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Keine Pizza für Commissario Luciani

Titel: Keine Pizza für Commissario Luciani
Autoren: C Paglieri
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wird.«
    Die Tränen der Rührung versiegten schlagartig und wichen einer Welle glühenden Zorns.
    »Was ist das nun wieder für eine Geschichte?! Warum hast du mir nicht früher davon erzählt?«
    Der Vater betrachtete ihn. »Du bist wie ich, Ludovico. Du bist gierig. Und du kannst dich nicht beherrschen. Dieser gute Gottesmann
     wird dich davor bewahren, Dinge zu tun, die du dereinst bereuen würdest.«
    »Aber wie … wie kannst du … Du vertraust ihm mehr als mir?! Einem Menschen, den du heute Nacht zum ersten Mal gesehen hast?
     Glaubst du, dass ich deinen Letzten Willen nicht respektieren würde? Es ist immer das alte Lied, Papa, seit ich denken kann!
     Alles, was ich getan habe, alles, was ich aus eigener Kraft aufgebaut habe, ohne dich je um Hilfe zu bitten, das alles ist
     in deinen Augen keinen Pfifferling wert!«
    Er war laut geworden. In all den Jahren hatte sich in ihm eine Gereiztheit angestaut, die in diesen letzten drei Tagen, am
     Bett seines Vaters, einen Sättigungsgrad erreicht hatte und sich nun entlud. Er protestierte noch immer und verlangte eine
     Erklärung, als der Priester ihm behutsam eine Hand auf den Arm legte.
    »Er kann Sie nicht mehr hören, Professore.«
    Während Ludovico schlagartig verstummte und das höhnische Grinsen des Vaters und die Augen fixierte, die leeren Blickes an
     die Decke starrten, holte Pater Antiochus seinen silbernen Weihwasserschwengel aus der Tasche und besprengte den Leib Settimo
     Ranieris. »Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Nimm, o Herr, diese Seele zu dir auf …«

|13| Zwei
    Marietto Risso
    Camogli, heute
     
    »Ach Mensch, jetzt komm schon mit, wir bringen uns ein bisschen auf andere Gedanken.«
    »Was, sagst du, ist das für ein Kram?«
    »SuperSanremo . Ein Wettbewerb der besten Lieder des Festivals, die Sieger unter den Siegern, seit es Sanremo gibt.«
    »Nein, ich habe meiner Nichte versprochen, dass ich das Buch lese, das sie mir geschenkt hat … Sie fragt mich dann danach
     und wäre enttäuscht.«
    »Das kannst du doch morgen lesen, was macht das für einen Unterschied? Die Zanicchi ist dabei, die Vanoni, Gianni Morandi.«
    »Die besten Lieder … von wegen. Schlagerschmus, Beruhigungspillen für uns Vollidioten. Das einzige gute Lied bei Sanremo war
     das von Modugno, ach was, Lucio Dalla:
› Dice ch’era un bell’uomo e veniva , veniva dal ma-a-re
…‹«
    Gaetano lächelte. »Ja, ja, der schöne Seemann, das erinnert dich an was, nicht wahr? Wer weiß, wie viele Mädchen deinetwegen
     weinen mussten.«
    Marietto runzelte die Brauen. Die einzige Frau, die er wirklich geliebt hatte, war nur eine Nacht mit ihm zusammen gewesen,
     ehe sie ins Gras beißen musste. Nachdem die Faschisten sie abgeholt hatten.
    »Da gab es mehr Frauen, die mich zum Weinen gebracht haben«, sagte er mit einem Kopfschütteln.
    Sein Zimmergenosse kicherte, dann ließ er sich von ihm aufhelfen.
    »Komm, hauen wir ab, diesen Apfel hier kann ich |14| schon nicht mehr sehen. Allein der Geruch macht mich krank.«
    Marietto fasste ihn unter, stützte ihn und war stolz, dass er mit seinen achtundsiebzig Jahren alerter war als die meisten
     anderen hier drinnen, genau genommen war keiner so fit wie er. Er war der Einzige, der noch eine Arbeit draußen hatte und
     der ein und aus ging, wie es ihm gerade gefiel. Er war kein altes Eisen, das man im Heim entsorgt hatte, sondern jemand, der
     aus freien Stücken diesen Ort gewählt hatte, weil er seine Ruhe wollte, einen gedeckten Tisch mit warmem Essen und regelmäßig
     frische Bettwäsche. Ein bisschen wie im Hotel.
    Sie verließen den Speisesaal und kamen ins Fernsehzimmer, wo schon rund zehn Gäste saßen, einige davon waren eingeschlafen.
     Marietto half Gaetano auf einen Platz, von dem aus er gut sehen und hören konnte.
    »Komm, setz dich her und leiste uns Gesellschaft«, insistierte dieser. »Baudo ist einer, der sein Geschäft versteht. Und dann
     ist da die Dingsda, die Ulzinker. Die ist nett.«
    »Baudo, den kann ich nicht ab. Ich mochte Bonolis. Und den anderen da, wie heißt der noch? Der aus dem Radio.«
    »Ah, verstehe. Der, der so gut die Leute nachmacht, meinst du?«
    »Mhm. Wie heißt der noch?«
    »Fiorello«, sagte Signorina Gina, die neben Gaetano saß.
    »Genau, Fiorello. Es braucht frisches Blut, die Alten wie wir müssen irgendwann das Feld räumen, wir sind weder geistig noch
     körperlich mehr auf der Höhe.«
    »Ah, reden Sie mal für sich, Signor Mario. Ich fühle mich kein
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