Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Keine Pizza für Commissario Luciani

Titel: Keine Pizza für Commissario Luciani
Autoren: C Paglieri
Vom Netzwerk:
stieg die Schamesröte ins Gesicht, und er ließ die Hand des Vaters los. »Einverstanden, Papa. Ich werde versuchen,
     einen zu finden.«
    Wütend und besorgt verließ er das Zimmer. Einen Priester. Beichten! Falls sein Vater tatsächlich beabsichtigte, all seine
     Sünden aufzuzählen, dann würde sich das locker bis in den helllichten Tag hinziehen. Vielleicht gar bis zum Folgetag. Dieses
     Arschloch, das immer nur an sich selbst gedacht hatte, das ihn nie geliebt, nie beachtet und seine Mutter am Tag ihres vierzigsten
     Geburtstags in die Wüste geschickt hatte! Immerhin hatte er es zu einem der reichsten und angesehensten Antiquitätenhändler
     Roms gebracht, ehe er alles mit Weibern und Kartenspiel verjubelte. Bei seinem einstigen Lebensstil grenzte es an ein Wunder, |10| dass er überhaupt so alt geworden war. Aber das reichte ihm noch immer nicht, nein, nun wollte er obendrein noch die Absolution
     von seinen Sünden, damit er sich bis in alle Ewigkeit weiteramüsieren konnte.
    »Meinetwegen, soll auch das noch geschehen«, sagte Ludovico sich. Er wollte keine Gewissensbisse, er wollte sich und der ganzen
     Welt beweisen, dass er für seinen Vater alles Erdenkliche getan hatte, auch wenn der es nicht verdiente. Was Himmel und Hölle
     anging – daran glaubte er wirklich, und er hatte gewisse Zweifel, dass der Herr dem Alten so ohne weiteres vergeben würde.
    Er schaute aus dem Fenster. Die Stadt atmete ganz flach, wie ein Tier, das auf der Seite lag, um die Hitze zu ertragen. Ludovico
     nahm die Schlüssel und trat aus dem Haus. Das Jesuitenseminar befand sich just am Ende ihrer Straße.
     
    »Pater, verzeiht mir, denn ich habe gesündigt.«
    »In nomine patris, et filii, et spiritus sancti.«
    »Amen.«
    »Wann hast du das letzte Mal gebeichtet, mein Sohn?«
     
    Nervös ging Ludovico vor der Zimmertür auf und ab. Der Priester, ein junger, dürrer Jesuit mit Brille, mit dem er, kaum war
     er um die Ecke gebogen, praktisch zusammengerannt war, hatte ihn hinausgeschickt, weil er mit dem Sterbenden allein sein wollte.
     Aber war es wirklich eine gute Idee gewesen, ihn ins Haus zu holen? Wollte sein Vater tatsächlich nur beichten? Oder hatte
     er irgendeinen bösen Streich im Sinn, wie damals, als er der Zugehfrau seinen Mercedes geschenkt hatte, da er sowieso nicht
     mehr Auto fahren konnte? Ludovico hatte ihn sich mit viel Mühe wiederbeschafft, wobei er der Frau mit der Ausweisung aus Italien
     hatte drohen müssen und dass er sie wegen Erschleichung eines Vorteils gegenüber einem Unmündigen |11| drankriegen würde, aber diese Schlampe hatte dagegengehalten, sie würde den Vater wegen sexueller Nötigung anzeigen, und ehe
     sie klein beigab, hatte sie einen nagelneuen Fiat Cinquecento verlangt – und bekommen.
    Wenn er das bisschen, das ihm geblieben ist, jetzt auch noch der Kirche vermacht, dann schwöre ich, dass ich ihn mit meinen
     eigenen Händen erwürge, dachte er. Aber nein, inzwischen war es zu spät, es würde ein Leichtes sein zu beweisen, dass sein
     Vater nicht mehr zurechnungsfähig war. Außerdem fehlten die Zeugen, und er kontrollierte immer, dass im Zimmer weder Papier
     noch Kugelschreiber waren.
     
    Nach einer guten halben Stunde machte der Priester die Tür wieder auf. Er war blass, und das lag nicht nur an der abgestandenen
     Luft im Zimmer. »Sie können hinein, Professore. Ihr Vater möchte mit Ihnen sprechen.«
     
    Ludovico trat ans Bett. Das Gesicht des Sterbenden sah viel entspannter aus und hatte sogar wieder etwas Farbe angenommen.
     Beeindruckend, welche Macht die Suggestion ausübt, dachte der Sohn.
    »Hör zu, Ludovico. Ich habe mich eben von einer Last befreit, die mir seit vierzig Jahren auf der Seele lag. Der gutherzige
     Pater hat mir die Absolution erteilt, und ich hoffe, dass auch Gott mir vergeben wird. Ich habe Böses getan, aber ich habe
     es mit Zins und Zinseszins abbezahlt, indem ich mir noch größeres Leid zugefügt habe, und euch ebenso, dir und deiner Mutter.
     Ich hoffe, auch du wirst mir verzeihen können.«
    Ludovico spürte, dass seine Augen sich mit Tränen füllten.
    »Ich habe Pater Antiochus alles erzählt. Sobald wir hier fertig sind, wirst du ihn in den Keller führen. Er wird dir erklären,
     was zu tun ist.«
    »Was womit zu tun ist?«
    |12| »Im Keller liegt etwas äußerst Wertvolles. Frucht eines Verbrechens. Es gehört weder dir noch mir. Pater Antiochus wird dafür
     sorgen, dass es seinem rechtmäßigen Besitzer zurückerstattet
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher