Meine Zunge lag schwer in meinem Mund . Oh oh , dachte ich, der Jetlag kommt.
„Super“, erwiderte er grinsend. „Willkommen in Kalifornien. Diesmal richtig.“
    Ich war erschöpft von der langen Reise und nickte ein, sodass mir die langen Kilometer nach San Bernardino vorkamen wie wenige Minuten. Die Stadt war berühmt für ihre Universität, die ein riesiges Gelände einnahm, für die bewaldeten Berge um sie herum und für mich persönlich auch wegen des Stadtzentrums, das dem Aufbau New Yorks ähnelte; die Straßen bildeten unzählige Quader. Von der Größe und der Anzahl der Sehenswürdigkeiten her sind New York und San Bernardino aber wirklich nicht zu vergleichen.
    Sean musste mich wecken, was ihn sehr zu amüsieren schien: Sein schiefes Lächeln, das ich so vermisst hatte, zeigte sich mir.
    „Na komm, Jo. Nur noch ein paar Schritte, dann hast du’s geschafft.“
Das Wohnheim, mein neues Zuhause, befand sich in einer von drei Siedlungen, die hauptsächlich für Studenten gedacht waren. Man lebte in kleinen Wohngemeinschaften zusammen. Ich freute mich auf mein neues Leben mit Sean, seiner Schwester Celine und Carlos, dem besten Freund der beiden. Wir waren das perfekte Quartett.
    Als ich aus dem Wagen stieg, schlug mir die kalifornische Hitze entgegen, und ich sehnte mich zurück zu der Klimaanlage im Auto. Wenigstens hatte ich, ganz touristenmäßig, einen Mini-Ventilator dabei. Der Gedanke, dass ich jetzt tatsächlich hier leben würde, zauberte mir ein breites, fröhliches Grinsen aufs Gesicht.
Unsere WG befand sich in der zweiten Etage. Sean ging mit mir zu meinem Zimmer; auch das kannte ich schon von meinem letzten Besuch. Ich hatte alles, was ich brauchte: ein großes Bett, eine ganze Ecke für meine Staffelei, einen Schreibtisch, auf dem ich mein übliches Chaos ausbreiten konnte, eine Kommode für meine Kleidung und ein großes Fenster, das ausreichend Tageslicht hineinließ.
    „Ich überlass dich mal dir selbst“, sagte Sean und drückte mir lächelnd die Schulter. „Damit du in Ruhe ankommen kannst.“
    „Hey, Jo!“, rief auf einmal eine weibliche Stimme hinter mir.
    Kaum hatte ich mich umgedreht, lag Celine in meinen Armen.
„Hi, Celine“, sagte ich ein bisschen atemlos. „Schön, dich zu sehen.“
Sie löste sich von mir und strahlte mich mit Seans Augen an. Man könnte meinen, dass ich mich hier wie ein Eindringling fühlte: Sean, seine Schwester Celine und sein bester Freund Carlos – und ich, ein Fremder. Aber es war nicht so, und auch die drei störte es nicht; sie waren froh darüber, jemandem ein Dach über dem Kopf bieten zu können, der das Studium an der Uni so ernst nahm wie sie.
    Carlos allerdings liebte vor allem das Studentenleben an sich. Er trank viel – besorgniserregend viel – und war so einzigartig mit seiner Art zu reden und zu leben, dass ich ihn fast noch mehr vermisst hatte als Sean. Vorfreude erfüllte mich bei dem Gedanken, ihn auf Partys zu begleiten, und ich nahm mir vor darauf zu achten, dass er nicht zu oft nach bestimmten Flaschen griff. Während meiner Besuchstage hatte ich ihn mal zum Einkaufen begleitet und er hatte sage und schreibe fünf Flaschen Rum in die Tüte gesteckt.
    „Macht ihr drei gerne auf Piraten?“, fragte ich schmunzelnd.
    Carlos lachte herzlich. „Nein, aber ich. Ich kapere gerne, wenn du verstehst, was ich meine. Das hier ist mein Wochenvorrat.“
    „Wochenvorrat?!“, wiederholte ich entgeistert. „Ich dachte, du bist so religiös!“
    „Ja. Gott ist mein Lebensinhalt. Keine Sorge – ich
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