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Keine Pizza für Commissario Luciani

Titel: Keine Pizza für Commissario Luciani
Autoren: C Paglieri
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sein Herzschlag fast bei 170 war. Wenn du den Einstieg versaust, dann kann es nur noch schlechter werden, dachte
     er und versuchte durchzuhalten. Sein Körper musste sich irgendwie an diese Ausdauerbelastung gewöhnen, wenn er eines Tages
     einen Marathon bestreiten wollte, ohne am Ende mit den 75-Jährigen über den Zielstrich zu kriechen. Jetzt reicht’s, dachte
     er, versuchen wir, uns auf etwas zu konzentrieren, auf irgendein Detail. Mal sehen, wie viel Durchblick ich noch habe. Am
     Kino stand ein Typ mit Hund, und Luciani versuchte, sich an alle Hunde zu erinnern, die in Filmen die Hauptrolle spielten.
     Er wollte auf mindestens zehn kommen. Eins: Lassie, zwei: Rin Tin Tin, drei: sein Kollege Rex, war zwar nur eine Fernsehserie,
     aber trotzdem, »The Ugly Dachshund«, mit vier |32| Dackeln und einem Dachshund, den hatte er als Kind in einem Freiluftkino gesehen, wenn die als fünf zählten, dann war er jetzt
     schon bei acht, aber vom Freiluftkino schweiften seine Gedanken ab zu den Cola-Lutschern, die er dort an der Kasse immer gekauft
     hatte, und zu einem blonden Mädchen, das jünger war als er und Anna hieß, und erst nachdem er am Ende des Kais umgekehrt war,
     wurde ihm klar, dass er die Hunde vergessen hatte. Konzentration aufbauen!, dachte er, gleich komme ich an der Caffè-Bar vorbei,
     wo diese neue hübsche Bedienung arbeitet. Er kontrollierte die Zeit: 4:12 die dritte Runde, das war sogar zu schnell, ich
     lag zehn Sekunden drüber, habe aber drei gutgemacht, das ist minus sieben, aber in der anderen hatte ich zehn gutgemacht,
     plus drei, nein, minus drei, halt, muss ich noch mal nachrechnen. Man sollte immer in einem Tempo laufen, bei dem man noch
     mit seinem Trainingspartner plaudern kann, sagte er sich, aber er konnte nicht einmal stumm mit sich selbst plaudern, er hatte
     den Faden verloren, nein, die Hundeleine, 4:12, das sind drei weniger als 4:15, aber an die Runde davor erinnere ich mich
     nicht, jetzt schlug sein Herz wie verrückt, so hatte er sich noch nie gefühlt, ich sollte besser anhalten, ja, ich laufe bis
     zu dem Mädchen, und dann pausiere ich, die Sonne, kommt gleich, nein, Finsternis, wart mal, Anna, die Finsternis … Er blieb
     abrupt stehen, noch einen Schritt, und er würde hinschlagen, nein, die Finsternis, er lehnte sich an die Wand und hatte den
     vagen Eindruck, dass er zu Boden glitt.
    Ein furchtbarer Lärm weckte ihn auf, jemand schrie ihm in die Ohren und spritzte ihm Wasser ins Gesicht. Nein, das war ein
     Hund, ein Hund, der bellte und ihn ableckte. Er wollte ihn verscheuchen, aber als er die Hand hob und dessen kräftigen Hals
     spürte, klammerte er sich an ihn wie ein Ertrinkender an den Rettungsring. Du liebes bisschen, ich bin kollabiert, dachte
     er. Ich Vollidiot.
    |33| Das Herrchen des Hundes kam mit der Bedienung und noch zwei Leuten. Der Kommissar hoffte, sie würden ihm aufhelfen, aber einer
     sagte: »Fasst ihn nicht an!«, und als Luciani sich auf einen Unterarm stützte, schrie ein anderer: »Nicht bewegen! Sie dürfen
     sich nicht anstrengen.« Das Mädchen sagte: »Ich hole ein Kissen.« Sofort kam sie mit einem schönen, flauschigen roten Riesenkissen
     zurück, das sie ihm unter den Kopf schob. »Wie fühlen Sie sich? Ist Ihnen kalt? Ich hole was zum Zudecken.« Ein blonder Engel,
     und so jung, wer lästert eigentlich immer über die heutige Jugend?, dachte Marco Luciani, während er versuchte, die Kälteschauer
     zu unterdrücken, überleg mal, was die für ein Leben führt, wahrscheinlich wohnt sie noch in Bolzaneto und muss vor sechs Uhr
     aufstehen, hierherhetzen, um irgend so einem Arsch von Skipper einen Cappuccino zu brauen, und abends fährt sie mit dem Bus
     oder der U-Bahn nach Hause und lugt verstohlen nach den Babygangs, weil die beschließen könnten, sie zu vergewaltigen. Sie
     führt ein solches Leben und ist rein geblieben, o wunderbare Kreatur, ich werde sterben und dabei ihr Bild im Herzen bewahren.
     Aber er wusste, dass die Sache ausgestanden war, er fühlte sich schon viel besser, und abgesehen von den Kopfschmerzen und
     dem Kältegefühl schien alles zu funktionieren. »Sie haben nicht ein bisschen Wasser für mich?«, fragte er das Mädchen, das
     ihn mit einem Plaid bedeckt hatte, welches sie irgendwo hergezaubert hatte, und sie antwortete: »Natürlich, ich hole es sofort.«
     Doch der Mann mit dem Hund sagte: »Ich weiß fei nicht, ob Sie trinken dürfen.« – »Stimmt, das könnte ihm schaden«, sagte ein
    
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